Osterwalder Hüttenstollen begeistert auch die jüngeren Besucher
Osterwald (gök). Ohne Teamgedanken ging schon früher nichts. Diesen Gedanken hatten auch die Betreuer der WTW-Fußball-E-Jugend, als sie mit den zehn- und elf Jahre alten Kindern den Hüttenstollen in Osterwald besuchten. Führer Frank-Michael Heinrich fuhr mit den Kindern zusammen in den Hüttenstollen ein und erklärte die ganzen Arbeitsvorgänge von früher und Besonderheiten des Stollens.
Im Normalfall hat der Stollenführer am Wochenende nur vereinzelt Kinder in den Führungen. Wenn Schulklassen unter der Woche den Stollen und das anliegende Museum besuchen, geht der ehrenamtliche Stollenführer im Normalfall seinem richtigen Beruf nach und führt nur am Wochenende durch den in vielen Arbeitsstunden hergerichteten Stollen. Geduldig beantwortete Heinrich aber alle Fragen der Fußballmannschaft vom WTW, die während der gesamten Führung nicht endeten. Mit viel Fachwissen konnte Heinrich anhand von Vergleichen den Kindern die Besonderheiten des Bergwerkstollens erklären. Im Bergwerk selber gab es viele Berufe, die aber Hand in Hand arbeiten mussten. Zwar war die Arbeit unter Tage früher sehr hart, aber dort gab es im Vergleich zu anderen Berufen auch sehr viel zu verdienen. Die Kinder konnten sich kaum vorstellen, wie man etwa zehn Stunden lang im Bergwerk einen über 15 Kilogramm schweren Drucklufthammer nicht nur halten, sondern auch gegen das Gestein drücken kann. Dazu kam dann der immense Lärm, der den Kindern auch kurz lautstark veranschaulicht wurde.
Das aber schon früher ohne Teamarbeit nichts funktionierte, wurde den jungen Fußballern schnell deutlich. Der Hauer etwa zwängte sich mit kaum Licht in die manchmal nur 50 Zentimeter hohen Schächte und lösten dort die Steinkohle mühsam aus dem Fels, während die kostbaren Brocken dann auf einem Förderschlitten von 14- bis 15jährigen Helfern durch die Schächte gezogen wurden. Die mit rund einem Zentner Steinkohle und Gestein beladenen Tröge wurden dann – an der Hose oder am Bein befestigt – nach dem anstrengenden Weg im Schacht in die Loren ausgeleert und vom Bremser auf den Schienen weiterbefördert. Dieser nutzte in früheren Zeiten ohne Strom noch das Eigengewicht bei Gefälle oder Wasser als Gegengewicht in den leeren Loren. Den Kindern wurde schnell bewusst, wie sich die Bergleute mit kleinen Ideen das Leben unter Tage etwas einfacher machten. Die Karrenläufer schoben ihre Karren etwa mit einem Lederband etwas leichter durch die niedrigen Stollen. Nachdem die Kinder nach der Stollenführung sich auch noch einen Überblick im anliegenden Museum verschafft hatten, fuhr man mit dem Wissen nach Hause, dass neben dem Sport auch schon früher im Bergwerk alle zusammenhalten mussten.
Der Osterwalder Hüttenstollen feiert dieses Jahr sein 35jähriges Jubiläum. Mit Hilfe von Bergmännern aus Rössing-Barnten wurde der Stollen in den siebziger Jahren wieder begehbar gemacht und danach in vielen ehrenamtlichen Stunden auf den heutigen Stand gebracht. 1980 gründete sich der „Verein zur Förderung des Bergmannswesens Osterwald“ und begann kurze Zeit später auch die öffentlichen Führungen.
Anlässlich des Jubiläums hat sich der Verein dieses Jahr viel vorgenommen. Mit einem attraktiven Programm soll dem Trend aus dem Vorjahr mit abnehmenden Besucherzahlen entgegengetreten werden.
Schwerpunkt wird in diesem Jahr in den Sonderausstellungen die lokale und regionale Bergbautradition sein. In dem extra entwickelten Konzept „Projekt 4×7“ werden vier Teilausstellungen zwischen März und November für jeweils sieben Wochen zu sehen sein. „Der Bergbau im Spiegel von Kunst und Kitsch“ wird dabei vom 19. März bis 7. Mai an den Auftakt bilden. Dieser Ausstellung folgen dann noch „Der Bergbau und seine Organisationsformen“ ab dem 15. Mai bis zum 3. Juli, „Unter Tage: Arbeitsorganisation, Hierarchie, Arbeitstechniken, Gefahren, Berufskrankheiten der Bergleute vom 24. Juli bis 11. September und zum Abschluss „Alltagsleben der Bergleute“ vom 25. September bis 13. November. Neben diesen besonderen Ausstellungen wird es natürlich auch wieder die traditionellen Veranstaltungen wie den Internationalen Museumstag am 17. Mai, den Kindertag am 12. Juli oder den Tag des offenen Denkmals am 13. September geben. Auf der neu gestalteten Internetseite www.der-huettenstollen.de können interessierte Besucher noch viel mehr über den Geheimtipp unter den Museen in der Region erfahren.
Foto2+6: Stollenführer Frank-Michael Heinrich erklärt den Kindern den Arbeitsablauf unter Tage
Foto18: In so niedrigen Schächten wurden die Steinkohle mühsam abgebaut
Foto30: Im anschließenden Besuch des Museums begutachteten die Kinder die Ausstellung