Kleine Spende für neues Leben
Silke Becker wirbt im ARD-Morgenfernsehen am 28. Mai für Stammzellenspende / DKMS wird 30 Jahre alt
Grünenplan (gök). „Da ich selber nicht mehr Spenden darf, ist das Werben für eine Typisierung für mich die einzige Möglichkeit, anderen Menschen zu helfen“, ist Silke Becker zugleich traurig und zuversichtlich für ihren bevorstehenden Auftritt im ARD-Morgenmagazin. Sie selber hat 2019 eine lebensrettende Stammzellenspende bekommen und ihre Chance auf ein weiteres Leben genutzt. Doch ihr Leben hing am seidenen Faden, was sie zu Beginn ihrer Krankheit noch nicht ahnte.
Angefangen hatte alles im Herbst 2018, als sie immer wieder mit grippeartigen Symptomen zu kämpfen hatte. „Andauernd hatte ich Halsschmerzen, Temperatur, Husten und auch immer richtig große Hämatome. Dem habe ich aber nicht viel Bedeutung beigemessen, da ich eh schon Probleme mit Thrombozyten hatte“, erinnert sich die Grünenplanerin zurück. Doch an Silvester 2018 ging es ihr immer schlechter. Schüttelfrost, Appetitlosigkeit und Erschöpfung machten ihr zu schaffen. Ihr Hausarzt dachte erst an eine Lungenentzündung, doch am Abend kam der Schock. Der Hausarzt schickte sie am 3. Januar ins Krankenhaus, wo ihre Blutwerte gleich Anlass zur Sorge machten. „Habe ich Leukämie?“, fragte sie noch am Abend den behandelnden Arzt voller Sorge. Wenige Tage später bestätigte sich der Verdacht und schnell wurde klar, dass eine Stammzellenspende ihre einzige Chance auf ein Weiterleben ist.
Nach dem ersten Aufenthalt im Bernwardkrankenhaus in Hildesheim kam sie in die Medizinische Hochschule nach Hannover, wo eine schwere Lungenentzündung fast ihr Ende bedeutet hätte. „Der Professor verglich sie von der Verletzbarkeit mit einem rohen Ei“, erinnert sich ihre Tochter Louisa Becker mit Schrecken zurück. Silke Becker und ihre Familie befürchteten zu diesem Zeitpunkt das Schlimmste. „Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich schaffe das für meine Kinder und mich“, redete sich Silke Becker selber zu diesem entscheidenden Zeitpunkt stark. Die Mutter von Louisa und Max versprach all ihren Liebsten, dass sie wieder gesund wird.
Ganz gerührt war sie von der tollen Unterstützung aus Grünenplan. Kuchenspenden, Hilfe bei verschiedenen Aktionen, Typisierungen oder Arbeit am Computer – die Grünenplaner hielten zusammen und überwältigten Silke Becker mit ihrer Unterstützung. Fotos oder Videos von den Aktionen rührten die jetzt 49jährige immer wieder zu Tränen, wofür sie sich später beim Heimatfest mit einer Rede bedankte. Neben ihren Freunden und ihrer Familie war sie vor allem ihrer besten Freundin Elke Lipke sehr dankbar, die immer Zeit für sie hatte und auch den beiden Kindern eine große Stütze war.
Nachdem sie sich von der Lungenentzündung erholt hatte, wurde sie am 5. April auf die Transplantationsstation verlegt, da sich ein Spender gefunden hatte. Die Spende selber war ausgerechnet für den 27. April 2019 geplant, dem 18. Geburtstag ihres Sohnes Max. „Ich war meinem Spender für jeden Tropfen seiner Spende so dankbar, was man sich nicht vorstellen kann“, erklärt Silke Becker die Gedanken während der Spende. Nach der Spende hat sie jeden Tag Zettel mit den Tagen geschrieben. Die Nachtschwester überbrachte ihr dann am zehnten Tag die Nachricht, dass die ersten 100 Leukozyten in ihrem Blut nachgewiesen werden konnten. Der „Neustart“ des Körpers war geglückt, wobei der nächste Meilenstein dann der Geburtstag von Silke Becker war. Am 12. Mai war zudem Muttertag und sie erhielt ein besonderes Geschenk. Geschützt durfte sie das erste Mal an die frische Luft und die Natur genießen. „Der Geruch von Rasen oder das Vogelzwitschern war unbeschreiblich“, erinnert sie sich immer noch mit Tränen in den Augen zurück. Kurz danach am 16. Mai 2019 durfte sie dann schließlich schon nach Hause. „Noch nie gab es eine so schnelle Entlassung, das hatten die noch nie erlebt“, erinnert sich auch Tochter Louisa an diese Zeit bewegt zurück.
