Gedenken an viel Leid in dunkler Zeit
Stolpersteine in Hemmendorf verlegt
Hemmendorf (gök). Ihr Leid muss ein Großes gewesen sein. In der Schule drangsaliert, beschimpft, bespuckt oder geschlagen. Hannelore Zeckendorf war sieben Jahre alt, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Auch in Hemmendorf hatten die Nationalsozialisten schnell Oberwasser und waren allgegenwärtig. Die junge Jüdin durfte ab und an bei ihrer Tante in Köln durchatmen, wenn die Gängelei in ihrem Heimatort Hemmendorf zu viel wurde. Ihr Schicksal hat den Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom bei seiner Recherche besonders mitgenommen. „Ihr Leid muss furchtbar gewesen sein“, so der Historiker. 1938 kam nach der Reichsprogromnacht ihr Vater in das Konzentrationslager Buchenwald und starb schon wenige Tage später unter ungeklärten Umständen. „Menschen wurden damals manchmal dort einfach totgeschlagen“, ringt Gelderblom beim Gedanken daran um Worte.
Die junge Hannelore zog aus Hemmendorf weg nach Köln und landete später als Hausmädchen in einem jüdischen Altenheim in Göttingen. Dort arbeitete sie als junge Frau bis 1942 und wohnte mit ihrer Mutter in der Nähe. Am 31. März wurde sie schließlich mit ihrer Mutter in das Warschauer Ghetto deportiert und ist seitdem „verschollen“.
Der Stolperstein von Hannelore Zeckendorf war jetzt nur einer von 18, die von dem Künstler Gunter Demnig in Salzhemmendorf und Hemmendorf verlegt wurden. Daniel Stolte und Carsten Damke vom Bauhof der Gemeindeverwaltung gingen dem Künstler zur Hand und lösten Steine aus dem Pflaster vor den jeweiligen ehemaligen Wohnungen der Deportierten und ermordeten Menschen. Zehntausende von Stolpersteinen hat Demnig mittlerweile in 820 deutschen und 200 ausländischen Städten verlegt. Anfangs noch illegal und erst später legalisiert finden sich mittlerweile überall Spender, die die Steine finanzieren. „Obwohl Demnig schon so viele Steine verlegt hat, legt er bei jeder Aktion noch die notwendige Würde an den Tag“, so Gelderblom respektvoll.
Erfreut waren die Organisatoren rund um Diakonin Andrea Gärtner, dass zeitweise rund 100 Menschen bei der Verlegung anwesend waren. 30 Konfirmanden waren in die Projektarbeit mit einbezogen und verfolgten gebannt die abschließende Verlegung. Nachdem der letzte Stein verlegt war, betete Pastorin Sabine Ahlbrecht zusammen mit den Anwesenden, ehe Andrea Gärtner Schalom chaverim als musikalischen Friedensgruß anstimmte, damit Menschen wie Hannelore Zeckendorf nie wieder so ein Leid passiert und solche Taten nicht in Vergessenheit geraten. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“. Mit diesem Zitat begründet Gunter Demnig sein Projekt „Stolpersteine“.
Foto1: Vor der Verlegung wird zunächst geguckt, welche Pflastersteine dafür entfernt werden müssen
Foto4: Daniel Stolte und Carsten Damke vom Bauhof der Gemeinde entfernen die Pflastersteine
Foto11: Gunter Demnig verlegt mit Hilfe der Bauhofmitarbeiter Daniel Stolte und Carsten Damke die Stolpersteine
Foto25+26: Gunter Demnig bei der Verlegung
Foto27: Zeitweise waren rund 100 Menschen bei der Verlegung anwesend
Foto28+29: Eines der selten Bilder von Hannelore Zeckendorf (der „Wuschelkopf“ in der Mitte)
Foto30: 18 Stolpersteine sind jetzt in Hemmendorf und Salzhemmendorf zu finden
Foto31: Hannelore Zeckendorf wurde vermutlich in Warschau ermordet