Hildesheimer Griechinnen kommen nach Duingen
Sonderausstellung startet am 28. November
Duingen (gök). Das Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum genießt Weltruf durch seine bedeutende Altägyptensammlung. Insgesamt verfügt das Hildesheimer Museum über 300 000 Exponate, wovon einige jetzt im Rahmen einer Kooperation den Weg in das Töpfermuseum nach Duingen gefunden haben. Die Ausstellung „Die schönsten Griechinnen kommen aus Hildesheim“ wird am kommenden Sonntag, den 28. November um 15 Uhr in Duingen eröffnet.
Die „schönsten Griechinnen“ sind dabei aber im besten Fall nur rund 20 Zentimeter groß, bestehen passend zum Töpfermuseum aus gebranntem Ton und sind über 2000 Jahre alt. Rund 90 Figuren werden im Rahmen der Ausstellung in Duingen gezeigt, die meisten davon das erste Mal seit ungefähr 100 Jahren. Die Ausstellungseröffnung ist jetzt der Gipfel einer schon seit Jahren andauernden Kooperation zwischen dem Hildesheimer Museum und dem kleinen Töpfermuseum in Duingen.
Die gezeigten Kunstwerke gehörten zum Besitz des Hildesheimer Sammlers Wilhelm Pelizaeus, nachdem das Hildesheimer Museum mit benannt wurde. Pelizaeus lebte über einen Zeitraum von über 40 Jahren von 1869 bis 1914 in Ägypten und baute dort eine weltberühmte Antikensammlung auf. Zu dieser gehörten auch die „kleinen Griechinnen“, die in der griechischen Zeit Ägyptens von 332 bis 31 vor Christus entstanden sind. Rund ein Drittel der im Musemsbesitz befindlichen „Terrakotten“ werden in Duingen gezeigt.
Alexander der Große gründete 331 vor Christus Alexandria, wobei die Stadt dann mit der weltberühmten Bibliothek immer weiter ausgebaut wurde. Durch den Einfluss der Griechen wurden auch in Ägypten in griechischem Stil hergestellte Tonfiguren als Zeugnis von Trauer in Gräbern oder etwa in Wohnhäusern aufbewahrt. Auch wenn es ähnliche römische Tonfiguren gibt, werden in Duingen nur die griechischen gezeigt, die auch filigraner gearbeitet und spektakulärer gestaltet sind. Spannungsvoll ergänzt werden die „schönsten Griechinnen“ durch unterhaltsam bis grotesk wirkende Figuren wie die zwei anscheinend weintrunkenen Gaukler, die weltweit einmalig sind.
Der Aufwand war dabei für die Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger und das Hildesheimer Museumsteam um den Archäologen Dr. Sven Kielau enorm. Der jetzige Eröffnungstermin ist der dritte Anlauf für eine Eröffnung, da es vorher aufgrund der Pandemie ungünstiger war. „Wir waren bei dem Termin natürlich auch an die Kuratoren des Roemer- und Pelizaeus-Museums gebunden, die auch für andere Projekte gefordert waren“, erklärt Wolfsberger die Verzögerung. Extra hergestellt wurde etwa eine griechische Ecke mit dem Druck von griechischen Wänden und einem Mosaik für den Boden, wodurch eine besondere Atmosphäre entsteht.
Schon jetzt war auch das Echo in Fachkreisen enorm, wo die Einzigartigkeit dieser Ausstellung schnell erkannt wurde. Wolfsberger und Dr. Kielau ist daran gelegen, dass die Ausstellung neben Fachbesuchern auch normale Besucher anspricht und in die Welt der antiken Töpferei entführt. Beleuchtet wird in der Ausstellung auch die Rolle der Frau in der Antike oder aber auch Fälschungen von Kunstwerken. Besucher können sich dabei nicht nur visuell informieren, sondern auch über die Ohren. Gleich drei Podcasts werden die Besucher multimedial in die Antike entführen.
Duingen wurde vor allem durch das salzglasierte Steinzeug, dass in die ganze Welt exportiert wurde, bekannt und war lange Zeit das Zentrum der Töpferei in Niedersachsen und des sogenannten Pottlandes. Möglich wurde die jetzige Sonderausstellung aber erst durch die großzügige Unterstützung über 10 000 Euro von der Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland als Hauptsponsor sowie weiteren Förderern. Zu sehen ist die Sonderausstellung vom 28. November bis 29. Mai 2022 im Töpfermuseum in Duingen jeweils mittwochs und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung mit der Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger unter Tel 0170-7069219. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es zudem die Möglichkeit zum Kuratorengespräch. Weitere Infos gibt es auch unter www.toepfermuseum-duingen.de.
Foto5175: Solche grotesken Figuren in voller Größe sind in der Kunstwelt fast einmalig und kaum zu finden
Foto5177: Auch der Bezug zur Gegenwart wird hergestellt
Foto5178: Von den grotesken Figuren sind meistens nur Köpfe in Ausstellungen zu finden
Foto5199: Dr. Sven Kielau und Ingrid Wolfsberger bei den letzten Handgriffen vor der Ausstellungseröffnung im Töpfermuseum Duingen