Kunstszene im Kreis atmet auf
Gemeinschaftsausstellung sorgt für Belebung nach Corona
Duingen/Gronau/Freden (gök). Bereits der deutsche Schriftsteller Jean Paul wusste vor rund 250 Jahren, dass die Kunst zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens ist. Und dieser Wein kommt nach der Corona-Krise langsam wieder zurück in die Region. Das Kunsthaus Nordstemmen (KuNo) veranstaltete jetzt die „K2020 – Tage des offenen Ateliers“ im Südkreis und hatte dazu viele Bewerbungen bekommen. Während die Ateliers am Samstag nur sehr wenig besucht wurden, wurde es dann am Sonntag etwas lebhafter in den verschiedenen Ausstellungen.
Die Macher des Vereins wollten, dass sich die Menschen ganz ungezwungen mit dem Thema Kunst auseinandersetzen können und betreiben daher schon seit 2005 die Tage der offenen Ateliers mit in der Regel viel Erfolg. Dabei können die Besucher den Künstlern oft bei ihrem Schaffen über die Schulter schauen oder sich zumindest viele Techniken auch erklären lassen. Während der zwei Ausstellungstage im Südkreis von Hildesheim nahmen dieses Jahr 21 Künstler teil, die von einer fünfköpfigen Jury nach ihrer Bewerbung ausgesucht wurden.
In Lübbrechtsen etwa öffnete Birgit Hagen ihren großzügigen Hof für die Besucher, wo neben ihrem Atelier auch ehemalige Werkstätten und der Garten zum Aufenthalt einluden und mit Malarbeiten und Skulpturen versehen wurden. Dabei waren Birgit Hagen und die weiteren Aussteller aber auch gefordert, die erforderlichen Hygiene- und Abstandsregelungen umzusetzen. Birgit Hagen malt schon seit mehr als 40 Jahren und hat sich später auch wegen ihrer Experimentierfreude als Bildhauerin für Steinskulpturen betätigt. Mit den Jahren hat sich ihr Stil immer weiter verändert. Hat sie am Anfang ihres Schaffens vorwiegend noch Aquarelle gemalt, arbeitet sie mittlerweile mit Acryl und ihre Bilder werden dabei immer größer. Wie viele Künstler lässt sie sich vor allem von ihrem Gefühl und Inspirationen leiten. Die junggebliebene Künstlerin aus dem Külftal experimentiert zwar gern mit Farben und Techniken bei ihren abstrakten Bildern, am Ende steht aber meist eine harmonische Farbkomposition. „Ich kann hier meine Kunstträume voll ausleben und freue mich, dass auch mit anderen Mal zu teilen“, freute sich Birgit Hagen auf die Besucher.
In Rheden begeisterte Touria Alaoui die Besucher mit ihren Werken in ihrem alten Fachwerkhaus. Alaoui hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiterentwickelt und hat dabei das Phänomen „Wasser“ als zentrales Motiv in ihren Bildern untergebracht. In den letzten Wochen und Monaten fand aber auch das Thema Corona den Weg auf die Leinwand in Rheden. So heißt ihre aktuelle Ausstellung „M 1,5“, wo auch der Abstand zu anderen thematisiert wird. In ihrem Bild „Social Distancing“ und anderen Werken der Reihe „Hot Spot“ etwa verarbeitet die in Marokko geborene Alaoui die Eindrücke der letzten Monate sehr farbenfroh und lässt den Betrachter schnell in eine andere Welt versinken. Die Betrachter konnten bei der Ansicht auf eine eigene Entdeckungsreise gehen und dabei immer wieder Neues finden.
In Winzenburg fanden die Besucher die Werke von Taziana Alba vor. Die gebürtige Russin wohnt schon lange mit ihrer Familie in Winzenburg und lässt sich vor allem von der Natur und Personen inspirieren. Ihre künstlerische Ausbildung absolvierte die Künstlerin während ihres Kunststudiums an der von Zarin Elisabeth gegründete Kunstakademie in St. Petersburg. Durch diese Ausbildung wurde sie sehr geprägt und bewegt sich vor allem auf den Gebieten, der Portrait-, Landschafts- oder Aktmalerei. „Dabei erfasse ich vor allem die Stimmung vor Ort und lasse diese in meine Bilder mit einfließen“, erklärt die Künstlerin im Gespräch. Besonders stolz erklärt sie etwa ihren Besuchern ihr Lieblingsbild „Zikadenwald“, welches sie in der Toskana gemalt hat. Aber auch regionale Bilder wie etwa vom Apenteich in Winzenburg finden sich in ihren Werken wieder.
Die „K2020 – Tage des offenen Ateliers“ werden am 19./20. September im Nordkreis in verschiedenen Ateliers fortgesetzt, wo dann dort die Künstler ihre Pforten für Besucher öffnen. Am Wochenende 7./8. November veranstaltet dann Anke Sowada aus Alfeld zusammen mit ihren Mitstreitern die Offenen Ateliers Alfeld in der Kernstadt sowie umliegenden Orten.
Foto6067: Touria Alaoui öffnete in ihrem Ateliers auch ihre Mappe mit älteren Entwürfen für die Besucher
Foto1972: Birgit Hagen zeigte in ihren Ausstellungsräumen Skulpturen und großflächige Bilder
Foto8280: Anke Sowada bereitet mit ihrem Team die Ausstellung der „Offenen Ateliers Alfeld“ am 7./8. November vor
Foto1890: Das Bild „Social Distancing“ bildet die Eindrücke von Touria Alaoui während der Corona-Krise ab