„Das könnte was für mich sein“
Von der Bankkauffrau zur zertifizierten Hundetrainerin
Lauenstein (gök). „Jetzt geht mal bitte auseinander, er soll sich nicht hinter Euch verstecken können“, bittet Martina Willems die Besucher auf ihrem Hundetrainingsplatz beim Naturerlebnisbad Lauenstein. Gemeint ist der erst wenige Wochen alte Šarplaninac Diego, der sich hinter den Beinen der Besucher zu verstecken versucht. Der nach dem Grenzgebirge „Šar Planina“ zwischen dem Kosovo und Mazedonien benannte Herdenschutzhund hat noch Schwierigkeiten, sich mit anderen Hunden zu sozialisieren und genießt so die volle Aufmerksamkeit von Martina Willems.
Die gelernte Bankkauffrau schaffte sich zusammen mit ihrer Familie 1992 den ersten Hund an und besuchte mit diesem damals auch eine Hundeschule, wenn sie zuhause nicht als Hausfrau und Mutter verplant war. Schnell dachte sie damals „das könnte auch etwas für mich sein“. Nachdem sie sich mit ausführlich mit ihrem damaligen Golden Retriever Eyco beschäftigt hatte, bekam sie viele Rückkoppelungen von Bekannten, dass ihr Hund sehr gut erzogen ist. Die ersten Kontakte waren schnell geknüpft, so dass sie 1995 erstmals mit drei Hunden auf einer Wiese trainierte. 1999 richtete sie dann ihren jetzigen Hundetrainingsplatz am Pfingstanger in Lauenstein her, wo sie seitdem hunderte von Hunden in Gruppen oder bei Bedarf im Einzelunterricht trainiert hat.
Für Martina Willems war es neben der Ausbildung der Hunde immer sehr wichtig, auch das Gespräch mit den dazugehörigen Menschen zu suchen. In den Sommerferien arbeitet sie in Lauenstein aber nur mit einer Welpengruppe, zu der jetzt auch der kleine Diego gehört. Seine Halterin ist eine erfahrene Hundehalterin und will sich nun noch einmal einem anstrengenden Fall annehmen. Denn schon als Welpe zeigt Diego, dass er einen eigenen Kopf hat. Die ersten Übungen macht der Šarplaninac aber schon sehr gut mit. Nach einem Leckerli rennt er brav an der Leine mit und bekommt dann auch seine Belohnung nach erfolgreicher Übung. Bevor die Übungen aber losgehen, dürfen die Hunde ausgiebig eine Viertelstunde zusammen spielen und sich erst einmal austoben. Zum Einsatz kommt dabei auch ein über drei Meter langer Tunnel, wodurch die Welpen Angst abbauen können. Schnell haben die Welpen den Spaß erkannt und rennen begeistert durch den Tunnel. Während sich die Hundebesitzer an dem Hundespiel erfreuen und sich amüsieren, lassen die Hunde so die erste Energie auf dem Hundeplatz und können beruhigt die verschiedenen Übungen beginnen. „Viele Hundeschulen trainieren nur, doch mir ist eine gute Sozialisierung der Hunde sehr wichtig. Die Hunde sollen untereinander gut auskommen und sich auch an andere Hunde gewöhnen“, so Willems.
Die Hundetrainerin trainiert die Gruppen mit nicht mehr als acht Hunden, wobei sie von der Größe her keinen Unterschied macht. Nach der ersten Hundeschule bleiben Willems viele Hunde auch erhalten, da diese dann teilweise später in den Folgejahren auch Auslastungstraining oder Apportierkurse mit ihren Haltern genießen. In den vergangenen Jahren durfte sich jeder Halter auch Hundetrainer nennen und unabhängig vom Wissens- oder Ausbildungsstand mit Hunden trainieren. 2014 wurde aber das Tierschutzgesetz geändert, wodurch eine amtlich anerkannte Zertifizierung für Hundetrainer Vorschrift wurde. Martina Willems stellte sich dieser Zertifizierung als erste Hundetrainerin im Ostkreis und begann 2015 eine mehrmonatige Qualifizierungsmaßnahme bei einem Institut in Oldenburg, welches sie dann erfolgreich abschloss. „Auch wenn ich seit Jahrzehnten mit Hunde arbeite, habe ich dort mit der vielen theoretischen Ausbildung auch viel Neues kennengelernt“, so Willems. Im vergangenen April folgte dann auch die erfolgreiche Prüfung beim Landkreis, wodurch Willems nun die erste Hundeschule im Ostkreis mit amtlicher Genehmigung gemäß §11 des Tierschutzgesetzes führt. Seit Mai 2016 darf sie nun auch den in Niedersachsen vorgeschriebenen Hundeführerschein abnehmen, womit bei den Hundehaltern ein sogenannter Sachkundenachweis erworben wird. Mit dieser Vorschrift reagierte das Land Niedersachsen auf mehrere Beißattacken in der Vergangenheit. Von solchen Beißattacken ist in Lauenstein aber nichts zu merken. Nach anfänglicher Skepsis tollt auch Diego zufrieden mit den Welpen und zwei ausgewachsenen Hunden als „Hilfserziehern“ über das Hundegelände in Lauenstein.
Foto1: Vor dem Training befüllt Martina Willems die Hundetankstelle
Foto16: Frieda folgt ihrem Begleiter Gerhard Meyer schon brav an der Seite
Foto36: Der kleine Labrador Barney lässt sich noch gerne ablenken
Foto43: Nach anfänglicher Skepsis führt der kleine Šarplaninac Diego die Übungen schon sehr gut durch
Foto53: Die vier Monate junge Rottweilerin Amira zeigt sich während der Hundeschule als Klassenprimus
Foto73: Diego nähert sich langsam den anderen spielenden Welpen
Foto78: Nach ein paar Minuten Gewöhnung haben sich die Welpen an den Tunnel gewöhnt
Foto96+99: Ausgelassen toben die Hunde auf dem Platz