Enttäuschung über Zuspruch
Hochschule Weserbergland hat Gewerbe in Salzhemmendorf untersucht
Salzhemmendorf (gök). Etwa 800 Gewerbebetriebe gibt es in Salzhemmendorf bei knapp 10 000 Einwohnern. Doch viele davon sind nur Kleinstbetriebe mit geringem Umsatz oder Ertrag. Etwa 150 der größeren Betriebe hat die Gemeindeverwaltung zusammen mit einer Studentengruppe der Hochschule Weserbergland für eine Bedarfsermittlung und Analyse der Expansionsabsichten der Gewerbebetriebe ausgesucht.
Online oder auf einen Brief hatten dann aber nur 35 der 150 Betriebe für die Auswertung geantwortet, wobei davon nur acht Expansionspläne haben. Im Verlauf der nächsten fünf Jahre wollen die Firmen in verschiedenen Größen expandieren, wobei eine Firma bei den Mitarbeitern und eine andere bei der Fläche deutlich über dem Durchschnitt zulegen möchten, was die Durchschnittswerte dann etwas nach oben zieht. Der Ausschussvorsitzende vom Finanzausschuss Friedrich Lücke (CDU) zeigte sich bei der Vorstellung im Ausschuss dann auch etwas enttäuscht und überrascht, dass nur so wenige Betriebe expandieren wollen.
Ermittelt wurde auch die Wertigkeit der Standortfaktoren. Hier fanden die befragten Betriebe in der Reihenfolge die Versorgung mit Internet und Mobilfunk, Immobilienkosten, den Gewerbesteuerhebesatz, Grundstückskosten, das Flächenangebot, die Verkehrsanbindung, die Nahversorgungsmöglichkeiten, die Kinderbetreuung, die Sichtbarkeit beim Durchgangsverkehr, die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, die Erreichbarkeit für die Laufkundschaft sowie abschließend die Energieversorgung mit Gas am wichtigsten. Die Studentin Lilli Wagner gab in der Sitzung aber zu, dass eventuell auch die Corona-Pandemie das Ergebnis etwas verfälscht und weitere Expansionen in den Betrieben durch wirtschaftliche Schwierigkeiten hintenangestellt hat. In ihrer Handlungsempfehlung raten die acht Studenten der Gemeindeverwaltung, gezielt auf Unternehmen zuzugehen und mögliche Expansionen zu besprechen.
Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening lobte die Zusammenarbeit mit den Studenten der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik von der Hochschule Weserbergland. Drei größere Betriebe wurden von der Befragung ausgenommen, weil mit denen schon Expansionspläne konkret direkt besprochen werden. „Die Wünsche der Gewerbebetriebe sind generell sehr individuell. Zumindest im Bereich der Mobilfunkversorgung gab es zuletzt mehrere Verbesserungen“, erklärte Pommerening nach Anfrage von Karl-Heinz Grießner (SPD).
Der anwesende Gewerbetreibende Uwe Wessel lobte bei der Bürgeranhörung die Gemeinde für ihre Unterstützung, wie etwa Terminen beim Landkreis. „Geeignete Gewerbeflächen im Flecken zu finden ist aber eine sportliche Aufgabe“, so Wessel. Er selber sucht seit zwei Jahren zusätzliche Flächen für eine Vergrößerung seines Betriebes. Die Arbeitsergebnisse der Studenten waren für Wessel zwar interessant, sie zielen für ihn aber nur auf den Erhalt des vorhandenen Gewerbes ab. Aus seiner Sicht müssen Rat und Verwaltung überlegen, wie man neue Betriebe nach Salzhemmendorf bekommt. „Wir spüren einen deutlichen Zuzug neuer Mitbürger und es wäre schön, wenn diese Menschen auch vor Ort arbeiten könnten“, so Wessel. Neue Gewerbeflächen sind für Wessel daher wichtig und sollten nach seiner Meinung auch baurechtlich vorbereitet werden. Er selbst zeigte sich beeindruckt, wie etwa die benachbarte Stadt Elze mit der Vermarktung von Gewerbeflächen umgeht. Pommerening gab zu, dass die Gemeinde in dem Bereich aktiver werden muss und gerne auch auswärtige Betriebe anlocken würde.
Foto: Der Finanzausschuss tagte in der Sporthalle Thüste in einer Hybrid-Sitzung, wo sich dann auch die Studenten und auch einige Ausschussmitglieder online zuschalten konnten