Suhlenhirsch wird dokumentiert / Zackelschau in Osterwald
Osterwald (gök). Jäger im Flecken Salzhemmendorf sind nach Meinung von Wolfgang Rohrmann nicht schießwütig. Ganz im Gegenteil, freiwillig wird sogar auf das Schießen von Hirschen verzichtet. „Wir achten darauf, dass Hirsche erst im hohen Alter erlegt werden“, so Hegeringleiter Wolfgang Rohrmann. Der Bestand von derzeit 80 bis 100 Stück Rotwild wird konstant gehalten, doch die Jäger schießen mit Augenmaß. „Im Gegensatz zu vielen anderen Hegeringen gibt es hier daher auch keine Probleme mit Schäden in der Forst“, erklärt Rohrmann den weit über 100 Besuchern der Osterwalder Zackelschau. Bei der Zackelschau wird der Bestand des heimischen Rotwildes veranschaulicht. Dies geschieht mit Hilfe der Abwurfstangen – dem Geweih vom Hirsch.
Die Stangen wachsen jedem Hirsch ab dem Frühjahr innerhalb von dreieinhalb Monaten neu heran. Im Juli/August bildet sich dann auf dem Geweih die sogenannte Basthaut, die sich der Hirsch dann an den Bäumen der Umgebung abschlägt, wobei ab und an auch Schäden an den Bäumen entstehen. Zur Brunftzeit hat er dann jedes Jahr ein fertiges Geweih, welches er auch als Waffe nutzen kann. Im kommenden Februar verliert er die Stangen dann immer plötzlich, was die Tiere unter Umständen sehr schockieren kann. Der Verlust der beiden Stangen geschieht aber nicht immer gleichzeitig, so dass die Stangen schon mal zwei bis drei Kilometer auseinander liegen können.
Durch die Zackelschau wird ermöglicht, dass die Jäger ziemlich genau wissen, wie viele Hirsche bei Ihnen im Gebiet leben. Schon im 16. Jahr wird die Zackelschau durchgeführt, die einem großen Puzzle ähnelt. Bis zur Zackelschau sammeln die Jäger und manchmal auch Spaziergänger Geweihstangen und geben sie bei Wolfgang Rohrmann ab. Mit deren Hilfe wird dann dokumentiert, wie viele Hirsche im Hegering leben und wie alt diese sind. Normalerweise sollen Hirsche erst ab dem zwölften Lebensjahr geschossen werden. Zum Teil kommt es auch vor, dass einer der Hirsche – wie zuletzt der Eggen-Hirsch – einen natürlichen Tod stirb, ehe er im Alter geschossen wird. Die Geweihstangen dienen, ähnlich wie ein Fingerabdruck bei Menschen, zum Wiedererkennen der Hirsche und bilden einer Legende. Die Hirsche bekommen dabei in einem kleinen Hegering wie in Salzhemmendorf sogar Namen. Ein Hirsch wurde zum Beispiel von den Jägern als „Suhlen-Hirsch“ getauft. Den Name hat der Hirsch vom Fundort einer Geweihstange, die Rohrmann in einer Suhle fand. Ein Jahr später fand sein Sohn eine weitere Geweihstange des Hirsches erneut in einer Suhle, wodurch der Name sogar bestätigt wurde.
Feste Plätze gibt es nicht, wo die Hirsche ihre Geweihstangen verlieren. Dies kann überall passieren. Manchmal kommt es auch vor, dass Hirsche auch weiterwandern und sich woanders wie etwa in Harderode neue kleine Ansiedlungen von Rotwild bilden. Normalerweise verlassen aber gerade den Osterwald aufgrund der Bundesstraße 1 und der Bahnschienen nicht viele Hirsche. „Die Bundesstraße und die Bahnschienen wirken auf die Tiere vermutlich wie Grenzen“, erklärt Rohrmann.
Das Rotwild hat in dem 12000 Hektar großen Jagdrevier des Hochwildrings Osterwald ein Rückzugsgebiet von etwa 3000 Hektar Wald. „In manchen Jagdrevieren wurde der Fehler gemacht, dass der Bestand nicht kontrolliert wurde. So wurden anderswo manche Waldgebiete von dem Rotwild quasi leergefressen, was den Wäldern massiv geschadet hat“, so Rohrmann.
Die Zackelschau hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Publikumsrenner entwickelt. Bei traditionellen Tönen der Jagdhornbläser können sich die anwesenden Jäger und Besucher der Schau im Anschluss an die Moderation noch bei Gegrilltem oder einem Stück Kuchen über die Jagd oder den Wald in Gesprächen informieren. Besonders interessierte Bewohner der Region oder Jäger informieren sich über das Rotwild.
Foto2,8: Jäger und interessierte Einwohner informieren sich über die Hirsche im Gebiet
Foto5: Mittels der Geweihstangen und Fotos wird das Leben des Hirsches dokumentiert
Foto11: Weit über 100 Besucher kommen jedes Jahr zur Zackelschau nach Osterwald
Foto13: Die Jagdhornbläser begrüßen die Besucher der Zackelschau
Foto19: Wolfgang Rohrmann erläutert den Besuchern über Mikrofon und Lautsprecher den Sinn der Zackelschau
Foto20: Der Eggen-Hirsch ist an einem natürlichen Tod gestorben