Eine Freude für „Aktiv“- und „Passiv“-Urlauber
Madeira bietet etwas für jeden Geschmack
Madeira (gök). Als die Suche nach einem Sommerurlaub in den Mittelpunkt rückte, war Madeira auf der Liste schon ganz weit vorne. Schon seit vielen Jahren lockte mich die Atlantik-Insel, nachdem ich nur Gutes von anderen Urlaubern dort gehört hatte. Bekannt war aber, dass die Insel an sich für einen Strand-Urlaub nicht geeignet ist. Begründet ist das mit ihren teilweise nur schlecht erreichbaren oder kaum vorhandenen Strand-Abschnitten. Nur an einigen wenigen Stellen auf der Insel wurden Strände für Urlauber und vor allem die Einheimischen angelegt.
Ein passendes Urlaubsangebot schlug mir Anfang des Sommers ins Auge, als ich von einer Woche Urlaub auf Madeira und eine Woche Urlaub auf der Nachbarinsel Porto Santo las. Kurzerhand wurde gebucht, so dass man sich auf eine Woche aktiven Seightseeing-Urlaub und eine Woche zum Entspannen freuen konnte. Das auf den ersten Blick attraktive Angebot sollte aber noch einige Tücken beinhalten, doch der Reihe nach.
Meiner Reisebegleitung erzählte ich vorher nicht, dass der Flughafen von Madeira durchaus seine Tücken hat und immer noch als einer der gefährlichsten der Welt gilt. Erst vor einigen Jahren wurde die Landebahn verlängert, so dass fast die Hälfte dieser auf langen Betonstelzen ruht, die man eindrucksvoll mit dem Fahrzeug auf der Autobahn unter der Landebahn queren kann. Die Bremsung des Flugzeuges nach der Landung war dann aber doch so stark, wie ich es vorher noch nie erlebt habe. Der letzte Unfall auf dem Flughafen ist aber über 40 Jahre her und die Piloten bekommen für den dortigen Flughafen eine entsprechende Einweisung, wodurch die Sicherheit wirklich gewährleistet ist. Sorge ist hier also falsch angebracht.
„Madeira“ bedeutet „Holz“ auf portugiesisch. Der Name der Insel kommt daher, da die Insel früher fast nur aus Wald bestand. Noch heute ist die Insel im Vergleich zu den etwa noch weiter südlich gelegenen Kanaren sehr grün. Die Bewohner züchten in ihren Gärten oft Blumen, was die Insel noch bunter wirken lässt.
Anbieten tut sich auf der Insel die Nutzung eines Mietwagens, was vom Flughafen aus ohne Probleme möglich ist. Über die Jahre bin ich in dem Bereich zwar erfahren, doch auf der Insel kam auch ich zu einer neuen Erfahrung. Wenn einem der Autovermieter auf Madeira Tipps gibt, können die manchmal sogar stimmen. So wird wie überall versucht, noch weitere Zusatzversicherungen zu verkaufen. Doch der Hinweis einer ausreichenden Motorisierung war im Nachhinein gerechtfertigt. Unzählige Male kam ich nur im ersten Gang einige Berge mit meinem VW Up hoch und musste mich einmal aufgrund der Steigung sogar wieder nach unten rollen lassen. Ein paar PS mehr sind hier also hilfreich. Auch sollten Menschen mit einer Phobie vor Tunneln auf einen Mietwagen vielleicht verzichten. Während der einen Woche habe ich unzählige Tunnel passiert, viele davon mit zwei oder drei Kilometer Länge. Aufgrund der bergigen Insel kommt man dabei auch immer wieder an steilen Stellen vorbei, wo Konzentration während der Fahrt angebracht ist. Die tollen Ziele auf der Insel rechtfertigen aber hier jeden Aufwand.
