Licht und Schatten in der Landwirtschaft
Feuchter Frühling begünstigt Pflanzenwuchs / Starkregen sorgt für Ärger
Leinebergland (gök). Die meisten Einwohner der Region haben das Frühjahr als sehr kalt und nass wahrgenommen. Auch die meisten Landwirte waren mit dem Frühjahr von den Temperaturen her nicht zufrieden, doch die für den Landwirt Christoph Stichnothe aus Wallensen war zumindest die Verteilung des Regens gut. Gab es zu Beginn des Frühjahrs noch eine Trockenphase, die zusammen mit der Kälte die Pflanzen auf seinen Äckern zwei bis drei Wochen in der Entwicklung nach hinten geworfen hat, kam später zumindest genügend Regen hinzu. Im wahrsten Sinn verhagelt wurde ihm jetzt etwas die Gerste, wo auf seinen Flächen bei Duingen Hagelschlag zu beklagen war. Während der Starkregen auch die Einwohner von Duingen und Umgebung ärgerte, hatte dieser natürlich auch Konsequenzen für die regionalen Landwirte.
Neben Hagelschaden hatten die Landwirte auch mit Bodenerosion zu kämpfen. Landregen ist dabei nicht das Problem, aber bei Starkregenereignissen sorgt vor allem die Fließgeschwindigkeit besonders an Hängen dafür, dass die wertvolle Erde vom Acker getragen wird. „Bei Starkregen gibt es bei uns Landwirten meist zwei Möglichkeiten. Entweder steht das Getreide schon dicht auf dem Feld und fällt durch den Regen mit den schweren Ähren um, wobei dann aber wenig Erosion entsteht. Die andere Möglichkeit gibt es dann gerade in den Frühjahrskulturen. Hier sind die Reihenabstände bei Pflanzen wie Zuckerrüben oder Kartoffeln größer und Boden liegt frei. Hohe Fließgeschwindigkeiten können dann dafür sorgen, dass uns die Erosion schon stark zu schaffen macht und so große Schäden anrichtet“, erklärt Stichnothe. Dem versuchen die Landwirte mit verschiedenen Maßnahmen entgegenzutreten, wenn etwa quer zum Hang Pflanzreihen angelegt werden, um so den Wasserfluss zu bremsen. „Man hat aber nicht immer Einfluss auf den Wasserlauf und irgendwann gibt es bei bestimmten Wassermengen dann kein Halten mehr“, bedauert Stichnothe.
„Durch die feuchten Bedingungen konnten Nährstoffe gut aufgenommen werden und es zeichnet sich ein hoher Kornertrag ab“, ist Landwirt Henrik Gödeke aus Hoyershausen zufrieden. Zu feuchte Bedingungen fördern im Getreide aber die Pilzinfektionen. Ohne den Einsatz von Fungiziden würde laut Gödeke der Ertrag auf dem Halm vergammeln und verschimmeln. Während der Winterweizen gut gewachsen ist, sind Rübe und Mais eher wärmeliebende Feldfrüchte. „Rübe und Mais hatten einigen Wochen für ihre Verhältnisse zu kalte Bedingungen, holen dieses aber bei dem derzeitigen “Wachse-Wetter” wieder auf“, ist sich Gödeke sicher. Die Faustregel ist hier laut Gödeke, dass eine Rübe einen guten Ertrag bringt, wenn um den 17. Juni eine Männerhand den Wurzelkörper nicht mehr umschließen kann. Auch für den Winterraps ist das feuchte Wetter derzeit gut, da die Körner in ihrer jetzigen Kornfüllphase an Gewicht zulegen.
Auch wenn es in den vergangenen Wochen viel geregnet hat, haben die Böden aus den vergangenen zwei sehr trockenen Sommern noch viel aufzuholen. Vor allem die Buchenwälder im Külf und Duinger Berg freuen sich weiter über Regen. „Gerade die großen Buchen finden in zwei bis vier Meter Tiefe kein Bodenwasser mehr“, beschreibt Gödeke dort das Dilemma. Glück haben die hiesigen Landwirte, dass die Böden hier in der Region im Vergleich zu anderen Gegenden ein hohes Wasserhaltevermögen haben. Sandige Böden wie etwa im norddeutschen Raum sind viel wasserdurchlässiger, weshalb dort auch oft auf den Äckern bewässert werden muss. Kommt der Niederschlag langsam und fließt nicht oberirdisch ab, haben hiesige Böden bezogen auf landwirtschaftlichen Früchte Speicherkapazitäten von drei bis fünf Wochen, da die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen relativ tiefe Wurzeln ausbilden. „Daher war das Frühjahr auch nicht zu nass. Unser Grundwasserspiegel muss aus den letzten Jahren noch wieder weiter aufgefüllt werden“, erklärt Konrad Vespermann aus Hoyershausen im Gespräch.
Die Landwirte blicken der Zukunft aber weiter optimistisch entgegen. Durch die hohen Wasserspeicherkapazitäten der Böden können laut Gödeke nur noch Hitzewellen über 40°C die Feldfrüchte von oben herab „herunterbrennen“. „Alte Landwirtsgenerationen haben immer gesagt, dass die Sonne auf unseren Böden noch nie einen Bauern vom Hof geschienen hat. Soll heißen, dass die Ertragseinbußen durch die Sonne nicht schlimm sind und werden“, hofft Gödeke. Neben den guten Böden im Becken um Eime und Gronau oder in den Leineauen um Alfeld gibt es aber auch Grenzstandorte auf kalkhaltigem Standorten wie etwa am Sackwald. Dort hat der Boden nur ein geringes Wasserhaltevermögen, was regelmäßigen Regen wichtigmacht. „Wir Landwirte gucken herausfordernd in die Zukunft. Wir arbeiten schon immer in und mit der Natur. Gegen die Natur zu arbeiten hat noch keiner geschafft. Nachhaltigkeit ist keine Erfindung der “Grünen”, sondern stammt aus Land- und vor allem aus der Forstwirtschaft“, so Gödeke. Die Landwirte hoffen laut Vespermann auf einen ganz normalen Sommer ohne zu lange Trockenphasen.
Foto8476+8480: Konrad Vespermann setzt auf die Natur, welche das kalte Frühjahr schon wieder aufholen wird
Foto8482: Die Landwirte achten darauf, dass genügend Nährstoffe die Äcker erreichen
Foto8484: Durch die parallele Bepflanzung zu Feldrändern soll auch Bodenerosion vermieden werden
Foto8486: Die Reihen bei den Zuckerrüben sind noch nicht geschlossen. Die Pflanzen hinken der normalen Entwicklung zwei Wochen hinterher
Foto8487: Zwischen Weenzen und Duingen lassen sich jetzt noch Schlammflächen auf den Äckern beobachten, die durch Starkregen entstanden sind. Die Bodenerosion durch solche Ereignisse macht den Landwirten zu schaffen