Dr. Marco Trips vom Städte- und Gemeindebund als Gastredner
Elze (gök). Bereits seit 2004 veranstaltet die Stadt Elze regelmäßig einen Neujahrsempfang, wo vor allem dem Ehrenamt in der Stadt mit zahlreichen Abgeordneten der Vereine gedankt wird. Bürgermeister Rolf Pfeiffer nutzte die Gelegenheit, um den 130 Anwesenden einen Rückblick auf das vergangene Jahr und einen Ausblick in die Zukunft zu geben. Die Fraktionen im Rat – SPD und CDU/UWE – wechseln sich jedes Jahr als Ausrichter mit ab, wobei die politische Ausrichtung in den festlichen Ansprachen keine Rolle spielt und Diskussionen auf die politischen Sitzungen vertagt werden.
Zu Beginn des Empfangs und auch zwischendurch stand die Fröhlichkeit im Mittelpunkt, als Mirle Köhler und Matti Müller für eine passende musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgten. Passend zu Écouché, der französischen Partnerstadt von Elze, starteten die Musiker mit einem Chanson von Yves Montand und sorgten so für eine gelöste Stimmung in der Aula der Astrid-Lindgren-Schule. Zwischendurch sorgten französische und deutsche Chansons gepaart mit einem kecken Auftritt der Sänger für vergnügliche Unterhaltung zwischen den Redebeiträgen.
Stellung nahm Pfeiffer gleich zu der Politikverdrossenheit und tadelte das Verhalten von vielen Politikern und der sogenannten Elite in Deutschland. Umso erleichterter ist Pfeiffer, dass das Verhältnis in Elze aus seiner Sicht noch in Ordnung ist. Vor allem das ehrenamtliche Engagement ist in der Saalestadt sehr ausgeprägt, wo auch die Flüchtlingsströme am Elzer Bahnhof die Elzer gefordert haben. In Elze kann man aus Sicht des Bürgermeisters stolz auf das Erreichte sein. So war etwa der Haushalt erneut ausgeglichen oder der Ausbau des Gewerbegebietes wurde weiter vorangetrieben. Gefördert wird aber nicht nur die Stadt, sondern auch die Stadtteile wie etwa Wülfingen profitieren, wo etwa für 1,5 Millionen ein gesellschaftliches Ortszentrum neu gebaut wird. Als großes Ziel hat Pfeiffer ausgegeben, dass Elze auch weiterhin lebens- und liebenswert bleibt. Dazu soll Wohnraum weiter bezahlbar bleiben und die Infrastruktur mit Betreuungsplätzen für Kinder weiter ausgebaut werden.
Mit Ute Bertram (CDU) und Bernd Westphal (SPD) konnte die Stadt dieses Jahr auch wieder die heimischen Bundestagsabgeordneten begrüßen. Bertram ließ in ihren Grußworten vor allem die Gedanken in die Ferne schweifen, wo Bedrohungen wie unklare politische Richtungen wie etwa beim neuen US-Präsidenten Donald Trump oder der Terror in der Welt die Menschen in diesen Tagen bewegen. Sie stellte aber auch die Vorzüge von Deutschland in den Mittelpunkt ihrer Worte, wo die stabile Wirtschaftslage auch bei den Menschen ankommt und fast für eine Vollbeschäftigung aller Menschen sorgt. Bernd Westphal lobte vor allem das Engagement der anwesenden Kommunalpolitiker, die viel Freizeit für die Entwicklung ihrer Region opfern. Positiv sah Westphal die Investitionen der Stadt in der Vergangenheit, die den Wohlstand von morgen sichern sollen.
Als Gastredner war dieses Jahr Dr. Marco Trips anwesend, der als Präsident dem niedersächsischen Städte- und Gemeindebund vorsteht. Schnell kam Trips in seinen Worten zu den ernsten Themen, als er vor allem das humanitäre Drama der Flüchtlinge ansprach, dass zu vielen Toten im Mittelmeer führte. Der Leistung der Kommunen, Städte und dem Land ist es zu verdanken, dass viele Menschen menschenwürdig untergebracht werden konnten. Der größte Dank von Trips ging aber an das Ehrenamt, womit er die Brücke zu dem Neujahrsempfang in Elze schlug. Einige Zahlen hatte der Präsident der niedersächsischen Kommunen auch im Gepäck. So sind von den Flüchtlingen bisher 400 000 in Hartz IV und nur 120 000 in sozialversicherungspflichten Jobs gelandet. Dieses Verhältnis muss man laut Trips umdrehen und die Menschen weiter integrieren. Für bedenklich hält er aber auch die größer werdende Schere von Arm und Reich in der Welt, was in Deutschland noch nicht so weit ausgeprägt ist. Auf die Kommunen kommen vor allem Investitionen zu, um die man in den nächsten Jahren nicht herumkommt. Die Infrastruktur soll wenn nicht ausgebaut, zumindest in Stand gehalten werden. Themen wie Brücken- und Straßenerneuerung wird neben den Sozialausgaben die öffentlichen Kassen zukünftig sehr belasten. „Zeitgleich Wohltaten zu verleihen und anderes auf Verschleiß zu fahren, wird künftig nicht mehr funktionieren“, so Trips.
Ein anderes Thema in seiner Rede war die Digitalisierung. Ob am Computer erzeugte Schauspieler, selbstfahrende Autos oder die Vernetzung wird die Menschen immer mehr beschäftigen. „Da werden Dinge passieren, die man sich jetzt noch gar nicht vorstellen kann“, erklärte Trips, der auch einen Rundumschlag zu vielen anderen Themen wie innere Sicherheit oder der Stimmung im Land vollzog. Besonders die Stimmung in Deutschland lag Trips als Thema am Herzen. „Lassen wir uns nicht selber Irre machen“. Man kann nicht sofort liefern, sondern manche Dinge müssen laut Trips zunächst sachlich ohne Emotionen diskutiert werden. „Wenn wir nur „Dschungelcamp“ oder „Frauentausch“ gucken wollen, dann bekommen wir das in der Öffentlichkeit auch“, bat Trips die Anwesenden um entsprechendes Verhalten in der Zukunft.
Foto3921: Rolf Pfeiffer bei der Begrüßung
Foto3922: Rund 130 Besucher waren der Einladung zum Neujahrsempfang gefolgt
Foto3923: Mirle Köhler und Matti Müller sorgten für musikalische Unterhaltung
Foto3925+3926: Dr. Marco Trips war dieses Jahr als Gastredner beim Neujahrsempfang in Elze