Untergebracht waren wir im Hotel de Bom Jesus in Santa Cruz, welches keine fünf Minuten vom Inselflughafen entfernt liegt. In dem relativ modernen Hotel hat man trotz der Nähe zum Flughafen aber nicht unter Lärm zu leiden. Lediglich von der Terrasse oder dem Pool nahm man startende oder landende Flugzeuge war, was aber kein Problem darstellte. Zunächst sahen wir uns mit dem Mietwagen die Inselhauptstadt Funchal an. Anlaufpunkt ist dort an der Altstadt gelegen der „Mercado dos Lavradores“ – die Markthalle von Funchal -. Schnell wurde aber klar, dass die Einheimischen dort eher nicht einkaufen und die Markthalle eher auf Touristen bei den normalen Geschäften ausgelegt ist. Die Obstpreise etwa sind manchmal fast dreimal so hoch, wie bei sonstigen Einkaufsmöglichkeiten. Drachenfrucht, Papayasorten oder die Ananasbanane sorgen allerdings für ein interessantes Angebot. Auch Pflanzsamen oder den berühmten Madeira-Wein bekommt man in der Markthalle. Im unteren Bereich ist auch die Fischhalle, wo etwa der schwarze Degenfisch auch im toten Zustand mit seinen scharfen Zähnen noch bedrohlich wirkt. Degenfisch mit gebackener Banane (espada com banana) findet man in fast jedem Restaurant auf der Insel, da es neben dem Rindfleischspieß „Espetada“ das Nationalgericht auf der Insel darstellt. Zu sehen gibt es in der Fischhalle aber auch Thunfische, die rund um die Insel artgerecht mit langen Leinen gefischt werden.
Fußballbegeisterte Besucher kommen auf der Insel auch nicht an Cristiano Ronaldo vorbei. Auch wir besuchten das CR7-Museum in Funchal, wo alle seine gewonnenen Pokale ausgestellt sind. Auch wenn die Pokale natürlich beeindruckend sind, war es dann am Ende nicht sehr spektakulär, mit fünf Euro Eintritt für Erwachsene aber auch nicht teuer. Nach dem Start in der Hauptstadt ging es dann zunächst in die Berge, wo wir mit Curral das Freiras in einem kleinen Dorf vor gewaltiger Felskulisse landeten. Dort genossen wir dann auch den Fleischspieß und den Degenfisch, wobei der Fisch etwas modrig schmeckte. Die Banane war deutlich leckerer, was aber sicherlich eher die Ausnahme auf der Insel darstellt. Zu empfehlen ist dann auch ein Abstecher zu dem Aussichtspunkt Eira do Serrado, wo man von etwa 1050 Meter Höhe einen spektakulären Blick über die umgrenzenden Berge hat.
Spektakulär ist es auch an der laut Einheimischen zweithöchsten Klippe der Welt. An der Aussichtsplattform Cabo Girao lädt ein Skywalk zu einem eindrucksvollen Erlebnis ein. Normalerweise kostet der Eintritt hier 1,50 Euro, doch aufgrund von tiefhängender Wolken wurde bei unserem Besuch kein Eintritt verlangt. Trotzdem konnten wir noch etwas Aussicht genießen und sahen die beeindruckenden Wolken schnell den Berg „hochfliegen“. Generell schlägt auf der Insel das Wetter sehr schnell um und nach einer Fahrt durch einen Tunnel ist das Wetter auf der anderen Seite des Berges dann oft komplett anders. Generell lässt sich die Insel aber das ganze Jahr bei angenehmen Temperaturen bereisen, wenn es auch im Winter etwas regenreicher und auf den höchsten Gipfeln auch deutlich kälter sein kann.
Die weiteste Tour brachte uns auf die andere Inselseite in den Nordwesten nach Porto Moniz. Dort wurde mitten in erkalteten Lavaströmen direkt am Riff ein Inselfreibad gestaltet, wo die Wellen immer für frisches Meerwasser in den Becken sorgen. Aufgrund der knappen Bademöglichkeiten füllt sich das ungewöhnliche „Meerfreibad“ aber mit zunehmender Uhrzeit auch immer mehr. Einen Besuch ist es aber bei lediglich 1,50 Euro Eintritt alle Mal wert.
