PUTTAPPELABEND – ERZÄHL DOCH MAL VON FRÜHER –
Vom ‘reinen’ Dorf – Jugendstreiche – Stühle beißen – Schnaps brennen – bis Plumsklo und vieles mehr – der Puttappelabend war wieder ein großer Erfolg.
Es gab so viel zu erzählen und immer wieder neue Geschichten wurden ausgegraben. Es machte einfach Spaß in der großen Runde den Geschichten zu lauschen oder auch welche zu erzählen. – Und man kann nur staunen, es gibt immer wieder noch neue, alte Geschichten.
Die 1. Vorsitzende des Vereins Erika Rasch freute sich am 16. Februar 2018 so viele Gäste begrüßen zu können. Neu war dieses Mal die Sitzordnung im großen Kreis, somit konnten sich alle direkt sehen was von großem Vorteil war.
Die Gäste kamen nicht nur aus Oldendorf direkt, auch ehemalige Oldendorfer Einwohner, die heute in Kassel, Coppenbrügge, Eime und Osterwald wohnen, konnten begrüßt werden.
Die alten ausgelegten Fotos sorgten gleich für viel Gesprächsstoff und es wurden Personen darauf erkannt. Ja – das ist ein Foto vom Schützenfest 1953 und das ist doch Erwin und der könnte Willi sein und schon ging es in das nächste Erlebnis.
Baden in der Saale, das heimliche Schießen mit dem Luftgewehr auf ein Scheunentor, Schlittenfahrten von einem Auto oder Trecker gezogen durch das ganze Dorf direkt auf der Dorfstraße. Ja, das war damals möglich. Es gab genug Schnee, es wurde kein Salz auf die Straßen gestreut, der Schnee wurde einfach festgefahren und erst im Frühjahr mit der Picke abgeschlagen und weg transportiert. Wenn überhaupt wurde mal etwas Sand gestreut und auf die Bürgersteige streute man einfach die Asche vom Kohleofen.
Da wurde erzählt wie eng man unter einem Dach wohnte. Ohne Wasserleitung, ohne Abfluß. Das Wasser mußte noch in Eimern aus der Pumpe vor dem Hause geholt werden. Das Abwasser wurde auf den Misthaufen hinter dem Haus oder einfach auf die Straße geschüttet und 11 Personen mußten sich das Plumklo draußen auf dem Hof teilen. Trotz allem gab es nie Unstimmigkeiten und es lief alles reibungslos. Im Winter war dann das Klo auch schon mal zugefroren und mußte gewaltsam mit der Axt geöffnet werden. Das sorgte aber für keine Aufregung.
Großes Staunen, daß ein Mann in einer Dorfkneipe mit seinen Zähnen in einen Stuhl oder Tisch biß und diesen dann mit den Zähnen gerade anhob und die sonstigen akrobatischen Leistungen dieses Herrn.
Wie ein damals junger Mann mit der ‘Dicken Frieda’, die trotzdem sehr leichtfüßig war, eine flotte Sohle aufs Parkett legte und seinen ersten großen Rausch hatte. – Womit und was man im Dorf auf der Straße so alles spielte. Da gab es das ‘Plug’ schlagen mit den selbst geschnitzten Hölzern, mit dem Räuber- und Gendarm Spiel ging es durch ganze Dorf. Die Straßen waren die Erlebniswelt der damaligen Kinder im Sommer wie im Winter. Frische Luft und Bewegung gab es pur, denn an Internet oder Handy hat zu der Zeit noch keiner gedacht. Da war die kurze Autofahrt von einem Meter auf der Autostoßstange sitzend bis in die Garage ein ‘Highlight’ wie man heute so schön sagt. Die Jungens einfach überglücklich und die etwa 10 jährigen waren stolz mit dem Opel P4 eines Dorfbewohners einfach mal ein Stück auf der Straße zu fahren, ohne irgend einen Gang schalten zu können bzw. etwas vom Autofahren zu verstehen.
Es wurde kein Lehrer angezeigt der die Kinder verdrosch, denn Schläge gab es zu der Zeit reichlich in der Schule. Ob man etwas angestellt hatte oder nicht. Nicht nur die Jungens mußten dran glauben, sondern auch die Mädchen bekamen ihren Teil ab.
Ach ja, da gab es das heimliche Schnaps brennen an dem dann auch der Dorfpolizist, der eigentlich wegen einer Straftat hätte einschreiten müssen, dem Schnaps tüchtig zusprach, sowie dem Schlachter der nur für besondere Kunden das gute Stück Fleisch unter dem Tresen hervor holte. Auch aus den letzten Kriegsjahren und den Zeiten der Besatzung wurde erzählt. Von den überall verbreiteten Geschichten, dass die dunkelheutigen Soldaten den Kindern die Hälse durchschneiden würden und der Wirklichkeit, dass die Kinder mit Schokolade und Apfelsinen beschenkt wurden. Einen ‘Schwarzen’ hatte bis dato keiner gesehen.
Natürlich wurden auch wieder neue, alte Geschichten über die Damen und Herren in der damaligen Nachtbar Moulin Rouge erzählt und dem jungen Pfarrer, dem von seinem Dienstherren die Auflage erteilt wurde gegen diesen Sündenbabel umgehend etwas zu unternehmen. –
Die Geschichten nahmen einfach kein Ende und auch beim nächsten Puttappelabend wird es sicherlich wieder genug neue, alte Geschichten zu erzählen geben.
Quelle www.oldendorf-im-saaletal.de