Die Mühlen mahlen immer langsamer
Gewerbegebieteentwicklung wird immer schwieriger / Firma wandert ab
Salzhemmendorf (gök). Wenn ein Investor eine Idee hat, muss er unter Umständen einen langen Atem haben. „Wenn jemand mit einer guten Idee zu uns kommt, kann es bis zur Umsetzung oft zwei Jahre dauern“, erklärt Salzhemmendorfs Bürgermeister Clemens Pommerening im Gespräch. Den Grund dafür sieht der Bürgermeister aber nicht in der Arbeitsweise von irgendwelchen beteiligten Personen, sondern einfach mit der immer komplexer werdenden Gesetzeslage in Deutschland.
In Thüste etwa soll das vorhandene Gewerbegebiet Richtung Weenzer Bruch erweitert werden, so dass sich etwa die Firma Danform noch vergrößern kann und auch ein weiteres Grundstück für Gewerbebetriebe zur Ansiedlung genutzt werden kann. Alleine das Fauna- und Flora-Gutachten läuft über ein Jahr, um eine komplette Vegetationsperiode abzudecken. Mit den weiteren Vorschriften vergehen rund zwei Jahre, ehe das Gelände überplant werden kann.
Dabei sind die finanziellen Mittel der Gemeinde aber auch begrenzt. Zwar sind dieses Jahr im Haushalt 250 000 Euro für Planungsarbeiten vorgesehen, diese sind aber auch schon komplett für drei konkrete Maßnahmen eingeplant. Neben der Planung in Thüste sind auch Planungsarbeiten zur Erweiterung des Thermen-Geländes und beim Rasti-Land in Benstorf vorgesehen. „Corona hat aber zumindest in Salzhemmendorf und Benstorf eine Bremse reingehauen“, erklärt Pommerening. Der Bürgermeister gibt zwar zu, dass die Gemeinde in den letzten Jahrzehnten bei der Entwicklung der Gewerbegebiete viel verpasst hat, erklärt das aber auch mit den finanziellen Zwängen. Weitsichtig agierte man dagegen am Logocos-Gelände in Oldendorf, wo der neue Besitzer dann auch kurzfristig Änderungen wie etwa am Parkplatzgelände vornehmen konnte. „Vielleicht haben wir dort dadurch auch zum Erhalt der verbliebenen Arbeitsplätze beitragen können“, so Pommerening.
Es gibt im Flecken mit dem Gewerbegebiet im Zentrum von Lauenstein, dem Gelände am Bahnhof Osterwald und oberhalb vom Kalkwerk in Salzhemmendorf drei Gewerbegebiete, wo sich Firmen ansiedeln könnten. Sofort möglich ist das derzeit aber in Absprache mit dem Grundstückseigentümer OKAL nur in Lauenstein. Osterwald und Salzhemmendorf müssten dann erst noch überplant werden, was weitere Kosten mit sich bringen würde.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützt die Gemeinde auch die Gewerbebetriebe vor Ort, was aber auch nicht immer zum Erfolg führt. Der Wallenser Dachdeckermeister Jan-Walter Hölscher etwa muss sich verändern. Seine vorhandenen Gebäude in Wallensen sind zu klein geworden, weshalb er nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten hat. In Wallensen hatte er den Sommermarktsplatz im Zentrum an der Angerstraße und auch den Zimmermannsplatz am Ende der Glocksee Richtung Ockensen im Blick. „Ich bin sogar bei allen Anwohnern vorstellig geworden und habe mir die Erlaubnis für einen Betrieb auf den Flächen eingeholt. Der Landkreis hat aber trotz Unterstützung durch unseren Bürgermeister gleich abgeblockt und im Gespräch mitgeteilt, dass die Ansiedlung meines Betriebes nicht in das Ortsbild passen würde. Dabei hätte ich mich auch drauf eingelassen, die Gebäude an die Umgebung anzupassen“, ist Hölscher enttäuscht über die Entscheidungen. Andere Möglichkeiten in der Gemeinde Salzhemmendorf haben sich dann auch nicht ergeben, so dass Hölscher mit seiner Firma jetzt in das benachbarte Duingen im Landkreis Hildesheim zieht. Dort wird er in dem zentralen Gewerbegebiet eine Halle beziehen und von dort morgens seine mittlerweile 14 Mitarbeiter in alle Himmelsrichtungen zu den Kunden schicken. Das Büro für ihn und seine zwei Büroangestellten bleibt zunächst in Wallensen, wo er auch weiterhin für seine Kunden präsent und ansprechbar sein wird. „Für unsere Kunden wird sich nichts ändern, auch wenn wir künftig aus Duingen anfahren werden“, so Hölscher.
„Wenn man es richtig machen will müssten wir Land kaufen, erschließen und zum Gewerbegebiet entwickeln. Das gibt unser Haushalt derzeit aber einfach nicht her. Da haben wir nicht die finanziellen Mittel für“, erklärt Pommering. Zumindest eines der Grundstücke für die Erweiterung in Thüste ist ein gemeindeeigenes Grundstück, so dass dort im kleinen Rahmen künftig aktiv Gewerbe angelockt werden könnte. „Klar ist aber, dass die Schaffung von Gewerbegebieten durch die zahlreichen gesetzlichen Regelungen künftig nicht einfacher wird“, zeigt Pommerening keine günstige Prognose auf.
Foto: Salzhemmendorfs Bürgermeister Clemens Pommerening fürchtet, dass die Schaffung von Gewerbegebieten wie hier in Thüste immer schwieriger wird
Foto: Auf dem Zimmermannsplatz in Wallensen durfte sich die Dachdeckerfirma nicht ansiedeln