„Was passiert anderswo, und was hat das mit mir zu tun?“
Faires Frühstück erinnert an den Zusammenhang zwischen dem Konsumverhalten in Deutschland und Lebensbedingungen in der Welt
Elze. Die scheinbar unbedeutende Entscheidung beim Einkauf, der Griff nach einem fair gehandelten Produkt im Lebensmittelladen, kann anderswo in der Welt große Folgen haben: Darauf macht die deutschlandweite Faire Woche aufmerksam, an der sich auch Elze mit einem Fairen Frühstück beteiligt hat. Rund 60 Personen haben sich dabei zu einem geselligen Frühstück mit fair gehandelten oder bei regionalen Obstbauern und Handwerksbetrieben eingekauften Leckereien getroffen und dabei mehr über den fairen Handel erfahren.
Seit mehr als 20 Jahren schon findet in Elze jeden Donnerstag das Café zur Marktzeit statt, das regelmäßig die Möglichkeit zum Einkauf fair gehandelter Produkte bietet. Aus dieser Idee ging das Faire Frühstück hervor, das nun zum zweiten Mal im Gemeindehaus der evangelischen Peter-und-Paul-Kirchengemeinde stattfand.
Brigitte Dittmann hat als ehrenamtliche Organisatorin auch die katholische Kirche sowie die Arbeiterwohlfahrt und das Deutsche Rote Kreuz in Elze mit ins Boot geholt, um das Frühstück zu einer Veranstaltung für die ganze Stadt zu machen: „Elze frühstückt fair“, so das Motto. „Tolle Idee, die Leute so für das Thema Fairtrade zu sensibilisieren“, findet Peter Katz, einer der Gäste. Seine Frau stamme aus Ecuador: „Ein wunderschönes Land, aber ich weiß, wie bescheiden dort die Löhne sind.“
Superintendent Christian Castel erinnerte in einer Andacht daran, dass die Wirtschaftspolitik in Deutschland mitverantwortlich sei für Fluchtursachen beispielsweise in Afrika. Viele hierzulande fühlten sich unsicher und bedroht durch Naturkatastrophen, Terroranschläge oder Finanzkrisen und sogar durch die armen verfolgten Menschen in den Flüchtlingsbooten. „Aber die wahre Bedrohung liegt in unserer Angst“, sagte Castel. Sie führe dazu, „dass mancher für trügerische Sicherheit die Errungenschaften einer offenen und freien Gesellschaft aufgeben will.“
Fairer Handel betreffe sowohl ökonomische wie soziale und ökologische Aspekte, erklärte Martin Nötzel vom Kirchlichen Entwicklungsdienst der Landeskirchen Braunschweig und Hannover. Es sei notwendig, einmal eine andere Perspektive einzunehmen: „Was passiert anderswo und was hat das mit mir zu tun?“ Nötzel stellte in einem kurzen Film eine Kooperative in Peru vor, die unter dem Fairtrade-Siegel produziert. Ihr Leben habe sich grundlegend geändert, sagten die dortigen Bananen-Anbauer vor der Kamera: Sie könnten von ihrem Einkommen leben, seien krankenversichert, setzten keine Chemie im Anbau mehr ein und könnten im Ort eine Schule bauen.
Die Faire Woche ist die größte Aktionswoche zum Fairen Handel in Deutschland und findet seit 2003 jedes Jahr in der zweiten Septemberhälfte statt. Veranstalter der Fairen Woche ist das Forum Fairer Handel in Kooperation mit TransFair und dem Weltladen-Dachverband.
Bilder:
Das Faire Frühstück begann mit einem gemeinsamen Morgenlied, das Superintendent Christian Castel auf der Gitarre begleitete.
Quelle Wiebke Barth