Faire Podiumsdiskussion
Landratskandidaten stellen sich Fragen in KGS Salzhemmendorf
Salzhemmendorf (gök). Am Ende war Florian Scheuer auf seine Schüler sehr stolz. Die Vorbereitungszeit für den Politik-Grundkurs des zwölften Jahrgangs war mit drei Wochen zwar recht knapp, aber die neun Schüler hatten nach Meinung ihres Lehrers die Podiumsdiskussion sehr gut vorbereitet und begleitet. Alle vier Hamelner Landratskandidaten waren von der KGS Salzhemmendorf zu einer Diskussion eingeladen worden und hatten sich auch den Fragen der rund 200 Schüler aus den Jahrgängen zehn bis zwölf im Schulforum gestellt.
Die Moderatorinnen Tayra Neumann und Sophie Wieneke löcherten dabei aber die Politiker nicht mit Fragen, sondern gaben ihnen zu den fünf vorgegebenen Themen jeweils 90 Sekunden Zeit für ein Statement, wobei die Technik-AG mit Lichtzeichen dafür sorgte, dass kein Redebeitrag zu lang wurde.
Bei der Vorstellung erfuhren die Schüler auch, dass zwei der vier Kandidaten nicht im Landkreis wohnen. Während Torsten Schulte (Grüne) und Dirk Adomat (SPD) im Raum Hessisch Oldendorf Zuhause sind, kommen Stefan Wittkop (CDU) aus Springe und Christopher Emden (AfD) aus dem Bereich Bremen.
Zum ersten Thema Jugendschutz und Jugendarbeit hatten die Kandidaten noch verschiedene Ansatzpunkte. Während Torsten Schulte mit Anspielung auf den Missbrauchsskandal in Lügde zusammen mit dem Jugendamt vor allem darauf aufpassen möchte, dass es Jugendlichen gut geht und die Mobilität mit der Freizeit der Jugendlichen in Einklang gebracht wird, will Adomat die Schüler durch Austauschprogramme oder Projekte wie „Pimp your town“ mehr stärken. Zudem will Adomat auch die Stabsstelle Ehrenamt schaffen, wovon nach seiner Meinung auch Jugendliche profitieren würden. Stefan Wittkop legt eher das Augenmerk auf die Stärkung der Schüler für die Zukunft. Konkret will er die Berufsschulen stärken und Partner in der Wirtschaft für eine Förderung der Ausbildung finden. Partnerschaften und Schüleraustauschprogramme ist auch der Ansatz von Christopher Emden, da das aus seiner Sicht den Horizont stark erweitert.
Einen großen Teil der Diskussion nahm das Thema ÖPNV ein. Alle Kandidaten waren sich hier einig, dass gerade in den Nahverkehr noch mehr Geld investiert werden müsste. Bessere Busanschlüsse an Zugverbindungen oder Ruftaxis brachte zudem Wittkop ins Spiel, ehe Adomat auch noch verkündete, zu einer Mobilitätskonferenz einzuladen und sich auch flexiblere Haltestellen nach Bedarf vorstellen zu können. Für Unverständnis sorgte bei den Schülern der Umstand, dass die Schüler der Sekundarstufe II ihr Busticket für den ÖPNV selber zahlen müssen. Landkreisüberschreitend kann dieser Betrag im Monat an der KGS teilweise über 70 Euro ausmachen.
Unterschiedlicher Meinung waren die Kandidaten dagegen beim Klimaschutz. „Ich weiß, dass die Erwartungshaltung von Euch Schülern in diesem Bereich sehr groß ist“, so Schulte. Schulte argumentierte vor allem für den Ausbau der Windenergie, wobei man nach seiner Meinung damit vor der eigenen Haustür anfangen müsse. Adomat und Wittkop stellten die Forschung vor Ort – etwa das Solarforschungsinstitut in Emmerthal – oder eigene kommunale Maßnahmen, wie die Begrünung eigener Flächen mehr in den Fokus. Emden dagegen stört sich an „fehlgeleiteter Politik“ und hält Windkraftanlagen für den falschen Weg. Aus seiner Sicht ist die Industrienation Deutschland auf eine Grundlastsicherung bei der Energieversorgung angewiesen, wobei der Atomstromimport aus Frankreich keine Lösung sein sollte. Ein Schüler entgegnete ihm dabei aber, dass der Stromexport den Import noch um ein Vielfaches übersteige. Emden bezeichnete die Windkraft auch als heilige Kuh der deutschen Politik, wo man Probleme nicht aussprechen darf. Für ihn geht es auch darum, Entsorgungsprobleme bei den Anlagen zu lösen. Wittkop erinnerte dann daran, dass ein Landrat die Energiewende allein nicht schaffen kann. Für ihn geht es darum, vor Ort dann Projekte umzusetzen. Für Adomat ist zukünftig vor allem die Stromspeicherung mit Hilfe von Wasserstoff ein Thema, dass es zu verfolgen gilt. Totale Einigkeit herrschte bei der Deponie am Ith. Kein Kandidat möchte hier eine Deponie mit belastendem Inhalt, wobei die Entscheidung aber wohl im Klageverfahren fallen wird.
Nachdem die Kandidaten auch ihre Visionen vom zukünftigen Landkreis mit den Schülern geteilt hatten, wartete noch eine „fiese“ Frage auf die Kandidaten. Jonah Liebig aus der Oberstufe wollte von den Kandidaten wissen, wen sie wählen würden, wenn sie sich selber nicht wählen dürften. Als erster verriet dann Stefan Wittkop, dass in diesem Fall Torsten Schulte aufgrund der gegenseitigen Sympathiepunkte sein Favorit wäre. Während Schulte das erwiderte, offenbarte Adomat, dass das doch eine gemeine Frage wäre. Schließlich bezeichnete er aber Wittkop aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse als seinen Favoriten. Christopher Emden dagegen kritisierte mit seiner Antwort seine Mitkandidaten, haben die doch bei den vergangenen Terminen mit ihm eher nicht das Gespräch gesucht.