Ein berührendes Musikerlebnis
Orgel-Festival in der Elzer Kirche begeistert rund 100 Zuhörer
Elze. Es war kein Kompliment aus Höflichkeit, denn das Lob kam von ganzem Herzen: „Realy“, unterstrich der Brite Philip Rushforth sein Urteil über die Elzer Euler-Orgel in der Peter und Paul-Kirche. Die sei wirklich „lovely, beautiful.“ Der 46-Jährige muss es wissen, schließlich ist er als Organist in ganz Europa gefragt, seine CD-Einspielungen an der Kathedralorgel in Chester erhalten regelmäßig exzellente Kritiken in Fachzeitschriften und im Radio.
Umso erfreuter war Superintendent Christian Castel, dass Rushforth im Rahmen des südniedersächsichen Orgelfestivals „Vox Organi“ am Samstag in Elze zu Gast war. „Da dürfen wir schon etwas stolz sein“, sagte Castel und meinte damit gleich zweierlei. Einmal Elze als Spielort in der Festivalreihe, zum anderen das Lob Rushforths über die Euler-Orgel aus dem Jahr 1830.
Rund 100 Zuhörer waren in die Kirche gekommen, um sich während des knapp zweistündigen Konzerts verzaubern zu lassen. Was natürlich an der Virtuosität des Organisten lag, aber auch an der Capella Vocale Gandersheim. Diese Mischung aus Orgelmusik und Chorgesang war es schließlich, die den Abend zu einem berührenden Musikerlebnis machte.
Was auch ein Verdienst des Chorleiters Antonius Adamske ist. Der Chefdirigent des Monteverdi-Chors Hamburg ließ sich nicht lange bitten, um für Martin Heubach während dessen Weltreise die Leitung des Gandersheimer Chores zu übernehmen. Zumal Adamske mit dem Uni-Chor Clausthal vor zwei Jahren bereits in Elze aufgetreten war, wo es ihm besonders die „Schuhkarton-Akustik“ in der Kirche angetan hatte. „Ich liebe die Auftritte im ländlichen Raum“, sagte Adamske, der sonst große Konzertsäle in Hamburg oder Berlin füllt.
Die Probe in Elze konnte relativ kurz ausfallen, da mit Philip Rushforth ein echter Profi an der Orgel saß: „Deshalb mussten wir nur die Übergänge üben“, sagte Adamske. Was am Nachmittag einstudiert worden war, wurde am Abend perfekt umgesetzt. Die 14 Sängerinnen und Sänger harmonierten bei Werken von Johann Sebastian bis zu Felix Mendelssohn Bartholdy mit dem Orgelspiel Rushforths ganz so, als ob sie schon lange ein eingespieltes Team wären.
Und dann gab es noch die drei Motetten des in Deutschland eher unbekannten englischen Komponisten Thomas Attwood. Dass der nun zumindest in Elze etwas populärer sein dürfte, ist nicht nur der Musik und dem Chorgesang zu verdanken, sondern auch einer Anekdote, die Antonius Adamske zum Besten gab: Als Mendelssohn Bartholdy einst in London aus der Kutsche fiel, schickte ihm Attwood Blumen und einen Präsentkorb ins Krankenhaus. Mendelssohn Bartholdy bedankte sich auf seine Weise, komponierte den Klingelton an Attwoods Türglocke. Es war der Beginn einer langjährigen Freundschaft.
Beide Komponisten waren am Samstagabend in Elze zu hören. Zwar ohne den Klang einer Türglocke, dafür aber mit dem Orgelspiel des Virtuosen Philip Rushforth. Am Ende gab es langanhaltenden Beifall und ein Kompliment des Superintendenten: „So habe ich unsere Orgel auch noch nicht gehört“, sagte Christian Castel.
BU Organist: Philip Rushforth war von der Euler-Orgel in Elze begeistert.

Quelle Peter Rütters