„Porky“ sagt Tschüß
Frank Kirchner beendet Karriere als Autocross-Sprecher / Riesen-Party zum Abschluss
Eime (gök). Nicht nur in der Samtgemeinde Leinebergland ist Frank Kirchner als Samtgemeindebrandmeister ein Begriff. In der Autocross-Szene kennt man „Porky“ vor allem als beliebten Streckensprecher bei den verschiedenen Rennen. Seit rund 25 Jahren fungiert Frank „Porky“ Kirchner als Streckensprecher bei vielen Rennen in Deutschland. Seinen Spitznamen hat Kirchner noch aus der Zeit des CB-Funk, wo „Porky“ oft auf Sendung war. Seine Karriere als Streckensprecher begann dagegen zufällig. Angefangen bei einem heimischen Rennen in Eime ist sein Wirkungskreis immer größer geworden.
Angefangen hat die Autocross-Leidenschaft des 57jährigen vor rund 40 Jahren in Eime, wo er zusammen mit anderen Aktiven wie Peter Senft oder Holger Barz den Motorsport großmachte. Anfangs war Kirchner als Helfer bei Rennen dabei und begann schließlich, selber Rennen zu fahren. Natürlich hat der gelernte Schlosser mit seinen Freunden selber an den Wagen herumgeschraubt und für die Rennen aufbereitet. Als Fahrer kamen gerade auf der Langstrecke über die Jahre auch einige Erfolge zusammen, wobei aber immer der Spaß im Vordergrund stand. Bei einem Rennen gewann er für die damaligen Verhältnisse zwar astronomische Summe von 1000 DM, was dann aber zur Freude des Teams zur Hälfte an dem Rennwochenende gleich für die anschließende Feier draufging. Der Eimer wurde sogar als bisher einziger Motorsportler aus Eime mit der Sportmedaille ausgezeichnet, nachdem er 1996 Internationaler Deutscher Langstreckenmeister geworden war.
Nachdem er zunächst nur bei den heimischen Autocross-Rennen in der Region in Eime, Woltershausen oder Einbeck als Sprecher aktiv war, sprach sich das in der Autocross-Szene herum, weshalb dann auch die Anfragen von größeren Veranstaltungen kamen. In Uelzen moderierte Kirchner dann sogar komplette Saisons und gehört seit rund 25 Jahren zu den bekanntesten Autocross-Stimmen in ganz Deutschland. „Ein guter Sprecher muss die Leute mitreißen und scheinbar war man mit mir ganz zufrieden“, erklärt Kirchner mit einem Lächeln im Gesicht. Championsrace oder Deutsche Meisterschaft – in seiner Sprecher-Historie fehlt kaum eine renommierte Veranstaltung. In der Eulenspiegel-Stadt Mölln hat man sogar mit ihm geworben und im Autocross-Mekka Rütenbrock in der Nähe der holländischen Grenze hat Kirchner vor über 5000 Motorsportfans die Rennen kommentiert.
Viele haben dabei immer gedacht, dass hinter einer Moderation nicht viel Arbeit steckt. Doch für ein Renn-Wochenende ist Kirchner zumeist am Freitag angereist und hat dann intensiv seine Moderation vorbereitet. So wurden Infos herangezogen, Interviews durchgeführt und Abläufe festgelegt. Kirchner hatte im Vergleich zu ebenfalls eingesetzten Radiomoderatoren oder anderen Personen den Vorteil, dass er als Fahrer die Technik gut kannte und auch die Fahrerkollegen ihn schon seit vielen Jahren kennen. „Viele Fahrer habe ich groß werden gesehen. Den achtfachen Europameister Bernd Stubbe etwa habe ich schon als kleinen Jungen kennengelernt“, so Kirchner, der jetzt wie viele andere Fahrer auch zu seiner Abschlussparty erscheinen wird. Letztes Jahr verkündete Frank Kirchner in der Uelzener Stadthalle vor 500 Mitgliedern der Autocross-Familie schweren Herzens seinen Rücktritt als Streckensprecher und erntete Standing Ovations für sein Engagement in den zurückliegenden Jahren. „Schon in Uelzen rannten mir Tränen über das Gesicht und auch in Eime werde ich sicherlich feuchte Augen bekommen“, verrät Kirchner. Zwischen 250 und 300 Freunde und Begleiter aus seiner persönlichen Autocross-Geschichte wurden von ihm eingeladen und werden am Gründonnerstag nach Eime in die Turnhalle kommen, wo Kirchner dann mit den Anwesenden seine Abschlussparty feiert. Auch Gäste aus dem Ausland oder aus Motosport-Mekkas wie Oschersleben werden dann in Eime zu Gast sein. Im Mittelpunkt sollen nach dem Willen von Kirchner dabei aber Gespräche und nicht die Party stehen. Sicherlich wird dabei so manche Anekdote ausgetauscht und bis in die Nacht gefachsimpelt. „Ich habe nie vorgehabt, noch mehr aus meiner Stimme zu machen. Das alles war immer nur der Liebe zum Autocross geschuldet. Ich höre nur auf, weil ich einfach die Zeit nicht mehr habe. Wenn ich etwas mache, dann nur zu 100 Prozent“, erklärt Kirchner. Die nächsten Jahre wird er sich noch auf sein ehrenamtliches Engagement als Samtgemeindebrandmeister und auf seine Familie konzentrieren, die in den letzten Jahrzehnten nach seiner Meinung zu kurz gekommen ist. Es ist aus seiner Sicht bei weitem nicht selbstverständlich, dass seine Frau Andrea ihn immer so unterstützt und begleitet hat. Seine Tochter ist zwar beim Autocross mit aufgewachsen, doch zukünftig will er die Familie mehr in den Fokus rücken. Glücklicherweise ist er in seiner Zeit als Fahrer auch nie verletzt worden, hat aber selber viele schwere Unfälle gesehen, die aber zum Glück nie tödlich ausgingen. 1995 überschlug er sich in Bremen selber gleich fünfmal, kletterte aber unverletzt aus dem Wagen.
Dieses Jahr wird er noch eine Abschiedsvorstellung als Streckensprecher an Pfingsten in Rütenbrock geben. Danach wird er bei Rennen nur noch als Besucher anwesend sein und dann auch noch ein bisschen das Motorsportfeeling genießen.
Foto004: In der Uelzener Stadthalle gab es Standing Ovations für Kirchner
Foto005: In Mölln traf Frank Kirchner auch Till Eulenspiegel
Foto006: Auch den achtfachen Europameister Bernd Stubbe interviewte Kirchner schon an der Strecke
Foto007: Das erste Auto-Cross-Team in Eime mit Kirchner (3. v.l.)
Foto008: An seinem Schreibtisch hat Kirchner seine Erinnerungen vor der Einladung an die alten Weggefährten erstmal geordnet
Foto009: Kirchners erster Eigenbau
Foto010: Auch außerhalb der Motorcross-Strecken war Kirchner als Sprecher in Sachen Autocross gefragt