An der Nordküste folgten wir dann den Straßen entlang der Küste, wo so manchem Ort noch ein Besuch abgeleistet wurde. Bekannt ist Madeira auch für die vielen Levadas, die über tausende von Kilometern die Wasserversorgung auf der Insel sichern. Die von Menschen angelegten offenen Wasserkanäle können zumeist bewandert werden, da neben den Levadas meistens Wege zur Kontrolle angelegt sind. 20 offizielle große Wanderwege gibt es alleine auf der Insel, wo den Nutzern atemberaubende Naturschauspiele mit Wasserfällen oder tollen Pflanzen schnell auffallen. Auch die höchsten Gipfel der Insel können dabei mit über 1800 Metern Höhe erklommen werden. Auch wir fuhren mit dem Auto hoch auf den dritthöchsten Gipfel Pico do Arieiro, von wo ein Wanderweg zum höchsten Punkt der Insel führt. Beeindruckend ist dann von oben der Blick auf die meist weiter unten liegende Wolkendecke und die sich wechselnde Landschaft.
Nicht fehlen darf auf Madeira aber eigentlich auch eine Fahrt mit dem Korbschlitten über zwei Kilometer von Monte runter nach Funchal. Zwei Schlittenfahrer bringen dann ein bis drei Personen auf rasante, aber harmlose Weise für 25 bis 45 Euro je nach Personenanzahl den Berg runter. Mit dem Taxi oder dem Bus kann man vom Endpunkt dann weiterfahren. Hoch auf den Berg nach Monte kommt man am schönsten mit der Seilbahn, die im Hafenbereich von Funchal startet. Die Einzelfahrt kostet für Erwachsene 11 Euro, Hin- und Rückfahrt 16 Euro. Einen Besuch wert ist direkt neben dem Startpunkt der Korbschlitten auch der große Garten Jardim Botanico da Madeira. Der Garten wurde von einem schottischen Hotelier im 19. Jahrhundert angelegt und liegt auf einem abschüssigen Terrain. Dort erwarten den Besucher heimische, tropische und subtropische Pflanzen sowie ein Naturkundemuseum. Orchideen, Kakteen oder Nutzpflanzen lassen das Herz eines jeden Pflanzenfreundes hier Hörerschaften.
In Funchal lohnt sich eigentlich auch ein Besuch der Kathedrale „Se do Funchal“. Von außen ist sie eher unscheinbar, doch im Inneren wartet sie mit einer kunstvollen Holzdecke auf, die aus heimischen Zedernwacholder geschnitzt wurde. Zum Zeitpunkt unseres Besuches wurde die Kathedrale aber renoviert, weshalb ein Gerüst den Blick auf die Holzdecke mit Masse verhinderte. Eindrucksvoll und sehr schön ist sie aber trotzdem gewesen.
Lohnenswert ist auch ein Besuch des sonnenreichen Nordostens der Insel, der nicht so grün wie der Rest der Insel daherkommt. Beeindrucke Aussichtsorte wie „Ponta de Sao Lourenco“ zeigen aber auch tolle Motive, die man ebenfalls gut erwandern kann. Die vulkanischen Gesteine leuchten dort in unterschiedlichsten Braun- und Ockertönen. Nett anzusehen sind auch die Strohdachhäuser „Casas de Colmo“ in Santana. Neben dem Rathaus wurden dort vier traditionelle Häuser aufgebaut, die einen touristischen Anlaufpunkt bilden. Die mühsam gedeckten Häuser dienten in früheren Zeiten als Unterkunft auch für große Familien.
Die zweite Woche verbrachten wir auf der Nachbarinsel Porto Santo, die vor allem Einheimische zum Badeurlaub nutzen. Dort stand der reine Strandurlaub im Hotel Porto Santo im Mittelpunkt. Sehenswürdigkeiten gibt es auf dieser Insel eher weniger. Der Transfer erfolgt mit der Fähre frühmorgens von Madeira, wobei die Überfahrt etwa zwei Stunden dauert. Die Fähre fährt morgens hin und am frühen Abend zurück. Daher eignet sich der Besuch der Insel auch mal für einen Tagesausflug.