Alfelder Jägerschaft geht in die Luft
Mit der Drohne auf der Suche nach Rehkitzen
Alfeld (gök). Die letzten Jahre waren für die Jägerschaft Alfeld gerade zum Grünlandschnitt bei der Maht immer sehr anstrengend, da personalintensiv. Regelmäßig traf man sich in großen Gruppen, um vor der Ernte auf den Wiesen die Absuche vor allem nach Rehkitzen durchzuführen.
In der Setzzeit werden neben Junghasen oder Federwild gerade die neugeborenen Rehkitze im hohen Gras vor den natürlichen Räubern wie Füchsen, Greifvögeln und Schwarzwild von den Ricken versteckt. Dabei gehört zum Schutz der Kitze die Strategie, sich bei Annäherung natürlicher Feinde vollkommen still zu verhalten und nicht die Flucht zu ergreifen. Da die Kitze in den ersten Lebenstagen kaum Eigengeruch haben, ist dies auch recht erfolgreich. Dieses Verhalten hat aber den Nachteil, dass die Jungtiere unglücklicherweise auch bei einem näherrückenden Mähwerk etwa von einem Mähdrescher liegenbleiben und im hohen Gras kaum gesehen werden können. Deswegen fallen nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbandes bundesweit mehr als 100 000 Rehkitze der Mähmaschine bei der Wiesenmahd zum Opfer.
„Kein Landwirt oder Jäger möchte, dass das Leben von Rehkitzen so endet. Neben diesem schrecklichen Tod hätten Landwirte auch das Problem, dass Kadaver in der Heusilage sein könnte, was dann die damit gefütterten Tiere gefährdet“, erklärt Heiko Hagemann als stellvertretender Vorsitzender der Jägerschaft. Mit Unterstützung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) baut die Alfelder Jägerschaft jetzt auf moderne Technik, um zukünftig Wiesen abzusuchen. Für 4500 Euro wurde eine Drohne angeschafft, die über Wärmebildtechnik verfügt. Pro Akkuladung kann die Drohne etwa 20 Minuten in der Luft bleiben und wird dabei immer auf Sicht gesteuert. Die Jägerschaft hatte sich für ein Förderprogramm der BLE beworben, wofür dann auch der Zuschlag erteilt wurde. So werden 60 Prozent der Kosten von der BLE übernommen, wodurch die Kasse der Jägerschaft entsprechend weniger belastet wird. Hängen bleiben bei der Jägerschaft allerdings die weiteren Betriebs- und Versicherungskosten, weshalb hier auch in Zukunft einiges investiert wird.
Für die professionelle Drohne ist allerdings auch ein Drohnenführerschein notwendig, weshalb zunächst nur Andreas Kelpe von der Jägerschaft diese bedienen darf. Hagemann hat aber schon zwei weitere Jäger in der Hinterhand, die zukünftig auch bald die Drohne fliegen dürfen. Der Drohnenführerschein ist seit 2017 gesetzlich vorgeschrieben, der für alle Drohnen mit mehr als zwei Kilogramm Gewicht Pflicht sind. Ein Betrieb Drohnen dieser Gewichtsklasse im privaten oder gewerblichen Bereich ist nur zugelassen, wenn der Pilot ausreichende Kenntnisse in bestimmten Bereichen nachgewiesen hat. In der Prüfungsvorbereitung werden wichtige rechtliche Grundlagen vermittelt, weshalb der Führerschein grundsätzlich für jeden Piloten von Drohnen Sinn macht. Keinen Drohnenführerschein brauchen Inhaber einer gültigen Erlaubnis als Luftfahrzeugführer.
Durch die Wärmebildtechnik können die Rehkitze dann schnell auf Wiesen entdeckt werden. „Wir brauchen aber trotzdem noch weitere Helfer, die wir dann an die Fundstelle ranführen. Allerdings können wir mit weniger Helfern die jeweiligen Wiesen viel schneller absuchen und so mehr Gefahren für andere Rehkitze auf weiteren Wiesen ausschließen“, so Hagemann im Gespräch.
Neben den personalintensiven Absuchen hat bisher nur ein Jäger mit einer privaten Drohne solche Absuchen durchgeführt, wodurch Hagemann jetzt mit wesentlich mehr geretteten Tieren rechnet. Aufgrund der Förderrichtlinien können sich fast nur Jägerschaft für die Förderung bewerben, was aber laut Hagemann schon viele in Anspruch genommen haben. Insgesamt hat die BLE drei Millionen Euro für das Förderprogramm aufgelegt. „Wir Jäger haben uns immer schon dem Naturschutz verschrieben, weshalb auch der Naturschutz ein nicht kleiner Teil der Jägerausbildung darstellt“, so Andreas Kelpe überzeugt. Mit der jetzt beschafften Drohne werden sich zukünftig weitere Leben retten lassen.
Foto: Andreas Kelpe (links) und Heiko Hagemann lassen die Drohne fliegen
Foto: Die Drohne hat 4500 Euro gekostet und hat unten dran ein Wärmebildkamera
Foto: Die Drohne lässt sich mit der mitgelieferten Fernbedienung leicht steuern
Foto: Auf den Wärmebildbildern sind die Tiere leicht zu erkennen