Gemeinschaft auch ohne singen

MGV Lübbrechtsen feiert 130jähriges im stillen Rahmen

Lübbrechtsen (gök). Willi Schwarz wohnt schon seit fünf Jahren nicht mehr in Lübbrechtsen, sondern hat es sich mit seiner Frau im La Patria in Alfeld bequem gemacht. Den Bezug zu seiner Heimat hat er aber nicht verloren und ist als Vorsitzender des Männergesangverein „Germania von 1890“ Lübbrechtsen immer noch aktiv. In diesem Jahr ist die Aufrechterhaltung der Gemeinschaft aber deutlich erschwert worden. „Eigentlich treffen wir uns immer den Sonnabend vor dem 2. November zur Jahreshauptversammlung, die dann im gemütlichen Rahmen stattfindet. Dieses Jahr wollten wir aufgrund des 130jährigen Jubiläums auch unsere Frauen zu einer Vesper einladen, wo wir mit zahlreichen Anekdoten wieder in Erinnerungen schwelgen sollten“, so Willi Schwarz im Gespräch. Corona machte diesen Plan aber zunichte und derzeit gibt es noch keine Planungen, wie man mit dem großen Jubiläum umgehen möchte.

Die Anzahl der Sänger ist immer weniger geworden, bis ein gemeinsames Singen nicht mehr möglich war. „Derzeit sind wir noch rund 15 Mitglieder, die sich dann mindestens einmal im Jahr treffen“, erklärt Schwarz. Der eigentliche 130. Geburtstag des Vereins war am 2. November, wo auch die Gründungsversammlung des Vereins 1890 stattfand. Damals trafen sich 36 Männer in einer der damals zwei vorhandenen Gastwirtschaften. Die Männer waren sich sofort einig und gründeten den Männergesangverein mit dem Namen „Germania von 1890“. Trotz der damals oft schweren körperlichen Arbeit traf man sich frei nach dem Spruch „sind wir von der Arbeit müde, bleibt noch Kraft zu einem Liede“ wöchentlich zu den Singabenden, die dann über einen Zeitraum von 110 Jahren nur mit kurzen Pausen weitergeführt wurden. Das kulturelle Leben in der Gemeinde wurde so maßgeblich geprägt und der Chor trat bei vielen Veranstaltungen auf. Eine richtige Chronik des Vereins gibt es zwar nicht, doch auch anhand der Protokolle der Jahreshauptversammlungen wird schnell klar, dass der Verein auch viele Höhen und Tiefen mitgemacht hat. Dirigenten des Chores waren bis zur Schulreform immer die örtlichen Lehrer in Lübbrechtsen, weshalb es damals nie Nachwuchsprobleme gab. Eingestellt wurden die Übungsabende durch die Präsidenten nur während der beiden Weltkriege. Duingens Archivar Günter Jahns fand in seinen Unterlagen zu dem Männergesangverein Lübbrechtsen nur eine kurze Notiz vom 25jährigen Stiftungsfest von Eintracht Weenzen 1912, die damals ihre Sängerkollegen eingeladen hatten. 1922 folgte dann der Gegenbesuch zum 30jährigen Sängerfest in Lübbrechtsen, was wohl zwei Jahre nach dem eigentlichen Jubiläum in Lübbrechtsen stattfand.

Um die beiden örtlichen Gastwirtschaften nicht zu benachteiligen, fanden die wöchentlichen Singabende am Donnerstag jeweils abwechselnd in den damaligen Gastwirtschaften Glenewinkel und Seeger statt. Dabei war die Teilnahme immer sehr hoch und die Geselligkeit kam nie zu kurz. „Besonders schön war dabei immer das „Nachsingen“. Viele hatten keinen Fernseher und die Männer mussten zu den Abendfilmen nicht zuhause sein“, bekannte Willi Schwarz augenzwinkernd im Gespräch. Mittlerweile gibt es beide Gastwirtschaften nicht mehr und die letzten Treffen fanden noch im Cafe Alter Laden in Lübbrechtsen statt. Wenn wieder Treffen stattfinden, sollen diese abwechselnd bei den jeweiligen Mitgliedern durchgeführt werden.

Natürlich gab es über die Jahre auch viele Veranstaltungen, wo sich der Verein einbrachte. Besonders beliebt waren die eigenen Sängerfeste, wo auch oft zusammen mit anderen Chören das Programm gestaltet wurde. Höhepunkt war dabei sicherlich das Sängerfest im Juli 1990, als auch die Verleihung der Zelter-Plakette für 100 Jahre Chorarbeit durch Kreisdirektor Jochen-Konrad Fromme erfolgte. Danach ging dann die Anzahl der aktiven Sänger immer weiter zurück, so dass zum 1. Januar 2002 das Singen eingestellt wurde. Die Tradition des Vereins sollte nach dem Willen der verbliebenen Mitglieder aber erhalten bleiben, weshalb auch weiter die jährlichen Treffen durchgeführt wurden.

Foto2037: Die Bürgerbeauftragte Ursula Senne vor der MGV-Fahne im Dorfgemeinschaftshaus Lübbrechtsen

Foto2013: 2013 traf man sich zur Jahreshauptversammlung noch im damaligen Cafe Alter Laden

Foto2025: Ein Foto kurz nach der Gründungsversammlung des MGV

Foto2824: Willi Schwarz stöbert in alten Unterlagen