Ab nächsten Sommer soll der Bürgerbus durch das Saaletal rollen
Trägerverein für Bürgerbus in Salzhemmendorf gegründet / Manfred Roth Vorsitzender
Salzhemmendorf (gök). Kommenden Sommer soll es soweit sein. Wie in der Nachbargemeinde Coppenbrügge soll auch im Flecken Salzhemmendorf ein von Ehrenamtlichen gesteuerter Bürgerbus durch den Flecken rollen und Fahrgäste transportieren. Vor einem halben Jahr nahm sich Manfred Roth ein Herz und forcierte das Projekt hier im Flecken. Nach einem anfänglichen Infogespräch mit den Öffis in Hameln machte er zunächst Werbung für einen Bürgerbus und gewann in zahlreichen Gesprächen schon etliche Bürger, die sich als Fahrer in das Projekt einbringen wollen.
Nach Absprache mit Gerhard Löcker und der Gemeindeverwaltung wurde nun zur Vereinsgründung in das Rathaus eingeladen, wozu rund 30 Bürger anwesend waren. Löcker war früher bei der Kreisverkehrsgesellschaft und berät nun in seinem Ruhestand in Südniedersachsen Bürgerbusprojekte. Nachdem Coppenbrügge für ihn das erste Projekt war, ist Salzhemmendorf nun schon das sechste Bürgerbusprojekt, was er begleitet. In ganz Deutschland gibt es schon 300 ähnliche Projekte, wovon 55 in Niedersachsen – vorwiegend im nördlichen Bereich – stattfinden. Der große Vorteil eines Bürgerbusses sind die ehrenamtlichen Fahrer, wodurch kaum Personalkosten entstehen. „Im öffentlichen Personennahverkehr schlagen diese Kosten sonst mit rund 70 Prozent zu Buche und sorgen für den größten Posten“, erklärte der Verkehrsplaner Mathias Marschall, der extra aus Hameln von den Öffis angereist war.
Keine Probleme wird der durch 17 Mitglieder gegründete neue Verein nach Einschätzung von Manfred Roth mit der Finanzierung des Bürgerbusses haben. Nach ersten Vorgesprächen geht Roth davon aus, dass der Bus neben Mitteln vom Land auch von den Öffis noch mit 25 Prozent gefördert wird und so der Betrieb organisiert werden kann. Die mindestens notwendigen 12 Fahrer hat Roth schon längere Zeit zusammen und arbeitet daran, diesen Fahrerstamm noch zu erweitern. Neben einem Mindestalter von 21 Jahren ist für einen Personenbeförderungsschein eine zweijährige Fahrerlaubnis der EU-Klasse B (die alte Klasse 3), ein Gesundheitszeugnis, ein Führungszeugnis und eine Auskunft aus dem Verkehrszentralregister notwendig, die frei von schwerwiegenden Vergehen wie Unfallflucht oder Trunkenheit am Steuer ist.
Für die Umsetzung des Bürgerbusprinzips „Salzhemmendorfer fahren für Salzhemmendorfer“ wird Roth zusammen mit seinen neuen Vorstandskollegen Stellvertreter Reinhold Breyer und Kassiererin Heidrun Schützenauer die Gespräche in den nächsten vier bis fünf Monaten vorantreiben. Erste Fahrpläne werden ausgearbeitet und dann vermutlich auch der Bürgerbus bestellt, der laut Roth die Anschaffungskosten von 130 000 Euro für den Neun-Sitzer nicht überschreiten soll. Für kleines Geld sollen die Menschen dann durch den Flecken gefahren werden können und so barrierefrei am Leben teilnehmen. In Coppenbrügge werden in guten Monaten jetzt schon 900 Menschen befördert, was die Verantwortlichen dann auch für Salzhemmendorf hoffen. Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening betonte, dass man die nun folgende Umsetzung des Bürgerbusses hauptsächlich dem Engagement von Manfred Roth zu verdanken habe, der in den letzten Monaten da schon viel Arbeitskraft investiert hat.
Der Bürgerbus soll zukünftig das bestehende Angebot ergänzen und keine Konkurrenz darstellen. Löcker sieht den Bürgerbus auch nicht in Konkurrenz zu den Taxi-Unternehmen, da die Nutzer der Busse zu 90 Prozent andere sind. „Eine Seniorin mit 1000 Euro Rente fährt nicht mit dem Taxi zum Einkaufen“, wurde klargestellt.
Foto1: Gerhard Löcker stellte das Bürgerbuskonzept vor
Foto2: Gut 30 Menschen waren der Einladung zur Vereinsgründung gefolgt
Foto3: Der Vorstand mit den beteiligten Personen
Foto: Auf dem Wallenser Stadtfest wurde der Bürgerbus aus Coppenbrügge vorgestellt und Manfred Roth konnte auch dort einen Fahrer für das Projekt gewinnen