Sternenlicht zum Ende der „Ära Friemelt“
Pastor Rudolf Friemelt nach 37 Jahren in den Ruhestand verabschiedet / Pastorin Sandra Roland übernimmt das Pfarramt in Rheden
Rheden. Einen solchen Ansturm hat die Rhedener Kirche in ihrer Geschichte wohl selten erlebt. Alle Plätze sind belegt, Menschen stehen in den Gängen und auf der Treppe. Einige müssen sogar draußen bleiben. Sie alle sind gekommen, um ihren Pastor Rudolf Friemelt in den Ruhestand zu verabschieden. 37 Jahre lang hat er sich um die Gemeinde gekümmert. Zum Epiphaniasfest feiert er nun seinen letzten Gottesdienst als Pastor für die Region Rheden-Brüggen-Eberholzen. Gleichzeitig begrüßen die Gemeindemitglieder seine Nachfolgerin, die junge Pastorin Sandra Roland.
Wer einen Sitz- oder Stehplatz in der Kirche ergattern konnte, den erwartet ein unkonventioneller Gottesdienst, der mit einer stimmungsvollen „Lightshow“ eröffnet wird. Zu Beginn werden alle Lichter in der Kirche gelöscht. Nur ein Scheinwerfer beleuchtet zum ersten Lied die Figuren der Altarrückwand. Nach der ersten Lesung schreitet ein Mädchen mit einem großen leuchtenden Stern nach vorn zum Altarraum. Dann leuchten plötzlich auch über den Köpfen der Gemeindemitglieder an die Decke projizierte Sterne auf. Zu dem Lied „Feliz Navidad“ erstrahlt schließlich auch der Weihnachtsbaum, der vorne neben dem Altar steht.
Das Unkonventionelle ist typisch für Pastor Friemelt, der seit seiner Ordination am 3. Januar 1981 fest in dieser Region verwurzelt war. Dieser Pastor sei etwas ganz Besonderes im ländlichen Raum, erklärt Superintendentin Katharina Henking. „Ein Mann mit einem ganz eigenen Stil. Ein Ästhet.“ Mit ihm gehe eine Ära zu Ende. Immer wieder habe er ungewöhnliche Wege beschritten, um Kirche und Kunst zusammenzubringen. So engagierte er sich beispielsweise für die Lange Nacht der Kirchen und auch bei seinem Abschiedsgottesdienst begleiten verschiedene Sänger und Musiker das Lichtschauspiel.
Neben der Kunst gilt Friemelts Interesse vor allem der Geschichte. Und mit den Jahren konnte er auch einige Gemeindemitglieder mit seiner Leidenschaft anstecken. So erinnert sich Superintendentin Henking an einen Besuch der Geschichtswerkstatt in Pastor Friemelts Wohnzimmer.
Daneben sei Friemelt aber auch „ein Hirte der Gemeinde, der für Menschen aller Generationen immer verlässlich dagewesen ist.“ Das bestätigt auch Kirchenvorstandsmitglied Sabine Walter in ihren Abschiedsworten an den Pastor. „Es gibt hier wahrscheinlich nicht eine Familie, die sie nicht bei einem Familienfest besucht oder in Krankheit und Kummer begleitet haben. Keiner kennt unsere Familien so wie sie.“
Pastor Friemelt bedankte sich bei seinen Gemeinden und gab auch seiner Nachfolgerin gute Wünsche mit auf den Weg.
Für ihn beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Nach 37 Jahren verabschiedet er sich vom Dorfleben und zieht nach Hannover, um dort das kulturelle Leben mit Theater und Museen zu genießen.
Doch ein bisschen Show darf auch bei einem Gottesdienst auf dem Land dabei sein. Und so geht nach dem Gemeindelied noch einmal das Licht in der Kirche aus und der Mond über der Kanzel auf. Die Projektion begleitet den letzten Teil des Gottesdienstes, bevor auf Pastor Friemelt draußen noch eine Überraschung der Jugendfeuerwehr Wallenstedt wartet. Mit Fackeln säumen die Jugendlichen den Weg vor der Kirche. Die Schlange der Menschen, die Pastor Friemelt noch persönlich verabschieden möchten, nimmt lange kein Ende. Neben ihm steht seine Nachfolgerin Pastorin Sandra Roland. Sie freut sich auf ihre zukünftige Arbeit in den Gemeinden und fühlt sich ihrer neuen Aufgabe gewachsen. „Natürlich sind es große Fußstapfen, in die ich trete“, erklärt sie mit einem Lächeln. „Aber irgendwie werde ich sie auch mit meinen kleinen Füßen ausfüllen.“
Bilder:
Dreiergruppe: Superintendentin Katharina Henking (Mitte) entpflichtete Pastor Rudolf Friemelt von seinem Amt. Pastorin Sandra Roland (links) tritt seine Nachfolge an.
Text und Fotos: Julia Dittrich