Duinger Steinzeug wird unter die Lupe genommen
Hochrangiger Besuch im Duinger Töpfermuseum
Duingen (gök). Das Duinger Töpfermuseum ist wichtig. Zumindest ist das die Meinung des Duinger Gemeinderates, der die Einrichtung seit Jahren überparteilich unterstützt und so an die langjährige Töpfergeschichte des Ortes erinnert. Doch auch in der Keramikfachwelt hat das Töpfermuseum eine hohe Bedeutung. Davon zeugte jetzt auch der Besuch von hochrangigen Keramikexperten.
Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes des Instituts für Kulturanthropologie der Universität Bonn besuchte jetzt Dr. Marion Roehmer das Duinger Töpfermuseum. Die ausgewiesene Spezialistin für Siegburger Steinzeug des Mittelalters und der Neuzeit hat ihre Forschungsergebnisse in zahlreichen Monografien und Aufsätzen veröffentlicht.
„Im Rahmen einer neuen Untersuchung zu reliefverzierter Keramik als Kulturmedium, vorzugsweise des rheinischen Steinzeugs und seiner Handelswege, soll das Duinger Steinzeug der frühen Neuzeit vergleichend eingebunden werden“, erklärt Wolfsberger den Besuch der Forscherin. Neben stilistischen Analysen und der Berücksichtigung von schriftlichen Zeugnissen werden ausgewählte Gefäße und Scherben aus Duinger Steinzeug auch einer naturwissenschaftlichen Analyse zur Bestimmung des chemischen Musters unterzogen.
Die bedeutende Rolle des Steinzeugs aus Duingen unter den deutschen Steinzeugen steht für Dr. Roehmer in den neuen Forschungen – vor allem der Neuzeitarchäologie – außer Frage. Entsprechend groß ist das Interesse der Wissenschaftler, die Vielfalt der Formen und die technologischen Merkmale dieser Keramik selbst in Augenschein zu nehmen.
Dazu konnte Wolfsberger nun neben Dr. Marion Roehmer auch Dr. Horst Löbert aus Uelzen und Volker Demuth von der Universität Stavanger aus Norwegen in Duingen begrüßten. Dr. Löbert untersuchte 1977 im Rahmen seiner Magisterarbeit an der Universität Göttingen die Keramikproduktion Duingens im 16. und 17. Jahrhundert. Seine Arbeit von 1977 gehört laut Wolfsberger immer noch zu den wichtigsten schriftlichen Arbeiten, die es im Töpfermuseum über das Duinger Steinzeug gibt. Als er von dem Besuch von Dr. Roehmer in Duingen durch Wolfsberger informiert wurde, meldete er ebenfalls sofort seine Teilnahme an.
Zufällig vor Ort war dagegen Volker Demuth, der das Töpfermuseum schon länger mal besuchen wollte und derzeit an einer Dissertation über das mittelalterliche Steinzeug aus dem Weserbergland arbeitet. Demuth ist seit 2010 festangestellt als Archäologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am archäologischen Museum der Universität Stavanger in Norwegen. Derzeit ist er freigestellt, um die Dissertation über das mittelalterliche Steinzeug aus Duingen/Coppengrave, Bengerode/Fredelsloh, Gottsbuehren/Reinhardswald in Norwegen fertigzustellen. Hierfür wollte er abschließende Recherchen in den Produktionsorten durchführen.
Wolfsberger zeigte den drei Experten das Töpfermuseum einschließlich der beiden Keramiksammlungen Tresemer & Schaper, welche der Heimat- und Kulturverein Duingen unter dem Vorsitz von Dr. Möller verwaltet. Die Sammlungen zeigen einen weiten Einblick in die Duinger Töpfergeschichte, die jetzt noch genauer aufgearbeitet werden soll.
„Von Werken des Töpfermuseums wurde Keramik ausgewählt, die zur Untersuchung ans Atominstitut zur Neutronenaktivierungsanalyse nach Wien geschickt werden soll. Letztes Jahr ist das auch schon zweimal durchgeführt worden“, erklärt Wolfsberger. Besucht hat Wolfsberger mit den drei Experten auch in Coppengrave den mittelalterlichen Steinzeugofen, der vor 20 Jahren durch ein Team der Uni Göttingen als Nachbau entstand und seitdem schon einige Male zum Brand von Duinger Keramik genutzt wurde. Unterstützung erhielt Wolfsberger vor Ort vor allem durch den Duinger Archivar Günter Jahns, der sich einen Besuch der hochrangigen Delegation im Ort nicht entgehen ließ. Den Abschluss des Besuches bildeten dann am letzten Abend des mehrtägigen Besuches Fachgespräche, wo die Geschichte der Duinger Keramik noch weiter aufgearbeitet wurde.
Foto1: Dr. Marion Roehmer, Dr. Horst Löbert, Volker Demuth und Ingrid Wolfsberger suchen die Keramik aus, die in Wien untersucht werden soll
Foto4: Volker Demuth, Dr. Marion Roehmer, Ingrid Wolfsberger, Günter Jahns und Dr. Horst Löbert vor dem historischen Töpferofen in Coppengrave