Jobcenter Gronau nimmt Arbeit auf
Hilfe zur Selbsthilfe für eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt
Gronau (gök). Jana Reuße und Frank Plomann werden in Gronau gut beschäftigt sein. Die beiden Berater des Jobcenters werden nach dem Lockdown ihre Büros in der Jobcenter-Geschäftsstelle Gronau in der Hauptstraße 8 beziehen. Im letzten Jahr wurden die Büroräume in der neuen Gronauer Bürgerzentrale hergerichtet, so dass die Beratung in Gronau fortgesetzt werden kann. Laut dem Jobcenter-Pressesprecher Walter Prigge stand kurzfristig auch mal im Raum, Gronau zu verlassen. Der langjährige Standort in der Steintorstraße war nicht mehr wirtschaftlich und das Zwischenquartier in der Blanke Straße nur als vorübergehende Lösung gedacht. Doch mit den neuen Räumlichkeiten ist ein Weggang aus Gronau vom Tisch.
Reuße und Plomann werden sich als Berater in Gronau um 700 erwerbsfähige Kunden des Jobcenters zwischen 15 und 66 Jahren kümmern, wobei die Zahl für den Landkreis 14 500 hoch ist. Dazu kommen dann noch 250 nichterwerbsfähige Kunden unter 15 Jahren, die zu den jeweiligen Familien gehören. Zuständig sind die Gronauer für die Kunden aus dem Bereich der Stadt Elze und der Samtgemeinde Leinebergland, wobei die Menschen aus dem Flecken Duingen in Alfeld betreut werden.
Das Jobcenter Hildesheim verfügt jedes Jahr über einen dreistelligen Millionenbetrag, um die Menschen langfristig gesehen wieder ins Leben zu bekommen. 2019 wurden dabei 159 Millionen Euro für die Menschen in den jeweiligen Kommunen durch die 290 Mitarbeiter des Jobcenters eingesetzt.
Die Kunden des Jobcenters haben oft sogenannte multiple Vermittlungshemmnisse, wobei vor allem das Alter, Sucht- oder Schuldenprobleme und mangelnde Ausbildung zu nennen sind. „Manche Kunden sind sogar wohnungs- oder obdachlos, weshalb wir uns auch zunächst um die Bekämpfung der Probleme kümmern, ehe wir versuchen sie in ein Beschäftigungsverhältnis zu bekommen. Hier müssen wir dann langfristig denken, da sich die Entwicklungen oft über Jahre hinziehen“, so Prigge im Gespräch. Den Kunden soll zunächst eine Tagesstruktur mit sinnvollen Tätigkeiten gegeben werden, damit der Wechsel in eine Anstellung nicht zu schwerfällt.
„Wir haben auch Menschen schon nach zehn Jahren wieder in eine Anstellung bekommen. Das ist aber nur möglich, wenn wir den Kunden auf Augenhöhe begegnen und ein Gespür für ihre Bedürfnisse entwickeln“, so Prigge. Das Jobcenter leistet dann eine Hilfe zur Selbsthilfe, wobei durch Corona die wirtschaftliche Lage etwas schwieriger geworden ist. Viele Helfer-Stellen sind weggefallen, während Fachkräfte nach wie vor gesucht werden. Aufgrund dieser Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat das Jobcenter reagiert und konzentriert sich derzeit auf Qualifizierungsmaßnahmen, damit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach der Krise etwas besser sind.
Einen großen Teil der Arbeit nimmt auch die Beratung bei geflüchteten Menschen ein, die dauerhaft in Deutschland bleiben können. Hier profitiert das Jobcenter in Gronau von dem kurzen Weg zum Flüchtlingskoordinator Jens Wolf, der nur ein paar Räume weiter sein Büro in der Bürgerzentrale bezogen hat. „Mit Sprach- oder Integrationskursen vermitteln wir diesen Menschen dann das nötige Rüstzeug für den Arbeitsmarkt, wobei das Ziel immer ein beruflicher Abschluss ist. Das kann von der Ankunft bis zum Abschluss aber schon mal fünf Jahre dauern, weshalb auch hier immer langfristig gedacht werden muss“, erklärt Prigge.
Bis Anfang 2020 sind die Betreuungszahlen immer weiter gesunken, doch mit Beginn der Corona-Pandemie wieder gestiegen. Betroffen sind hier auch oft Soloselbstständige oder 450 Euro-Kräfte, wo Prigge bei einer Normalisierung des Arbeitsmarktes auch von einer zeitnahen Rückkehr in ein Beschäftigungsverhältnis ausgeht. „Unter Umständen sind im Bereich der Soloselbstständigen dann auch Anschubfinanzierungen möglich, wobei jeder Fall gesondert betrachtet wird“, so der Teamleiter Markt & Integration Maximilan Zorn im Gespräch. Wichtig ist dabei auch der Arbeitgeberservice, wo die Mitarbeiter des Jobcenters zu vielen großen Arbeitgebern einen engen Kontakt halten.
Damit man den Kunden auf Augenhöhe begegnen und ein ansprechendes Angebot vorhalten kann, setzt das Jobcenter bei seinen Beratern auf eine sorgfältige Auswahl. Die Berater verfügen meistens über ein Hochschulstudium und ausreichende Berufserfahrung, damit man auch über das entsprechende Fingerspitzengefühl verfügt. Bis zum Ende der Corona-Krise werden in Gronau aber nur Termine nach Vereinbarung angeboten, wenn die Kunden nicht nach Alfeld zum Jobcenter kommen können. Nach der Corona-Krise sind in Gronau Öffnungszeiten von 8 bis 12 Uhr angedacht, wobei laut Prigge wahrscheinlich auch ein Nachmittag dazukommen wird. Kunden können sich aber auch unter der Online-Präsenz www.jobcenter-hildesheim.de einfach informieren und die telefonische Kontaktaufnahme unter 05121-969720 nutzen. „Letztendlich wollen wir alle möglichen Problemlösungen auf einfachem Weg anbieten, damit wir unsere Kunden wieder dauerhaft in Arbeit bekommen“, sind sich Zorn und Prigge einig.
Foto: Maximilian Zorn und Walter Prigge freuen sich, dass in der Bürgerzentrale Kunden des Jobcenters empfangen werden