Hildesheim und Hameln als kleines San Francisco
Startup-Unternehmer wollen in Hildesheimer „Orangery“ durchstarten / Eröffnung in Hameln im September geplant
Hildesheim/Hameln (gök). Hildesheim ist nicht Berlin oder San Francisco und wird es mit gut 100 000 Einwohner wohl auch nie werden. Gründerzentren wie Berlin oder die amerikanische Metropole mit ihrem Silicon Valley bieten Startups hervorragende Voraussetzungen, um ihre Produkte an den Markt zu bringen. Dominik Groenen hat in seiner Vergangenheit Startups erfolgreich am Markt platziert und bringt seine Erfahrung jetzt auch „auf dem Land“ ein. Seiner Frau zuliebe ist Groenen nach Hildesheim gezogen und bringt Gründern seine Erfahrung jetzt nach Hildesheim und in andere kleinere Städte.
Zusammen mit sechs anderen Gesellschaftern wie etwa Hannover 96-Präsident und Unternehmer Martin Kind gründete Groenen vergangenen September die „Orangery“ in Hildesheim und fand mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – kurz HAWK – einen kompetenten Partner. In der ehemaligen Autobahnpolizei-Dienststelle am Bismarckplatz wurde über zwei Etagen ein rund 1000 Quadratmeter großer Bürokomplex bezogen, der Ende 2019 auch noch um das Dachgeschoss mit einem Co-Living-Bereich erweitert werden soll. Co-Living ist die Steigerung von Co-Working, was in der Orangery bereits angeboten wird. Beim Co-Working finden neue Impulse durch einen Haupt- oder zeitlich befristeten Zweit-Arbeitsplatz den Weg in das Arbeitsleben oder eine Firma. Beim Co-Living bedeutet das neben einer Bürogemeinschaft auch eine Wohngemeinschaft, was erfolgreich schon in Großstädten wie Hamburg, Berlin oder New York praktiziert wird. Neben vielen Arbeitsplätzen gibt es in Hildesheim auch verschiedene Rückzugsmöglichkeiten zum ruhigen Arbeiten, einen Präsentationsraum oder Besprechungsräume, so dass auf jeden Gründer wie gewünscht eingegangen werden kann. Gecoacht werden die Gründer dabei dauerhaft von Dominik Groenen und seinem Bruder Sebastian, die regelmäßig vor Ort sind. Genutzt werden die Räume zusätzlich nicht nur von der HAWK, sondern auch von den Wirtschaftsförderern der Hi-Reg und anderen Interessengemeinschaften. „Die erste Kooperation mit der HAWk und Professor Dr. Christoph Kolbeck (Lehrstuhl für Entrepreneurship/ Familienunternehmen) ist so erfolgreich, dass wir das auch in anderen Städten planen“, erklärt Dominik Groenen.
Nach der Gründung in Hildesheim ist auch ein Ausbau in weiteren Städten wie Oldenburg, Dortmund, Göttingen, Braunschweig oder Hameln geplant. In Hameln etwa ist der Start der Orangery für den 6. September diesen Jahres geplant, wobei dort mit Fabian Simon schon ein Gründer eines erfolgreichen Startups zur Betreuung eingeplant ist. Das dortige Team soll dann auch schnell auf die Hildesheimer Größe wachsen, wobei eine Zusammenarbeit und Partnerschaft mit der Hochschule Weserbergland vorgesehen ist. Partnerschaften mit Hochschulen haben den Vorteil, dass kreative Gründer dort schnell gefunden werden und diesen die Möglichkeit zum Verbleib in ihrer Region gegeben wird. Die Orangery wird zudem auch als interessanter Arbeitgeber fungieren, da in Zukunft viel Praktikumsstellen, Ausbildungsstellen oder Vollzeitstellen zu besetzten sind. Ähnliche Angebote gibt es bis jetzt nur in Hotspots wie Berlin, Tel Aviv oder San Francisco.
Beim Co-Living können sich Freiberufler, Gründer und Kreative noch besser gegenseitig unterstützen, gemeinsam organisieren oder vernetzen, was bereits jetzt schon in der Orangery während der Arbeitszeiten passiert. Zur Zeit werden in Hildesheim elf Startups durch rund 20 Teammitglieder betreut, wobei jedes Jahr sechs Startups hinzukommen können. Aufmerksam wird die Orangery auf die Startups durch das eigene Scouting-Team oder die Startups selber auf die Orangery über die sozialen Netzwerke und Suchmaschinen. Einige Startup-Gründer sind aber auch über Freunde auf die Orangey aufmerksam geworden.
Die Voraussetzungen für die Startups sind dabei sehr unterschiedlich. Viele Gründer setzen voll auf ihre Ideen und betreiben diese in Vollzeit. Dabei sind aber auch Unternehmer in der Orangery tätig, die noch in einem anderen Job aktiv sind. Der 38jährige René Sackel aus Hildesheim etwa hat in seiner Freizeit einen Duschkopf entwickelt, der besonders Menschen mit Hauterkrankungen ein einfacheres Leben ermöglicht. „Ich leider selber unter Neurodermitis und wollte anderen Menschen mit dem gleichen Schicksal einfach helfen“, erklärt er den Hintergrund zu seiner Firmenidee. Ausgebaut wurde das Gesundheitskonzept von ihm dann auch noch in Richtung Vitalität, so dass auch gesunde Menschen damit angesprochen werden. Sein Startup „Shower +“ steht kurz vor der Marktreife, wobei er aber mit einem anderen Vollzeitjob noch seine Familie ernähren muss. Die Orangery mit ihren Gesellschaftern hilft Sackel vor allem bei Themen wie Businessplan, Netzwerkaufbau, rechtlichen Fragen oder dem Austausch mit erfahrenen Unternehmen, wodurch sich Kooperationen ergeben können.
Mit einigen Gründern ist das Team von der Orangery schon sehr weit. „Aktuell denke ich, sind die Chancen zu einem sehr erfolgreichen Player am Markt bei Horando, Happy oder Zveets am größten“, schätzt Groenen die Entwicklung positiv ein. Das Startup „Happy“ von dem Hamelner Rohrdrommel etwa ist schon online am Markt und vertreibt vegane und laktosefreie Schokoladen-Glückskekse, wobei der Glückskeks mit kleinen Botschaften dem Käufer den Tag versüßen kann.
Foto2359: René Sackel will mit seinem Startup „Shower +“ durchstarten
Foto2362: In den Räumen können die Gründer sich auch mit anderen Sachen mal auf andere Gedanken bringen
Foto2365: Gemeinsam arbeiten die Gründer in den großzügigen Räumlichkeiten
Foto2366: Logo der „Orangery“ an der Wand
Foto2368: In gemütlicher Atmosphäre können Ideen von den Gründern diskutiert werden
Foto2369: Dominik Groenen (rechts) betreut in Hildesheim derzeit elf Startups