Neue Website zur Hildesheimer Geschichte startet am 22. Januar 2016
Über 3.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und italienische Militärinternierte
waren im Zweiten Weltkrieg in einer Hildesheimer Tarnfabrik des Bosch-Konzerns beschäftigt.
Auf einer neuen Website dokumentiert die Berliner Geschichtswerkstatt e.V. aktuelle
Forschungsergebnisse und zahlreiche Videointerviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Die Website www.zwangsarbeit-bosch.de wird am 22. Januar 2016 online gestellt – 74 Jahre nach der
Ankunft der ersten polnischen Zwangsarbeiterinnen im Hildesheimer Wald.
„Die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen haben uns mit großem Vertrauen ihre Erlebnisse geschildert
und uns Dokumente und Fotos überlassen“, schreiben die Autorinnen. „Ihre Erinnerungen ermöglichen
die Auseinandersetzung mit einem Aspekt der deutschen Geschichte, der jahrzehntelang
absichtlich verdrängt worden ist.“
Bereits seit Mitte der 1990er Jahre befassen sich die Historikerin Angela Martin und die Publizistin
Ewa Czerwiakowski mit der NS-Zwangsarbeit und KZ-Außenanlagen. Im Auftrag der Berliner
Geschichtswerkstatt veröffentlichten sie 2002 ihre Forschungen über das Bosch-Ausweichwerk I in
Kleinmachnow bei Berlin. Auf der neuen Homepage rücken sie nun das Ausweichwerk II im
Hildesheimer Wald in den Focus.
1937 als reine Rüstungsfabrik gegründet, erhielt das Werk aus Tarnzwecken den Namen Elektro- und
Feinmechanische Industrie GmbH. Später wurde es in Trillke-Werke umbenannt. Hier mussten die
ZwangsarbeiterInnen Zubehör für Panzer und schwere LKWs der Wehrmacht fertigen. Ab Oktober
1943 nahmen die Trillke-Werke eine Monopolstellung ein: Alle deutschen Panzer wurden mit
elektrotechnischer Ausrüstung aus dem Hildesheimer Wald ausgestattet. Woher kamen die
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter? Wie waren sie untergebracht, wie haben sie gelebt? Und
was geschah mit ihnen nach dem Ende des Krieges? Diesen Fragen geht die neue Website nach.
Neun ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter berichten in Videointerviews über die
Trennung von ihren Familien, über Angst und Hunger, die unfreiwillige Arbeit in der Fremde und über
die Befreiung. Die Berichte werden durch seltene Fotos, persönliche Dokumente und informative
Hintergrundtexte zu den Themenkomplexen „Zwangsarbeit“ und „Firmengeschichte“ ergänzt.
Die Website versteht sich auch als ein Beitrag für die Erinnerungskultur der Stadt. Außerdem stellt sie
vielfältige Materialien für die Bildungsarbeit in Schulen und im außerschulischen Bereich bereit.
Kontakt:
Angela Martin (Autorin): angela.martin@t-online.de, 030 618 72 88
Thomas Irmer (Öffentlichkeitsarbeit): info@thomas-irmer.de, 030 612 80 818
www.zwangsarbeit-bosch.de ist eine Website der Berliner Geschichtswerkstatt e.V.
www.zwangsarbeit-bosch.de – online ab 22. Januar 2016!