Mit dieser Geschichte war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Dr. Nouraldin Damrah von der MHH gerade Silke Becker für einen Fernsehbeitrag anlässlich des 30. Geburtstag der DKMS am 28. Mai aussuchte. Auch wenn sie mit ihrem Spender Jens aus der Nähe von Köln schon vor dem Drehtag bewegende Momente per Brief oder Telefon hatte, war der Dreh in ihrem Haus schon etwas Besonderes. Das erste Mal redete sie per Videoschalte mit ihrem Lebensspender, der bald das zweite Mal Vater wird. Am 26. April hatte ihr Spender sie nach der vorgeschriebenen Wartezeit von zwei Jahren per WhatsApp angeschrieben. Bei den ersten Zeilen „Hallo mein lieber Zwilling“ wusste sie gleich, um wen es sich handelt.
Da die Typisierungen während Corona deutlich gesunken sind, hofft Silke Becker jetzt mit Hilfe des Fernsehbeitrages diese Zahlen wieder zu steigern. So hofft sie, dass auch zukünftig Leben wie bei ihr gerettet werden können. In Grünenplan kämpft derzeit wieder ein Einwohner um sein Leben, wo alle auf ein genauso gutes Ende wie bei Silke Becker hoffen. Am 28. Mai im ARD-Morgenmagazin wird der Beitrag über Silke Becker und ihre Geschichte mit der Rettung durch den Spender Jens zu sehen sein.
Was ist Leukämie?
Der Begriff „Leukämie“, auch Blutkrebs genannt, steht für eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Die einzelnen Formen unterscheiden sich bezüglich Häufigkeit, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten zum Teil stark voneinander. Leukämie geht von den Knochenmarkszellen aus, wo das Blut produziert wird. In der Regel ist Leukämie durch eine stark erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen im Blut gekennzeichnet. Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 12.500 Menschen an einer Leukämie. Eine Stammzellespende ist – wenn Strahlen- oder Chemotherapie nicht wirken – oft die einzige Möglichkeit der Heilung.
Wie kann ich Spender werden?
Stammzellspender zu werden ist zunächst denkbar einfach. Auf der Internetseite www.dkms.de findet man eine einfache Anleitung. Bei der Registrierung bestellt man ein Testpaket mit Abstrichstäbchen. Nach der Nutzung werden diese zurückgeschickt. Die Gewebemerkmale werden geprüft und gespeichert. Sollten diese zu einem Leukämieerkrankten, der auf der Suche nach einem passenden Spender ist, passen, werden die Spender kontaktiert. Mit der Zustimmung folgt dann eine genauere Blutuntersuchung. Nach der medizinischen Bestätigung erfolgt dann entweder eine periphere Stammzellenentnahme ähnlich einer Blutspende oder eine Knochenmarksentnahme aus dem Beckenkamm. Die Spende wird anschließend gereinigt und an den Patienten weitergegeben.
Foto Silke Becker: Silke Becker mit ihren Kindern Louisa und Max sowie Hund Levi, die ihr auf dem Weg zur Genesung so viel Kraft gegeben haben
Foto2064: Auf diesem Gang im Krankenhaus machte Silke Becker nach der Transplantation ihre ersten Schritte
Foto2060: Max, Louisa und Silke Becker kurz vor der Transplantation
Foto2061: Silke Becker hielt nach der Transplantation jeden Tag auf einem Zettel fest
Foto2062: Das erste Mal an der frischen Luft nach der Transplantation war für Silke Becker ein ganz besonderer Augenblick