Tief im Herzen Osterwalder
Bürger vom Rischkamp wollen keine Oldendorfer sein
Oldendorf/Osterwald (gök). Das I-Tüpfelchen war für Andreas Hartnack vor einigen Wochen das Aufstellen der neuen Ortsschilder. Vorher war nur durch Grenzsteine erkennbar, wo im Rischkamp Oldendorf aufhört und Osterwald beginnt. Seit vielen Jahren wohnt Hartnack im Rischkamp, doch als Oldendorfer hat er sich nie gefühlt. In seiner Straße Adlerwarte geht es aber vielen Bewohnern so. Der Kassierer der Feuerwehr Osterwald, der Vorsitzende vom Motorclub Osterwald, Mitglieder vom Waldbad oder ein Jugendtrainer der Sportfreunde Osterwald wohnen dort und fühlen sich als Osterwalder. Den Rischkamp gibt es in seiner jetzigen Form erst seit knapp über 20 Jahren, wobei das Gebiet vor vielen Jahrzehnten mal zu Osterwald gehörte. Auch die angrenzende Glashütte gehörte von der Historie her zu Osterwald, wo die Kohle aus den Osterwalder Bergwerken verarbeitet wurde. Verteilt wird vor Ort sogar die Osterwalder Dorfzeitung. „Wir sind in Osterwald voll integriert“, ist Hartnack froh über die herzliche Aufnahme. Auch wenn sich viele Menschen aus dem Rischkamp als Osterwalder fühlen, sind sie es doch nicht. Denn gerade bei den Wahlen merken die Bewohner, wohin sie politisch gehören. Ihr Kreuz können sie bei den Kommunalwahlen nur für den Ortsrat Oldendorf machen.
Das führt manchmal zu auch praktischen Problemen. „Im Schwarzen Weg hatten wir Probleme mit Rasern. Da aber zwei Ortsräte für die Straße zuständig sind, mussten sich erst beide damit beschäftigen, ehe Berliner Kissen installiert wurden. Später wollten wir Hundetoilettenständer, doch während der Ortsrat Osterwald das finanziell sogar unterstützen wollte, lehnte Oldendorf es ab“, so Hartnack. Die nach dem Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz notwendige engere Gemeinschaft gibt es laut Hartnack mit Oldendorf nicht. Für ihn ist Oldendorf mit seinen Problemen weit weg und die Oldendorfer interessieren sich aus seiner Sicht nicht für den Rischkamp und andersrum genauso. Bei einer Veranstaltung in der Steigerklause warf ihm Oldendorfs Ortsbürgermeister Thomas Hampe (Aktive Bürger) vor, dass er Grenzen aufbauen wolle. Er sieht das aber anders und will dagegen eine bestehende Grenze abbauen.
Der unzufriedende Oldendorfer will das jetzt nicht mehr hinnehmen. So hat er selber Parteien in der Gemeinde kontaktiert, doch die Antworten waren bisher ernüchternd. SPD und CDU lehnen eine Veränderung der Situation laut Hartnack bisher ab, wobei aber auch eine Petition als Möglichkeit aufgezeigt wurde. „Am Ende entscheidet aber der Gemeinderat und nicht die Bewohner“, ist sich Hartnack bewusst, dass er politische Überzeugungsarbeit zusammen mit anderen Mitstreitern wie Tim Hoffmann oder Miriam Kuhrt leisten muss. In Zukunft sollen politische Treffen regelmäßig besucht und immer wieder auf das Thema aufmerksam gemacht werden.
Miriam Kuhrt hat sich in ihrer Jugend sogar umpfarren lassen, damit sie mit ihren Osterwalder Freunden zusammen konfirmiert werden konnte. „Tief im Herzen sind wir Osterwalder“, stellt auch Kuhrt im Gespräch klar. Die Bewohnerin der Adlerwarte war im Osterwalder Kinderchor, in der DLRG, ihr Vater in der Feuerwehr und die ganze Familie auf der Osterwaldbühne aktiv. „Wir sind einfach Osterwalder, auch wenn wir dort offiziell nicht wohnen“, erklärt sie.
Aussagen, dass man ja alles machen kann, nur nicht in Osterwald wählen, kann man gerade aus dem Mund eines gewählten Gemeinderatsmitgliedes nicht nachvollziehen. Seit 2005 schon hat sich Hartnack nicht mehr an einer Ortsratswahl beteiligt. Er fühlt sich in Oldendorf einfach nicht zugehörig und will dort auch nicht seine Stimme abgeben. Wenn die Corona-Zeit vorbei ist, will er zusammen mit Tim Hoffmann im Rischkamp und auch in der Glashütte von Tür zu Tür gehen und Unterschriften sammeln. Dann wird für Hartnack und seine Mitstreiter auch klar, ob das bisherige Gefühl von einer großen Geschlossenheit für eine Zugehörigkeit zu Osterwald auch wirklich so von allen Bewohnern des Rischkampes gesehen wird.
Foto8681+8682: Grenzsteine zeigen die Grenze zwischen Oldendorf und Osterwald im Rischkamp auf
Foto8686: Andreas Hartnack und Miriam Kuhrt fühlen sich als Osterwalder und hoffen darauf, dass Osterwald bald nicht mehr vor ihren Häusern endet