Töpferofen als weiteres Markenzeichen im Pottland

Einhausung des Töpferofens in Coppengrave eingeweiht

Coppengrave (gök). Vermutlich haben im Pottland vor mehreren hundert Jahren an vielen Stellen gleichzeitig Schornsteine gequalmt, damit das berühmteste Erzeugnis des Pottlandes hergestellt werden konnte. Zig Töpferwerkstätten gab es in der Region, wo das berühmte Duinger Steinzeug hergestellt wurde. Mittlerweile gibt es bis auf eine Ausnahme überall nur noch moderne elektrische Brennöfen. In Coppengrave schuf im Rahmen der 600-Jahr-Feier des Ortes nach historischem Vorbild ein Team der Uni Göttingen im Jahr 2000 einen historischen Töpferofen, mit dem das Uni-Team und später die Unterstützer vom Duinger Töpfermuseum Keramik brennen konnten. Der Bau des Ofens dauerte damals etwa zwei Wochen. Die über sechs Meter langgestreckte Form des Ofens, der an einem kleinen Hügel errichtet wurde, besteht aus einem tunnelartigen Gerüst aus etwa 300 gebogenen Weidenzweigen, die als Stütze für zwei Schichten Lehm dienen. Der Bau wurde damals auch von der Coppengraver Gemeinde gefördert, die die Unterkunfts- und Materialkosten übernahm. Sogar der NDR berichtete in einem Fernsehbericht über das interessante Projekt.

2012 wurde der Ofen das letzte Mal mit großem Aufwand angeheizt. Im Schichtbetrieb wurde damals die Temperatur nach oben getrieben. Über Nacht wurden etwa drei Schichten von je vier Stunden mit jeweils zwei Personen betrieben. Immer wieder wurden Temperaturen kontrolliert, Risse wieder zugeschmiert oder alle auffälligen Geräusche, wie etwa umfallende Tonwaren, notiert. Am darauffolgenden Tag wurde dann unter Einhaltung der Brennkurve die Maximaltemperatur von 1270 Grad durch das Team um die damalige Leiterin des Töpfermuseums Stephanie Link erreicht. Danach wurde der Ofen zugemauert und erst nach einer Woche wieder geöffnet. Bei einem solchen Brennvorgang zum Anheizen benötigte man alleine etwa drei Raummeter Holz, was den entsprechenden Aufwand zeigt.

Ein Brennvorgang ist in dem Töpferofen aufgrund seines Zustandes sehr unwahrscheinlich geworden. 2014 stand sogar die Entscheidung an, ob man den Ofen überhaupt erhalten kann. Das Dach war so marode, dass der Ofen bei entsprechender Witterung vom Einsturz bedroht war. Der Bauhof sicherte damals den Ofen ab und der Heimat- und Verkehrsverein Coppengrave machte es sich zur Aufgabe, dieses historisch wertvolle Kulturgut für die Nachwelt zu erhalten. Der damalige Vorsitzende Reinhold „Gatter“ Heuer übernahm als Zimmermann die Planungen und trieb diese maßgeblich voran, weshalb der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Schulz sein Engagement bei der Einweihung jetzt auch entsprechend würdigte. „Gerade ihm war dieses Projekt ans Herz gewachsen und es ist schade, dass er die Einweihung nach seinem Tod Ende April nicht mehr erleben kann“, so Schulz betrübt.

Nicht möglich wäre die neue Behausung des Töpferofens aber auch ohne die Sponsoren gewesen. Alleine der Landschaftsverband gab 4000 Euro dazu, um mit dem Töpferofen auch die Marke Pottland zu stärken und auszubauen. Durch die Stiftung der Sparda-Bank, den Stromversorger Westfalen-Weser und private Spenden stieg die Summe der Spenden auf über 7000 Euro an. Erste Schätzungen ging bei der Umhausung von Kosten in Höhe von 5000 Euro aus. Doch einige weitere Ideen ließen die Kosten für das Gebäude auf 8172,50 Euro steigen. Aufgestellte Tafeln und der Weg zum Ofen steigerten die Gesamtkosten dann auf rund 10 000 Euro. Doch dank der Spenden fällt der kommunale Anteil im Verhältnis sehr gering aus.

Das Finanzielle ist das eine, aber die Umsetzung wäre ohne die viele ehrenamtliche Arbeit nicht möglich gewesen. Das stellte Schulz in seinen Eröffnungsworten klar und brachte das gegenüber den geladenen Gästen auch zum Ausdruck. Die Mitglieder vom Heimat- und Verkehrsverein haben unzählige Stunden geleistet und werden zu einem späteren Dankesgrillen nochmal zusammen mit allen anderen Helfern eingeladen. Der Ofen gilt auch für die Gemeinde nun als wichtiger Bestandteil des zukünftigen Tourismus in der Region. Er wird etwa helfen, wenn Wanderwege zertifiziert werden sollen. „Mit dem Historischen Töpferofen haben wir uns weiter zukunftsfähig in den Bereichen Naherholung und vielleicht auch Tourismus und Wirtschaft aufgestellt“, so Schulz.

Auch Duingens Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Klaus Krumfuß (CDU) lobte die Beteiligten für ihr Engagement. „Die Region wird immer interessanter und der Markenname Pottland wird weiter verfestigt. Gemeindedirektor Hartmut Steins begrüßte vor allem, dass die Netzwerke im neuen Flecken Duingen immer enger werden und die Grenzen auch in den Köpfen der Menschen immer mehr verschwinden.

Der historische Töpferofen ist zwar verschlossen, Besichtigungen sind aber über die Siegfriedsklause in Coppengrave auf deren Gelände immer während der Öffnungszeiten möglich. Nach Absprache sind Besichtigungen auch über das Duinger Töpfermuseum und deren Leiterin Ingrid Wolfsberger oder über den Vorstand des Heimat- und Verkehrsvereins möglich.

      

Foto3: Vor dem Töpferofen gab es eine kurze Ansprache zur Einweihung

Foto5: Der Töpferofen ist durch die neue Umhausung jetzt gut geschützt

Foto6: Kleine Tongefäße gibt es auch in der Umhausung zu begutachten

Foto8: Die Tongefäße hatten teilweise eine sehr große Detailgenauigkeit

Foto9: Coppengrave war auch sehr für Keramik-Spielzeug bekannt, was dort teilweise heute noch gefunden wird

Foto11: Die Infotafeln vor dem Töpferofen werden noch ein Dach bekommen

Foto12: Der Töpferofen wird für Touristen und Wanderer ein interessanter Anlaufpunkt

Foto16: Nach der Einweihung versammelten sich die Gäste noch zu Kaffee und Kuchen

Foto Töpferofen 2015 1-3: Der Töpferofen war Anfang 2015 stark abgängig und drohte bleibenden Schaden zu nehmen

Foto Reinhold Heuer: Der verstorbene Reinhold Heuer war eine treibende Kraft beim Bau der Umhausung zum Töpferofen