Sachliche Diskussion

Mastanlage in Bäntorf erhitzt weiter die Gemüter

Bäntorf (gök). Der geplante Bau eines weiteren Hühnerstalls mit 29 999 Masthühnern am Ortsrand von Bäntorf erhitzt weiter die Gemüter. Die Grünen luden nun zu einer Online-Diskussion öffentlich ein, wo neben Anwohnern auch Vertreter von Landvolk oder Landwirtschaft neben der Politik anwesend waren, um auch einige Unklarheiten zu beseitigen. Rund 30 Teilnehmer wurden dabei zunächst von dem Landtagsmitglied Christian Meyer über entsprechende Anlagen informiert.

Die Bäntorfer Anwohnerin Bettina Schröder-Brautflecht stellte dazu gleich zu Beginn klar, dass man zunächst einmal nur Sachargumente austauschen wollte, was dann in der Mehrzahl auch gelang. Meyer machte zudem klar, dass vor allem die Grünen eine bäuerliche Landwirtschaft und keine Industrialisierung wollen. In den letzten Jahren hat es in Niedersachsen schon einen starken Wandel von der Käfig- zur Freilandhaltung bei der Hühnerhaltung gegeben. In diesem Bereich ist Niedersachsen deutschlandweit sogar führend, kommt doch jedes zweite Bio-Ei aus Niedersachsen. Kritisch sieht er die Hochleistungsmast, wo in 38 bis 42 Tagen die Hühner zur Schlachtreife gemästet werden. Die Haltung in diesen Mastbetrieben hält Meyer nicht für tierschutzkonform, da laut Verordnung 39 Kilogramm Hühner auf einem Quadratmeter gemästet werden dürfen. Auch wenn die meisten Betriebe freiwillig nur 33 Kilogramm Hühner auf einem Quadratmeter mästen, sind das immer noch ungefähr 22 Hühner. Das ist für Meyer auch der Hauptgrund, warum bei den Masthühnern so oft Erkrankungen auftreten und laut Statistik 85 Prozent der Masthühner Antibiotika bekommen. Generell möchte Meyer mehr Wertschätzung für Lebensmittel, wobei er aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem Bauernverband lobt. Bei der Initiative Tierwohl werden heute schon Landwirte finanziell belohnt, die den Tierschutz fördern. Schon jetzt zahlen dafür Verbraucher sechs Cent mehr beim Fleischpreis, wobei Grüne aber auf einen Wert von zehn Cent pro Kilogramm wollen. „Nur durch Appelle werden die Verbraucher ihr Verhalten nicht ändern“, ist sich Meyer sicher.

Die Landwirtin Silke Timmermann betonte, dass die Landwirte vor allem Angst haben, dass sich die Landwirtschaft bei den Familienbetrieben irgendwann nicht mehr lohnen wird. Dort müsse man entsprechende Lösungen finden. Ändern möchten die Grünen gerne Genehmigungsverfahren von größeren Ställen, da gerade privilegierte Bauvorhaben wie etwa in Bäntorf mit bis zu 29 999 Masthühnern allein dem Baurecht ohne Bundesimmissionsschutzrecht und Umweltverträglichkeitsprüfung unterliegen. Hier stellt sich der Bundestagskandidaten Helge Limburg mehr Mitbestimmung für Gemeinderäte vor und so eine Stärkung des Kommunalrechts.

Nachdem alle Beteiligten zu Wort gekommen waren, stellte Meyer klar, dass bei landwirtschaftlich privilegierten Maßnahmen die Einwände schwieriger sind. „Die Agrarwende kommt in kleinen Schritten und wird sicherlich so lange wie die Energiewende dauern. Für eine bäuerliche Landwirtschaft müssen wir alle was tun“, so Meyer.

Foto: Christian Meyer bei seinen Ausführungen