Frage nach der Zukunft beschäftigt die Menschen
Aktive Bürger wollen zum Denken anregen und gucken zum Nachbarn
Oldendorf (gök). Die letzten zwei Jahre waren für Duingen und Gronau eine Erfolgsgeschichte. Politiker aller Parteien haben an einem Strang gezogen und fast das Unmögliche geschafft. Zahlreiche Könige verlieren nach Meinung vom Duinger Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Schulz ihren Thron, denn aus 14 Räten in den Samtgemeinden Duingen und Gronau werden zum Ende des kommenden Jahres nur vier bestehen bleiben. „Mit mir wird auch ein Hauptverwaltungsbeamter wegrationalisiert“, so Schulz in die Zukunft blickend, da er aber auch die von ihm selber gesteckte Altersgrenze erreicht. Auch Bürgermeister in den bisherigen Mitgliedsgemeinden wie Coppengrave, Marienhagen, Weenzen, Betheln, Banteln oder Brüggen wird es zukünftig nicht mehr geben. Zwar werden viele Menschen ihre Stellung verlieren, doch die Region und damit die neue Samtgemeinde Leinebergland – bestehend aus den Mitgliedsgemeinden Stadt Gronau, Flecken Eime und Duingen – soll von der Fusion der Samtgemeinden Gronau und Duingen profitieren. Ursprünglich hatte der Landkreis Hildesheim angeregt, dass es eine Fusion zwischen Alfeld, Freden und Duingen gibt. Schulz sah hier aber das Problem, dass man nicht auf Augenhöhe agierte. Nach dem „Nein“ aus Duingen orientierte sich Schulz dann nach Beratungen Richtung Gronau, wo man als echter Partner wahrgenommen wurde. In zahlreichen Sitzungen mit Lenkungsgruppen, Arbeitsgruppen und auf Verwaltungsebene wurde einstimmig von allen Ratsmitgliedern in den 14 Räten entschieden, dass man zur nächsten Kommunalwahl eine neue große Samtgemeinde wird. Der Service für die Menschen vor Ort soll erhalten bleiben und die Bürger ihre Ansprechpartner in den Rathäusern wie gewohnt behalten. In den Orten soll es Ortsbeauftragte geben, die auch ein Anhörungsrecht in den verbliebenen Räten haben. Vorschlagsrecht für diese Personen soll jeweils die stärkste Fraktion aus der jeweiligen Wahl in dem Ort haben.
Entscheidender Vorteil einer Fusion ist hier für die Politiker und Ratsmitglieder aber der Finanzielle. Denn durch Personalkosteneinsparungen in den beiden Verwaltungen ohne Kündigungen in Höhe von über 500 000 Euro sowie durch erhöhte Schlüsselzuweisungen vom Land über fast 800 000 Euro erhöht sich der Spielraum der neuen Samtgemeinde deutlich. Auf Einladung der Aktiven Bürger erklärte Schulz in Oldendorf den Weg zu der Fusion und berichtete von seinen Erfahrungen.
In den Schlüsselzuweisungen und finanziellem Ausgleich sieht auch der bei der Sitzung anwesende Coppenbrügger Gemeindebürgermeister Hans-Ulrich Peschka (CDU) das Problem. Das Thema Fusion mit Salzhemmendorf ist aus seiner Sicht nur ein „Nebenkriegsschauplatz“. Er will eher zusammen mit den Bürgern und Politikern erreichen, dass die Zuwendungen vom Bund und Land steigen. Dann wäre die Finanzsituation der Gemeinde auch besser und die Gemeinden könnten wieder mehr gestalten.
Zu der Sichtweise, dass es so finanziell nicht weitergehen kann, sind die Aktiven in ihrer bisherigen politischen Arbeit seit 2011 auch gekommen. Bei der letzten Kommunalwahl zogen die ersten drei Mitglieder der Aktiven Bürger in den Gemeinderat ein und auch in den Ortsräten Oldendorf, Lauenstein, Benstorf und Wallensen sind die Aktiven teilweise zahlreich vertreten. Anfangs noch auf das Schulthema konzentriert, haben sich die Aktiven weiter entwickelt. In der Oppositionsarbeit sind sie mittlerweile geübt und versuchen Akzente zu setzen. „Mit dem Besuch von Wolfgang Schulz wollten wir uns erstmal schlau machen und haben auch noch keine vorgefasste Meinung. Die derzeitige Finanzsituation der Gemeinde scheint uns aber in diese Richtung zu drängen. In den Haushaltsberatungen haben wir aber schon überlegt, was man tun kann. Wir wollen uns nicht damit begnügen, dass man die Situation nicht ändern kann“, so Thomas Hampe, der für die Aktiven auch im Gemeinderat sitzt. Auch für Jens Kottlarz vom Wallenser Ortsrat ist klar, dass die Situation so nicht bleiben kann. „Es darf keine heiligen Kühe geben. Uns sollte klar werden, dass wir die Herausforderung der nächsten Jahre nicht mit Mitteln und Konzepten der Vergangenheit lösen können!“ Dies war das Schlusswort nach dem dritten Bürgerforum der Aktiven Bürger, wozu sich immerhin 50 Zuhörer in Oldendorf versammelt hatten, die sich anscheinend auch mit Masse mit dem Gedanken der Gemeindefusion zwischen Coppenbrügge und Salzhemmendorf anfreunden konnten, wie eine kleine Umfrage am Ende der Veranstaltung zeigte.
Foto8489: Thomas Hampe, Wolfgang Schulz, Christoph Strüver, Jens Kottlarz, Bettina Wallbaum
Foto8490: Rund 50 Bürger waren in Oldendorf beim Bürgerforum der Aktiven Bürger dabei