Mit dem „Stecken-Pferd“ über jedes Hindernis
Hobby Horse-Training startet in Eime durch
Eime (gök). Jill Schaper ist ein ganz normaler Teenager, die wie viele andere Kinder und Jugendliche regelmäßig in Internetportalen wie Youtube unterwegs ist. Dort entdeckte die 11jährige aus Eime auch ihr Interesse am Hobby-Horsing. Hobby Horsing ist die englische Umschreibung für das deutsche Steckenpferd, was als Sportart mit Gymnastikelementen deutschlandweit immer mehr in den Fokus tritt. Gerade Mädchen lieben Pferde und überall auf der Welt haben viele von ihnen einen ungewöhnlichen Weg gefunden, um reiten zu können. Der neue Trend-Sport nennt sich Hobby Horsing und kommt ohne Pferde und teure Reitstunden aus. Stattdessen reiten sie auf Steckenpferden umher, die sie oft selbst basteln. Was beim ersten Gedanken lustig klingt, hat sich zu einer echten Bewegung entwickelt.
Die Bewegungsabläufe sind dabei ähnlich wie beim reellen Springreiten oder der Dressur mit dem Pferd, wo Jill Schaper auch schon Erfahrungen hat. Die Familie der Eimerin hat selber Pferde und begeistert sich daher auch für alle Aktivitäten rund um den Pferdesport. Beim Hobby Horsing kommen keine echten Pferde zum Einsatz, sondern stattdessen benutzten die Teilnehmer überwiegend selbst gefertigte oder gekaufte Steckenpferde.
Besonders in den skandinavischen Ländern und anderen Teilen Europas ist der Sport sehr populär und zählt zu den Fun- und Trendsportarten. In Finnland, dem Ursprungsland des Sportes, wird neben regionalen Wettkämpfen sogar eine jährliche nationale Meisterschaft ausgetragen. Dort gibt es schon rund 10 000 Reiterinnen und Reiter, die dem Sport nachgehen. Ähnlich wie beim normalen Pferdesport erfreut sich Hobby Horsing gerade bei Mädchen und jungen Frauen zwischen sechs und 18 Jahren großer Popularität. Einerseits betrachten die Hobby Horser ihren Sport selbst mit einem Augenzwinkern. Andererseits nehmen sie ihre sportlichen Leistungen durchaus ernst. Im vergangenen Jahr stellte eine Reiterin in Finnland den Hindernisrekord von 1,40 Meter auf. Auch in anderen Ländern ist der Trendsport mittlerweile angekommen. Seit 2016 gibt es beispielsweise in Australien einen eigenen Hobby-Horse-Verband.
Jill Schaper suchte zusammen mit ihrer Mutter Sonja im Internet schließlich nach einer Trainingsmöglichkeit und wurde in Hameln fündig. Die wöchentlichen Fahrten zum Training wurden der Familie dann aber zu viel, da aufgrund der weiten Strecke der Zeitaufwand sehr hoch war. Nach einem halben Jahr Training sprach Sonja Schaper schließlich zusammen mit ihrem Mann Dennis den Vorstand des SV Eime an und klopfte dort die Möglichkeit eines eigenen Trainingsangebotes ab. Der Vorstand war sofort sehr aufgeschlossen und entschied sich für das Angebot des „Hobby Horse“ in Eime, was es in der Region sonst nicht gibt.
Sonja Schaper ergriff schließlich die Initiative und schulte sich selber mit Internetvideos für einen Trainingsbetrieb. „Mir kommt dabei sicherlich zu Gute, dass ich schon seit Jahren im Pferdesport aktiv bin. Hobby Horsing gibt aber Kindern und Teenagern die Möglichkeit, auch ohne reelle Pferde dem Reitsport näherzukommen. Auch bietet es den Kindern die Möglichkeit, ihre Gefühle auszuleben und Selbstbewusstsein zu stärken“, erklärt die Eimerin im Gespräch die Vorteile der jungen Sportart, die sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut. Gerade nach Corona ist Sonja Schaper wichtig, dass die Kinder auch wieder zusammenkommen und sich gemeinsam bewegen. Vor allem die Sprungübungen über verschiedene Hindernisse machen den Kindern dabei Spaß, wobei aber auch etwas Theorie auf dem Übungsplan steht. „Was frisst ein Pony und was isst ein Mensch? Wie pflegt man Pferde? – mit solchen Fragen beschäftigen wir uns dann bei den Übungsstunden auch“, erklärt Sonja Schaper.
Zum Hobby Horsing braucht man nichts weiter als ein Steckenpferd. Diese werden in anderen Ländern wie Finnland meist selbst gebastelt. Es gibt aber auch kommerzielle Steckenpferde zu kaufen, wofür die Preise noch im zweistelligen Bereich losgehen. Theoretisch kann man aber auf einen Besenstiel einen Plüschtierpferdekopf montieren und schon kann es losgehen.
Anfang Juni ist das Angebot in Eime gestartet, wobei zu Beginn nur zwei Teilnehmer dabei waren. In sehr kurzer Zeit wuchs die Gruppe aber schon auf rund zehn Teilnehmer, wobei auch Jungs in der Gruppe vertreten sind. Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr finden die Trainingsstunden auf dem Sportplatzgelände in Eime statt, wo mittelfristig auch eine Sparte gegründet werden soll. „Am Anfang sind interessierte Kinder und Jugendliche gerne auch zum Schnuppern oder Gucken eingeladen und können zwanglos erscheinen und mitmachen“, berichtet die Übungsleiterin. Bisher ist der jüngste Teilnehmer vier Jahre und die älteste Teilnehmerin zwölf Jahre alt. „Nach einer Stunde Training sind die Kinder dann immer richtig kaputt, aber auch sehr glücklich. Vermutlich gilt der Grundsatz „Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ auch für das gute alte Steckenpferd.
Foto9630: Ein Logo für das Hobby Horsing in Eime gibt es schon
Foto8133+8134: Sonja Schaper gibt die Richtung beim Training vor
Foto8153+8167: Gleichgewichtsschulungen gehören auch zum Training
Foto8168: mit Löffel wird über Hindernisse balanciert
Foto8204+8215: Mit Schwung geht es über die Hindernisse
Foto8219+8222: Jill Schaper springt gekonnt über die Hindernisse