bauch_ahlbrecht_friedemann_lindenbergZum ersten Mal keine Sparrunde

Kirchenkreistag Hildesheimer Land-Alfeld beschließt Finanzplanung bis 2022 und stellt Weichen für Verkündigung und Seelsorge

Hildesheim / Hameln-Pyrmont. Ein Finanzplan ohne Kürzungen! Seit 20 Jahren sitzt Thomas Müller schon im Finanz- und Planungsausschuss des evangelischen Kirchenkreises Hildesheimer Land Alfeld. Seit 18 Jahren ist er der Vorsitzende. Aber so etwas, berichtete der Salzhemmendorfer Pastor am Mittwochabend im Kirchenkreistag, habe er noch nie erlebt. Und so gab es auch keine einzige Gegenrede, als die Haushaltsplanung bis 2022 verabschiedet wurde. Mit Einnahmen von durchschnittlich 8.4 Millionen Euro jährlich kann der Kirchenkreis in den nächsten sechs Jahren so wirtschaften, dass keine weiteren Stellen gestrichen werden müssen.

Wichtigste Voraussetzung dafür ist die verbindliche Zusage der Landeskirche, die Mittel aus der Kirchensteuer, die sie an die Kirchenkreise und damit auch an die Gemeinden weitergibt, im neuen Planungszeitraum weitgehend stabil zu halten. Darum hätten die Kirchenkreise nach den zahlreichen Kürzungsrunden der vergangenen Jahre gebeten und das mache die derzeit gute wirtschaftliche Lage möglich, sagte Helmut Jost, Fachbereichsleiter für Finanz- und Bauwesen im Hildesheimer Kirchenamt: „Wir brauchen mal ein bisschen Ruhe.“

abstimmung_11-11-15  castel_11-11-15 frost_martina_11-11-15 henking_11-11-15 Allerdings, fügte Jost hinzu, sei das Finanzpaket des Kirchenkreises sehr eng geschnürt. Mehrere Pfarrstellen finanziere der Kirchenkreis über Zinserträge ja selbst, und das anhaltend niedrige Zinsniveau mache den Handlungsspielraum immer kleiner. Helmut Jost wagte auch einen Ausblick in die weitere Zukunft. Angesichts der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage erwarte er deutlich sinkende Einnahmen. Ab 2024 könne schon jetzt mit Haushalteinbußen von zehn Prozent gerechnet werden.

Doch vorerst haben Kirchenkreis und Gemeinden eine Verschnaufpause. Dazu passte die gute Nachricht des Elzer Superintendenten Christian Castel, dass für die Nachfolge des im Sommer ausgeschiedenen Leiters der Kirchenkreisjugendarbeit eine Lösung gefunden ist: Andrea Gärtner aus Duingen übernimmt mit einer halben Stelle die Aufgaben. Im Saaletal bleibt sie aber Diakonin: Ihr Stellenanteil dort verringert sich lediglich von 60 auf 50 Prozent. Eine neue Diakonin oder ein neuer Diakon für Elze-Eime werde ebenso bald gefunden sein, kündigte Castel an. Das Bewerbungsverfahren stehe kurz vor dem Abschluss. Auch die vakante PastorInnenstelle in Söhlde könne voraussichtlich im kommenden Jahr wieder besetzt werden.

ParkresidenzTurnusmäßig wählte der Kirchenkreistag seinen Vorstand neu. Christoph Bauch aus Adensen als Vorsitzender und Waltraud Friedemann aus Eimsen als Stellvertreterin wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Auch Achim Lindenberg aus Hackenstedt und Christine Abbetmeier aus Sibbesse wurden als Beisitzerinnen wieder gewählt. Neue dritte Beisitzerin ist Pastorin Sabine Ahlbrecht aus Lauenstein.

Außer für Finanz- und Personalfragen nahmen sich die 50 Delegierten aus den Gemeinden zwischen Söhlde und Coppenbrügge, zwischen Bockenem und Alfeld auch viel Zeit für inhaltliche Weichenstellungen. Die Alfelder Superintendentin Katharina Henking und Mitglieder einer Arbeitsgruppe stellten eine Überarbeitung des so genannten „Grundstandards“ für Verkündigung und Seelsorge vor.

In diesem Papier formuliert der Kirchenkreis Ziele und Maßnahmen, um auch in Zeiten sinkender Mitgliedszahlen seine geistlichen Angebote über die ganze große Fläche seiner beiden Amtsbereiche aufrecht erhalten zu können. Das beginnt bei der gottesdienstlichen Versorgung der Gemeinden. Angesichts zurückgehender Zahlen beim Nachwuchs und der anstehenden Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge wird es immer schwerer, PastorInnen für Land-Gemeinden zu finden. Neue Wege und Angebote bei Taufen, Hochzeiten und Bestattungen sollen bis 2020 diskutiert und gestartet werden. Zugleich sollen neue Gottesdienstformen und Modelle des KonfirmandInnen-Unterrichts entstehen. Die Seelsorge, im Alltag und in der Schule ebenso wie bei Notfällen oder im Krankenhaus, soll flächendeckend gesichert bleiben. Bei der ersten Sitzung im kommenden Jahr will der Kirchenkreistag den Grundstandard verabschieden.

 

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Einstimmig votierten die 50 Delegierten für die Finanzplanung bis 2022.               Fotos: Neite

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Offene Stellen im Kirchenkreisjugenddienst sowie in Elze-Eime und Söhlde können kurz- bis mittelfristig neu besetzt werden, kündigte Superintendent Christian Castel an.

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Der neue und zum großen Teil auch alte Vorstand mit Christoph Bauch aus Adensen, Sabine Ahlbrecht aus Lauenstein, Waltraud Friedemann aus Eimsen und Achim Lindenberg aus Hackenstedt. Auf dem Bild fehlt Christine Abbetmeier aus Sibbesse.

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Pastorin Martina Frost aus Bisperode stellte Ideen und Ziele zur gottesdienstlichen Versorgung der Gemeinden vor.

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Superintendentin Katharina Henking hat mit einer Arbeitsgruppe den Grundstandard Verkündigung und Seelsorge überarbeitet.

Quelle: Ralf Neite