In Benstorf soll keiner alleine essen
Benstorf (gök). Mit 57 Jahren ging Hannelore Möller in den Vorruhestand und hatte ab da dann mehr Zeit. Beim Spaziergang durch Benstorf fiel ihr mit ihrem Mann zusammen auf, dass viele Benstorfer mittlerweile alleine wohnen. Ein Gespräch mit einem älteren alleinstehenden Mann aus dem Dorf brachte ihr dann eine Idee. „Ich mache die Tagesfahrten von den Vereinen eigentlich nur mit, weil ich dann in großer Runde gemütlich was essen kann“. Die leidenschaftliche Hobbyköchin sprach dann zuerst mit ihrer Freundin Renate Kabus, die sich auch gleich für die Idee von Möller begeistern konnte.
Zusammen wollten die beiden im Dorfgemeinschaftshaus Benstorfern die Möglichkeit geben, in Gemeinschaft ihr Essen einzunehmen. Seit 2009 schon bieten die beiden Rentnerinnen jeweils ab Oktober in der Wintersaison jeden zweiten Donnerstag im Dorfgemeinschaftshaus ein Suppenessen an. Die Kosten werden dabei durch einen kleinen Unkostenbeitrag der Teilnehmer aufgefangen, so dass sich das ganze Gemeinschaftsessen von alleine trägt und keiner Zuschüsse bedarf.
Der Aufwand ist dabei für die beiden Frauen nicht zu unterschätzen, wobei ihnen die Arbeit aber auch viel Spaß macht. Spätestens um 9 Uhr stehen die Frauen dann einmal im Monat in der Küche des Dorfgemeinschaftshauses und schnippeln ordentlich Gemüse und andere Zutaten. Bei jedem Suppenessen werden zwei verschiedene Suppen angeboten, wobei sich im Laufe der Jahre natürlich auch Favoriten bei den Gästen herauskristallisiert haben. Zu Beginn des Winters freuen sich viele der Stammgäste natürlich gleich auf eine Kürbissuppe, ehe später auch die Hühner-Nudel-Suppe oder die Niedersächsische Graupensuppe mit viel Gemüseinhalt sehr gefragt sind. Seit vergangenen November sind auch regelmäßig sieben bis acht Schüler aus der Ganztagesbetreuung der Grundschule im Saaletal aus Oldendorf zu Gast. „Anfangs dachte ich noch, ob die sich für die verschiedenen Suppen denn überhaupt begeistern können. Doch mittlerweile gibt es bei den Schülern sogar Diskussionen, wer zum Essen kommen kann“, so Möller. Denn für alle Kinder aus der Ganztagsbetreuung reicht der Platz im Benstorfer Dorfgemeinschaftshaus nicht aus, da es auch schon um die 35 Stammesser gibt. Die restlichen Kinder essen dann wie sonst auch in den Betreuungsräumen der Grundschule. Beim ersten Kochen waren es schon 14 Gäste, was dann schnell anwuchs und die beiden Köche mittlerweile auch an ihre Kapazitätsgrenzen brachte.
Beim letzten Mal hatten die beiden Köchinnen Suppenzutaten auch schon Zuhause vorbereitet. Denn für die Innsbrucker Knoblauchcremesuppe wird eine große Schüssel gepresster Knoblauch benötigt, was schon vorher vorbereitet wurde. Auch die dazugehörigen Croutons wurden schon in Knoblauch angebraten, dass das nötige Aroma verleiht. Das Rezept für die Suppe hat Möller im Internet gefunden und darauf geachtet, dass es ein Original-Rezept aus Österreich ist. Als zweite Suppe wird auch noch ein Bohneneintopf nach Chili-Con-Carne-Art angeboten, der sich auch großer Beliebtheit erfreut. Jedes Mal werden zwei Töpfe Suppe mit insgesamt 54 Litern zubereitet, damit sich jeder Esser auch satt essen kann. Hannelore Möller und Renate Kabus ist besonders wichtig, dass immer frisch gekocht wird. Am Vortag fahren die beiden gerne zum Markt nach Hameln, da dort das Angebot beim Gemüse besonders groß ist. Ab dem Frühjahr macht dann ein gemeinsames Suppenessen keinen Sinn mehr, da für viele Stammesser die Gartensaison beginnt. Umso erfreuter sind dann im Oktober alle, wenn es mit dem gemeinsamen Suppenessen wieder losgeht. Zu Beginn wird gleich ein Plan mit den verschiedenen Suppen geschrieben, der aber auch mal umgestoßen wird. „Wenn wir zum Beispiel ein bestimmtes Gemüse nicht frisch bekommen, ziehen wir eine Suppe auch mal vor und planen die andere dann später wieder ein“, so Möller.
Entgegen kommt den beiden Köchinnen für ihr Suppenessen das gut ausgerüstete Dorfgemeinschaftshaus in Benstorf, das vom Dorfgemeinschaftsverein betrieben wird. Dort ist genug Besteck für gleich 80 Esser vorhanden und auch genug Platz in der Küche. Mitgebracht werden zum Kochen jeweils nur die zwei 27 Liter fassenden Töpfe und der Gemüsehobel von Hannelore Möller, der dann immer richtig beansprucht wird. Nachdem sich jeder satt gegessen hat, gibt es dann für jeden Esser auch immer eine kleine Süßigkeit zum Nachtisch, da es unter den Essern auch ein paar Naschkatzen gibt.
„Ich wollte in meiner Jugend eigentlich sogar mal Köchin werden. Doch mein Onkel war Koch und hat mich aufgrund seiner großen körperlichen Belastung überzeugt, doch einen anderen Weg einzuschlagen. Die Freude am Kochen habe ich mir aber erhalten“, erklärt Renate Kabus im Gespräch, der man den Spaß am gemeinsamen Kochen mit Hannelore Möller sehr anmerkt. Wenn eine der beiden wegen Krankheit oder Urlaub mal ausfällt, ist das auch kein Problem, da zwei Aushilfen auch mal kurzfristig einspringen, damit das Suppenessen für die Benstorfer Dorfgemeinschaft nicht ausfällt.
Foto1: Hannelore Möller arbeitet mit ihrem Gemüsehobel in der Küche vom DGH Benstorf
Foto4: Auch das Eindecken erledigen Renate Kabus und Hannelore Möller zusammen
Foto8: Der Bohneneintopf nach Chili-Con-Carne-Art kommt bei den Essern gut an
Foto9: Eine ganze Schüssel Knoblauch wurde Zuhause schon vorbereitet
Foto11: Auch die Croutons wurden schon vorher vorbereitet
Foto13: 35 Stammesser gibt es beim Suppenessen in Benstorf