Digitale Schäden im Milliardenbereich
Hackerangriffe sorgen auch regional für Schäden
Alfeld (gök). Die digitale Kommunikation in Deutschland hat gerade im letzten Jahr während der Coronapandemie zugenommen. Mit ihr ist aber auch die Bedrohung durch Cyberkriminelle in Deutschland nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) weiter gestiegen. Nach dem jährlichen Bundeslagebild Cybercrime stieg die Zahl der von der Polizei registrierten Taten im vergangenen Jahr um 7,9 Prozent auf 108 000. Dabei nahm die Bedrohung laut BKA auch qualitativ zu, weil die Digitalisierung voranschreitet und auch die Täter im professioneller werden.
Die größte Bedrohung für deutsche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sind nach Einschätzung der Polizei sogenannte Ransomware-Angriffe, bei denen etwa mit einer Schadsoftware Datenbestände verschlüsselt werden. Der Branchenverband BITKOM schätzt, dass der deutschen Wirtschaft jährlich Schäden von über 100 Milliarden Euro durch Cybercrime entstehen.
Seit dem dritten Quartal 2020 wurden laut BKA zufolge auch vermehrt Angriffe auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen registriert, die bei der Bekämpfung der Coronapandemie relevant sind. Betroffen waren demnach unter anderem Impf-Portale sowie die gesamte Impfstoff-Lieferkette. Anke Hoefer informierte als Vereinsvorsitzende des Industrievereins Alfeld (IVA) jetzt in einem digitalen Cybercrime-Vortrag auch ihre Mitglieder über Gefahren. Ganz in der Nähe etwa war auch die Firma Siegfried Hameln von einer Cyberattacke betroffen und konnte etwa eine Zeit lang keinen Impfstoff für die Corona-Impfungen abfüllen, was die Impfwelle in Deutschland auch mit verzögert hat.
Um die Mitglieder des IVA zu sensibilisieren, kamen in dem Vortrag verschiedene Personen zu Wort, die wertvolle Hinweise zum Schutz gaben. Einer war Bernd Schumacher, der bei der Alfelder Firma Weinig Grecon GmbH & Co KG Leiter Finanzen und Personal ist. Er berichtete von einer Cyberattacke aus dem letzten Jahr, wo auch mittels Schadsoftware Datenmissbrauch erfolgte. Ein Mitarbeiter aus dem Konzern hatte einen unbekannten Link in einer e-mail angeklickt und so unabsichtlich eine fatale Kettenreaktion ausgelöst. Zunächst wurde das Unternehmen ausspioniert und nach sechs Wochen wurden Dateien verschlüsselt, womit der oder die Täter versuchten die Firma zu erpressen. Aufgrund des Angriffs gab es bedingt durch Produktionsausfälle und Lieferverzögerungen einen großen finanziellen Schaden. Noch sechs Monate später sind die Ausfälle trotz aller unternehmerischen Anstrengungen zu merken.
Der offene Bericht von Bernd Schumacher wurde schließlich noch von Jörg Peine-Paulsen ergänzt. Der aus Alfeld stammende Peine-Paulsen arbeitet für den Wirtschaftsschutz des Verfassungsschutzes Niedersachsen und hat in der Vergangenheit schon von vielen Angriffen auf niedersächsische Firmen erfahren. Er warnte dabei davor, diese Angreifer zu unterschätzen. „Die arbeiten nicht in Garagen, sondern sind hochprofessionell“, mahnte Peine-Paulsen zu erhöhter Vorsicht in den Betrieben. Auch Spionage liegt im Fokus des Verfassungsschutzes, wo vor allem wirtschaftliche Folgen eklatant sein können. Er betonte dabei, dass IT-Sicherheit sehr wichtig, aber nicht alles ist. Menschen, Technik und Prozesse müssen nach seiner Einschätzung aneinander angepasst werden, um einen wirkungsvollen Schutz vor Angriffen zu gewährleisten. Zur Sicherheit gehört auch eine große Disziplin, da erstellte Notfallpläne und Abläufe auch geübt werden müssen. Eine große Gefahr für die Betriebe sind aus seiner Sicht zu sorglose Mitarbeiter, die oft noch weiter sensibilisiert werden müssen. Daher müssen man in einem Unternehmen auch überlegen, wie man mit Informationen umgeht. Auf Wunsch gibt es durch den Wirtschaftsschutz auch Beratungsangebote, die bei Bedarf auch vertraulich bleiben.
Wenn ein Schaden passiert ist, bekommen die Firmen auch Hilfe von Versicherungen. Zu den Möglichkeiten informierte Yvonne Kerpes von einem Spezialversicherer (HISCOX) die zahlreichen beteiligten Konferenzteilnehmer und appellierte zu entsprechender Vorsicht.
Foto: Der Vortrag des IVA wurde sehr gut angenommen