60 Jahre Kuchenproduktion in Duingen

60 Jahre Kuchenproduktion in Duingen

Größter Arbeitgeber im Ort aus kleiner Landbäckerei entstanden

Duingen (gök). Anders als heute hatte im 19. Jahrhundert noch fast jeder Ort seine eigene Bäckerei und oft auch mehrere. 1865 gründete Heinrich Hasselmann eine Landbäckerei in Duingen, die sich später zu einem großen Konzern entwickeln sollte.Nachdem die Bäckerei zunächst von Heinrich und danach Friedrich Hasselmann betrieben wurde, trat durch Heirat mit Elise Hasselmann auch Karl Schwetje in das Familienunternehmen ein. Karl Schwetje stammt aus Barfelde und erlernte von 1911 bis 1914 das Bäckerhandwerk in Brüggen. Der junge Bäckermeister vergrößerte die Bäckerei zusammen mit seinem Sohn Karl junior dann über die Jahre immer weiter und hatte einige Gesellen, die die Duinger Backwaren bis nach Alfeld verkauften. Aufgrund der guten Entwicklung gab es sogar Überlegungen eine Brotfabrik in Duingen aufzubauen. Nach der Besichtigung einiger Betriebe wurde diese Idee aber von Vater und Sohn verworfen und stattdessen eine andere Idee aufgenommen. Von Arthur Meyer in Kopenhagen kauften die umtriebigen Bäckermeister die Lizenz für eine bestimmte Sandkuchenart, die ab 1959 in Duingen gebacken wurden. Zunächst stieg die Produktion in Duingen an dem alten Standort nur langsam, so dass an die bestehende Bäckerei ein Anbau folgte.

Die Zusammenarbeit mit dem dänischen Lizenzgeber verlief dann sehr erfolgreich und die Sandkuchen erfreuten sich einer großen Nachfrage. Da der räumliche Ausbau des Betriebes aber an der Hauptstraße aus Platzgründen nicht mehr möglich war, kauften Vater und Sohn 1960 am Warweg ein zwei Morgen großes Grundstück von Friedrich Niemeier, auf dem noch im gleichen Jahr eine Halle von 900 Quadratmetern Grundfläche errichtet wurde. 1961 wurde dann schließlich das Unternehmen „Lady-Cake“ gegründet, was sich zum größten Arbeitgeber von Duingen entwickeln sollte. Die Produktion wuchs dann schnell heran, so dass 1963 schon die zweite Produktionshalle mit 675 Quadratmetern Größe für die Verpackung und den Versand gebaut wurde. Von anfangs ein paar tausend Kuchen am Tag wuchs die Produktion schon bis 1967 auf etwa 22 000 Sandkuchen der verschiedenen Arten am Tag. In einer Tagesschicht wurden damals schon 36 000 Eier und pro Woche 200 Zentner Zucker verarbeitet. Die damals rund 60 Beschäftigten konnten den Arbeitsaufwand nur bewältigen, da es bereits Hilfestellungen wie Aufschlagmaschinen für Eier gab. Herzstück der Anlage war aber schon ein Durchlaufofen mit 2,20 Meter Bandbreite. In den sechziger Jahren rollten täglich Lastzüge mit Ziele in der ganzen Republik und einigen europäischen Nachbarländern. Der Betrieb hatte schnell 15 eigene Lastzüge, die neben den beauftragten Speditionen die Backwaren überall verteilten. „Zeitzeugen berichten noch heute von dem ausgezeichneten Betriebsklima, für das sich Karl Schwetje senior, Karl Schwetje junior und seine Frau Elisabeth verantwortlich zeigten“, so der Schwiegersohn der ehemaligen Firmenchefin im Gespräch.

Als eines der ersten Unternehmen begann der Familienbetrieb auch große Handelszentren direkt zu beliefern, was sich später rächen sollte. Als einer der Großabnehmer mit 55 Prozent Umsatzbeteiligung ausstieg, brach der Umsatz entsprechend ein und im Zuge der Marktbereinigung musste auch der Duinger Familienbetrieb später Vergleich anmelden. Nach dem Einstieg des Unternehmers Otto Lithardt und der Gebrüder Detmers aus Bielefeld folgten Jahre der Expansion mit Übernahme von Wettbewerbern in Mettingen bei Osnabrück, Seesen und Walsrode. Auch ein namhafter Brothersteller aus Gütersloh gehörte für einige Jahre zu der inzwischen zu einem Konzern herangewachsenen Lady Cake Gruppe.

„1989 entschied sich meine Familie und die übrigen Gesellschafter, den Betrieb zur weiteren Expansion an Südzucker aus Expansionsgründen zu verkaufen. Im Oktober 2000 übernahm schließlich die Firma Kuchenmeister aus Soest das Unternehmen und baute dieses über die Jahre weiter aus“, erinnert sich der Enkel des Gründers Karl Schwetje zurück.

Trotz der Eigentümerwechsel setzte die Firma Kuchenmeister über die Jahre auf Kontinuität. Mit Karl Schwetje junior ist auch der Enkel des Firmengründers noch in dem Duinger Vorzeigebetrieb als Werksleiter tätig und führt die Familiengeschichte so in dem Unternehmen weiter fort. Bis vor einigen Jahren war auch Elisabeth

Schwetje selbst im hohen Alter noch in dem Betrieb im Büro für einige Stunden am Tag tätig. Die deutlich über 100 Mitarbeiter produzieren in Duingen je nach Bedarf an sieben Tagen in der Woche und arbeiten die individuellen Kundenwünsche ab. Mit Hilfe von Zeitarbeitern und Aushilfen wird eine große Flexibilität gewährleistet und Kundenwünsche in 80 Ländern erfüllt. Als einziger Standort der Firma Kuchenmeister wird dabei in Duingen auch Tiefkühlware mit den insgesamt vier Backlinien produziert. „Wir sind mit Kuchenmeister in vielen Produkten Weltmarktführer und sind auch nach internationalem Standard zertifiziert mit einer guten Perspektive“, so der 55jährige Karl Schwetje im Gespräch. Für Nachwuchs sorgt der Betrieb dabei im großen Umfang auch selber, da in dem Betrieb auch zur Fachkraft Lebensmitteltechnik, Fachkraft für Lagerlogistik und Maschinenanlagenbediener ausgebildet wird. „Diese Berufe haben alle eine super Perspektive und werden in vielen Firmen benötigt“, erklärt Schwetje. Gerade in der Osterzeit war der Betrieb zuletzt besonders gefordert und hat viele Spitzen in der Kuchenproduktion erfolgreich abgefangen. Stolz ist Schwetje darauf, dass es den Namen Lady-Cake immer noch gibt. Unter diesem Label werden in Südeuropa immer noch Kuchen verkauft. So ist es durchaus möglich, dass Duinger Einwohner im Urlaub ihnen sehr bekannte Produkte aus jetzt 60 Jahren Lady-Cake-Geschichte über den Weg laufen.

Rekord: 1985 errang Lady-Cake sogar den Einzug in das Guinnes-Buch der Rekorde. Lady-Cake produzierte damals die längste Marmeladen-Bisquitroulade der Welt. 1400 Eier, 65 Kilogramm Zucker, 70 Kilogramm Margarine, 70 Kilogramm Mehl und 185 Kilogramm Marmelade kamen in den Teig und sorgen für einen 300 Meter langen Kuchen.