Kommunikationstraining soll für weniger Übergriffe sorgen
Bundespolizei schult Mitarbeiter der Nordwest-Bahn
Hildesheim/Hameln (gök). Nicht nur gefühlt haben Übergriffe auf Personen in der Gesellschaft zugenommen. Auch bei der NordWestBahn gab es in der Vergangenheit eine kleine Steigerung von körperlichen oder verbalen Übergriffen gegen Reisende oder Servicemitarbeiter. “Aggressionen nehmen grundsätzlich zu, die Nutzer der Bahn sind dabei auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft”, so NordWestBahn-Pressesprecher Maik Seete.
Seit 2000 betreibt die NordWestBahn Strecken im Norddeutschen Raum und hat ihr Netz immer mehr erweitert. Schon seit der Gründung der Privatbahn werden die Servicemitarbeiter jährlich zweimal geschult, um in brenzligen Situationen sicher zu reagieren. Im südlichen Niedersachsen betreibt die Privatbahn die Strecken Weser-Bahn von Bünde über Hameln nach Hildesheim sowie die Lammetalbahn von Hildesheim über Bad Salzdetfurth nach Bodenburg. Diese Strecken sind anders als vor allem die Strecken in den Ballungszentren nicht als Party- oder Wochenendstrecken bekannt, sondern werden eher von Pendlern frequentiert. Auch Fußballfans nutzen diese Strecken nicht so häufig wie etwa die Metronom-Strecke auf der Strecke Göttingen – Hannover – Uelzen – Hamburg. Trotzdem kam es im vergangenen Jahr auf der Weser-Bahn und der Lammetal-Bahn zu zwei nennenswerten Vorfällen, wo Servicemitarbeiter der NordWestBahn verbal oder körperlich angegangen wurden. Seete schätzt, dass noch mehr brenzlige Situationen durch die geschulten Mitarbeiter schon früh durch passende Kommunikation entschärft werden konnten und das erlangte Wissen aus den Schulungen umgesetzt werden konnte.
Seit einem Jahr werden alle Servicemitarbeiter der Privatbahn zwischen Küste und Niederrhein mit den gleichen Standards geschult. Vorher waren die Schulungen in den jeweiligen Bereichen durch Regionalleiter geregelt. Damit will die Privatbahn einen noch höheren Standard erlangen und die gefährlichen Situationen weiter minimieren, um so das Bahnfahren zu einer noch sicheren Angelegenheit zu machen.
Eng kooperiert wird dabei auch mit der Bundespolizei. Polizeioberkommissar Detlef Lenger von der Bundespolizeiinspektion Hannover hat nun neben den grundsätzlichen internen Schulungen mehrere Servicemitarbeiter der NordWestBahn zusätzlich im Bereich Zivilcourage und Gewaltprävention geschult. Der Spezialist in der Präventionsarbeit vermittelte den Angestellten vor allem im Bereich des persönlichen Auftretens, der Körpersprache und der Kommunikation einen Eindruck von den Möglichkeiten der Deeskalation. Das Training mit der Bundespolizei fand seine Entstehung in dem derzeitigen Flüchtlingsthema. Viele Flüchtlinge können weder Deutsch oder Englisch, weshalb oft eine natürlich Sprachbarriere entsteht. Durch das Deeskalationstraining sollen Probleme schon im Ansatz vermieden werden. Dazu wurden die Mitarbeiter von dem erfahrenen Polizisten aber auch im Bereich des Umgangs mit betrunkenen Fußballfans, Schwarzfahrern oder im rechtlichen Bereich geschult. An den zwei Schulungstagen wurden auch Dinge wie Zuständigkeiten, Erreichbarkeiten und Zusammenarbeit von Privatbahn und Behörde erörtert. In Rollenspielen in einem Originaltriebwagen wurden die Servicemitarbeiter zum Abschluss der Fortbildung aufgefordert, das Erlernte umzusetzen. “Die Zugbegleiter sollen sich sicher fühlen, dann überträgt sich dieses Gefühl auch auf die Reisenden in den Zügen oder auf den Bahnhöfen”, erklärt Seete den Zweck der Schulungen. Alle Zugbegleiter aus dem Hildesheimer Raum sind mit der letzten Fortbildung nun auch in das Thema Gewaltprävention eingewiesen, so dass einer sicheren Bahnreise nichts mehr im Weg steht.
Foto1-3: Detlef Lenger mit den Teilnehmern an der Schulung
Foto4: Im Zug werden einige Situationen mit Detlef Lenger durchgespielt