Widerstand gegen Schadstoffdeponie am Ith formiert sich – Heute Abend Folgetermin!
Bürgerinitiative „Depo-NIE Ith“ in Lauenstein gegründet
Lauenstein (gök). Mit dem Zulauf hatten die Organisatoren Britta Kellermann, Werner Anders und Tanja Bohne sicherlich nicht gerechnet. Deutlich über 100 Bewohner aus der Region hatten sich zur Gründung der Bürgerinitiative „Depo-NIE Ith“ – kurz BI – im Lauensteiner Restaurant „Bei Felix“ eingefunden. Pünktlich anfangen konnte die Veranstaltung aufgrund des enormen Zulaufs nicht. Stuhl um Stuhl musste erst noch aufgestellt werden. Die Besucher verteilten sich auf zwei Räume, was zunächst infrastrukturelle Probleme mit sich brachte. Erst eine kurzfristig aufgebaute Lautsprecheranlage sorgte dafür, dass alle Gäste etwas verstehen konnten.
Die Initiatoren der BI hatten den Abend gut vorbereitet. Listen und ein Leitbild wurden geschrieben, womit sich die Anwesenden auch schnell identifizieren konnten. Überparteilich will sich die BI gegen die Errichtung einer DK 1-Deponie im Steinbruch zwischen Bisperode und Lauenstein einsetzen. Dadurch soll das Flora-Fauna-Habitat Ith erhalten bleiben und das Landschaftsschutzgebiet auf die Fläche des Steinbruchs Bisperode/Ith – ehemals Schanzenkopf – ausgeweitet werden. So soll unter anderem das Grundwasservorkommen rund um den Ith geschützt werden. Aus Sicht der BI und anderer Organisationen wie dem BUND ist es aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoller, wenn der Steinbruch offenbleibt und sich die Natur den Steinbruch von alleine wieder zurückerobert. Spontan wurde das vorhandene Leitbild um die Entwicklung des sanften Tourismus und die Erhaltung der Lebensqualität vor Ort erweitert. Das beinhaltet nach der Idee von Falko Jaretzky vor allem anstehenden LKW-Verkehr durch Bisperode oder Lauenstein, da bei einer Nutzung des Steinbruchs als DK 1-Deponie jährlich hunderttausende von Tonnen belasteter Materialien mit LKW’s angefahren werden.
Nicht nachvollziehen konnten die Anwesenden vor allem den Umstand, dass in unmittelbarer Umgebung mit Betheln in der Samtgemeinde Leinebergland bereits eine DK 1-Deponie besteht, wo belastetes Material aufbewahrt wird. Laut Britta Kellermann befürchtet der Betreiber dort durch eine weitere Deponie schon Einnahmeeinbußen. Für die Deponie am Ith läuft der derzeit auf Betreiben der Hannoverschen Basaltwerke bereits das Planfeststellungsverfahren, wo die Pläne in Salzhemmendorf und Coppenbrügge ausgelegt wurden. Bis Ende Juli können dazu noch Einwendungen beim Gewerbeaufsichtsamt in Hannover eingereicht werden, die dann im August erörtert werden. Politisch wurde dieses Vorhaben bisher nicht unterstützt. Kreistag und auch der Gemeinderat Salzhemmendorf haben sich dafür ausgesprochen, dass der Steinbruch nicht aus dem Landschaftsschutzgebiet am Ith herausgenommen wird. Kellermann befürchtet, dass sonst verseuchte Böden von anderen Orten künftig am Ith landen und dort eine Gefahr für das Grundwasser und die Natur darstellen. Aus Sicht der Anwesenden wäre ein Schutz des Grundwassers in der Deponie zwar wahrscheinlich technisch möglich, aber nur sehr schwer umzusetzen.
