60 Jahre Mittelpunkt im Ort
St. Johannis Kapelle Fölziehausen feiert Jubiläum
Fölziehausen/Wallensen/Duingen (gök). Fölziehausen ist eine Gemeinde mit alter Geschichte. Bereits im Jahr 1727 scheiterte ein erster Versuch, eine Kapelle zu bauen. Das kirchliche Konsistorium war dagegen. Aber eine Stiftung von 100 Thalern wurde zum Grundstock für den Bau einer Kapelle.
Der damalige Amtmann vom Amt Lauenstein Christian Eberhard Niemeyer hielt den Betrag aber zu gering, was er auch dem kirchlichen Superintendenten schrieb. Das hielt die Fölziehausener aber nicht auf und ganz ohne Genehmigung begann die Gemeinde mit dem Bau. Obwohl die finanzielle Situation für den damals schon kleinen Ort schwierig war, vollendete die Gemeinde den Bau schließlich. Dies geschah ohne Unterstützung der Kirche, da diese sich übergangen sah. Doch damit nicht genug: Zusätzlich durfte die Gemeinde statt einer Unterstützung noch vier Reichsthaler Strafe an die Kirche zahlen. Trotzdem erteilte am 30. Dezember 1732 der Kurfürst von Hannover Georg II. „Georg der Andere“ die Genehmigung, Gottesdienste in der Kapelle zu halten.
Zweihundert Jahre später
Nach der turbulenten Anfangszeit normalisierte sich das Verhältnis zur Kirche aber wieder. Nichts desto trotz nagte der Zahn der Zeit aber an dem Bauwerk. Ab 1929 war klar, dass die zunehmend baufällig werdende Kapelle nur mit hohem finanziellem Aufwand zu erhalten wäre. Ende der 1950er Jahre beliefen sich die Schätzungen dabei auf 40.000 DM. Auf Initiative des damaligen Kapellenvorstehers Willy Meyer wurde dann vorgeschlagen, die alte Kapelle abzureißen und eine neue Kapelle zu errichten. „Es kam aber, wie es kommen musste“, erklärt Waltraud Basse, die derzeit dem Kapellenvorstand angehört. Auch gut 200 Jahre später lehnte die Kirchenleitung den Neubau ab, doch die Gemeinde verfolgte unbehelligt ihr Ziel. Die Fölziehausener gewannen im Gegensatz zu dem ersten Versuch 200 Jahre zuvor den Landessuperintendenten Rudolf Detering für ihr Vorhaben und seine Fürsprache sorgte letztlich für die Genehmigung der Mittel.
Im Herbst 1960 wurde die Baugenehmigung erteilt und am 5. Februar 1961 fand der letzte Gottesdienst in der alten Kapelle statt. Vor dem Abbruch sicherten die Einwohner noch das Harmonium, die Kanzel, den Altar, die elektrische Heizung und die Glocke aus der alten Kapelle. Im Garten des Küsters Christian Basse wurde etwas später ein Glockengestell errichtet, um auch weiterhin die Glocken läuten zu können. Nur zwanzig Tage nach dem letzten Gottesdienst war die Kapelle abgerissen und der Bauplatz geräumt.
Der Grundstein wurde 1961 gelegt
Jetzt gab es aber Beschwerden und Einsprüche wegen der Brunnen und Wasserleitungen. Andere Bauplätze wurden gesucht und wieder verworfen. Nach Ausräumung der Bedenken konnte dann doch noch gebaut werden, so dass am 27. Juni 1961 der Grundstein gelegt wurde. Der Landessuperintendent ließ es sich dann nicht nehmen und führte dazu den ersten Hammerschlag aus. In einer Kapsel wurden die Grundsteinlegungsurkunde, die Baugeschichte der alten und neuen Kapelle, ein Bild der alten Kapelle und Zeitungsexemplare verwahrt.
Am 12. September 1961 fand schließlich das Richtfest statt. Der Landesbischof Gerhard Heintze weihte schließlich am 17. Dezember 1961 die Kapelle, welche den Namen St. Johannis erhielt, da der erste Spatenstich zum Bau der Kapelle in der Johanniszeit erfolgte. Das Harmonium, die beiden 1732 gestifteten Leuchter sowie die Glocke fanden schließlich in der neuen Kapelle ihren Platz. Der Text auf dem alten Türbalken wurde abgetrennt und in der Kapelle aufgehängt, während im kleinen Turm eine neue Uhr installiert wurde.
Die Eingliederung
Jahrzehnte lang haben sich dann vor allem Pastor Ludwig Schwabe und später Pastor Christoph Siedersleben (bis 2013) um die kleine Kapellengemeinde am Ith gekümmert. Am 31. Dezember 2013 wurde im Zuge der Regionalisierung das Pfarramt Wallensen aufgelöst. Seit dem 1. Januar 2014 gehört die Kapellengemeinde „Ith-Weenzer-Bruch“ mit den Orten Capellenhagen, Fölziehausen und Weenzen der Kirchengemeinde Coppengrave an. „Hier fühlen wir uns sehr wohl, werden so akzeptiert wie wir sind und befinden uns auf Augenhöhe“, ist Waltraud Basse zufrieden.
„Kirche lebt mit Veränderungen, aber wir werden uns hier in Fölziehausen immer für unsere kleine Kapelle einsetzten. Die Worte unserer viel zu früh verstorbenen Kapellenvorsteherin Hanna Gietz ‘Kirche muss im Dorf bleiben’ werden uns immer in Erinnerung bleiben“, so Basse.
Gern hätte die Kapellengemeinde das Jubiläum in einer anderen Form mit Rahmenprogramm gefeiert. Corona hat den Kapellenvorstand aber veranlasst, dies auf das nächste Jahr zu verschieben. Zukünftig wird die Kapellengemeinde in jedem Jahr Ende Juni einen Gottesdienst feiern – einen St.Johannis-Gottesdienst.
Der diesjährige Gottesdienst war dabei sehr gut besucht, die Kapelle war bis auf den letzten Platz besetzt und Petr Chrastina begleitete an der Orgel den Gottesdienst. Die Freude war zudem groß, auch wieder im Gottesdienst singen zu dürfen.