Für Werner Anders gibt es für die Schaffung einer Deponie am Ith kaum Vorteile. „Der Uhu brütet schon dort und es gibt dort auch weitere erstaunliche Tierarten. Wir haben hier die Chance für ein touristisches und ökologisches Projekt der besonderen Art. Bei rund 21 Hektar versiegelter Fläche fehlt dann künftig auch viel Versickerungsfläche für das Grundwasser. Es ist zu erwarten, dass dann viele Quellen trocken werden. Zusätzlich muss das belastete Wasser der Deponie noch abgepumpt und entsorgt werden. So wie der Steinbruch jetzt aussieht, hätte er schon nie werden dürfen“, bemängelt Anders die Entwicklung des Steinbruchs und Nichtbeachtung von Vorschriften durch die Hannoverschen Basaltwerke. Nach Aussagen während der Gründung hat es mittlerweile schon Veränderungen in der Grundwasserstruktur gegeben. Laut Bernd Golombek von den Naturfreunden Lauenstein ist der Wasserspiegel im oberen Lauensteiner Brunnen schon um drei bis vier Meter abgesackt. Für die Anwesenden bei der Versammlung geht es nur um ein rein wirtschaftliches Interesse der Betreiber ohne Rücksicht auf die Natur. Auch das Verhalten des Verpächters Forstgenossenschaft wurde von Kellermann in der Versammlung kritisiert, da die von einem ordentlichen Profit für diese ausgeht.
Zäh gestaltete sich während der Versammlung die Besetzung der Ämter. Als kommissarischer Sprecher stellte sich Werner Anders zur Verfügung, während sich Britta Kellermann weiterhin auf ihre Arbeit als Kreisvorsitzende der Grünen konzentrieren will. Sie will aber weiterhin die BI unterstützen und die Arbeit weiter aus anderer Position unterstützen. Zusätzlich fanden sich noch Franziska Schellenberg, Falko Jaretzky, Marco Kast, Siegfried Meyer, Karin Breyer und Volker Laumann für verschiedene Aufgaben in den Arbeitsgruppen. Ein Kassenwart ist für die BI nicht notwendig, da hier mit der Kreisgruppe Hameln-Pyrmont des BUND kooperiert wird. Laut der anwesenden Vorsitzenden Andrea Brenker-Pegesa werden bei Bedarf kurzfristig Gelder von BUND bereitgestellt und dafür im Gegenzug um Spenden geworben. Die Vorteile bestehen darin, dass neben einem Kassenwart auch kein eigenes Konto benötigt wird und Spendenquittungen über den BUND möglich sind.
Beschlossen wurde zudem, dass sich künftig einmal im Monat in großer Runde und die Arbeitsgruppen öfter bei Bedarf getroffen wird. Eingeladen und Infoverteilung soll dafür über einen email-Verteiler erfolgen, wofür sich die Gründungsmitglieder der BI schon in eine Liste eintrugen. Diesen Monat wurden neben der Gemeinderatssitzung von Coppenbrügge mit der Infoveranstaltung von SPD und Grünen am 5. Juli um 20 Uhr im Okal-Cafe Lauenstein und einer weiteren Sitzung in großer Runde am 11. Juli um 19.30 Uhr im Restaurant „bei Felix“ in Lauenstein schon zwei weitere Termine bekanntgegeben, wo die Bürgerinitiative richtig durchstarten will. Zusätzlich warben die Anwesenden noch um Unterschriften für die Online-Petition, wo sich bereits über 3900 insgesamt und davon über 3300 Unterstützer aus Niedersachsen gefunden haben. Ab 5000 Stimmen aus Niedersachsen wird sich der Petitionsausschuss des Niedersächsischen Landtages mit dem Thema befassen. Die Petition kann man unter https://www.openpetition.de/petition/online/keine-schadstoffdeponie-im-naturschutzgebiet-itheinsehen.
Foto: Über 100 Besucher waren zur Gründung der BI „Depo-NIE Ith“ erschienen
Foto: Werner Anders ist der kommissarische Sprecher der BI