Nachwuchsarbeit soll Zukunft sichern
Musikverein Marienhagen blickt trotz Unstimmigkeiten optimistisch in die Zukunft
Marienhagen (gök). Land auf, Land ab haben Musikkapellen Nachwuchsprobleme. Vor einigen Jahrzehnten konnten es sich viele Vereine noch leisten, interessierte Nachwuchsmusiker bei schlechten Leistungen wieder nach Hause zu schicken. Heutzutage kämpfen die Musikgruppen um jeden Nachwuchsmusiker, der dem Verein zum Fortbestand hilft. Auch im Musikverein Marienhagen stellte man sich vor einigen Jahren in diesem Bereich neu auf. 2018 veranstaltete man eine Schnupperstunde, da man zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Nachwuchsmusiker im Verein hatte. „Uns fehlte damals einfach ein Konzept, um Nachwuchs an uns zu binden“, gesteht Julia Kaffeya ein. Mit der Schnupperstunde fand man dann Besetzungen für Klarinette, Trompete und Querflöte, was den Verein auch in seiner Nachwuchsunterstützung bestärkte. Durch die Ferienaktion „Instrumente suchen Talente“ fand man dann 2020 weitere Nachwuchsmusiker, wo sogar die Tuba durch ein Mädchen besetzt werden konnte. Das ausgearbeitete Konzept des Vereins fruchtete dann, was auch das Engagement der Ausbilder noch einmal verstärkte und laut Kaffeya eine richtige Gruppendynamik entstand. „Mittlerweile sind wir stolz darauf, dass unsere 15 Nachwuchsmusiker auch Alt-Saxophon, Tuba oder Tenorhorn spielen, was viele Jüngere sonst oft nicht spielen wollen“, ist Kaffeya mit der Entwicklung sehr zufrieden.
Neben Julia Kaffeya sind auch Jonas Friedrich, Dieter Friedrich und Manfred Reinhardt in der Nachwuchsausbildung tätig, damit jeder Ausbilder nicht zu viele Schüler hat und sich auch auf weniger Instrumente konzentrieren muss. „Die Ausbildung auf einem Musikinstrument ist geistig sehr fordernd, weshalb das auch nicht jeder gleich kann. Daher haben wir auch viel Verständnis für verschiedene Lernwege und zeigen viel Geduld. Die Stärken werden dabei gefördert und auf den Schwächen nicht rumgeritten und keiner bloßgestellt. Für uns ist das ein langwieriges Projekt, was sich für den Verein lohnen wird“, ist Kaffeya von dem Vereinskonzept überzeugt. Damit das Hauptorchester weiter ohne Verzögerungen üben kann, spielen die Nachwuchsmusiker zunächst in einem Vororchester, welches am Übungsabend dann vor dem Hauptorchester übt. Schritt für Schritt werden die Nachwuchstalente dann an das Hauptorchester herangeführt, was je nach Talent im Zeitrahmen völlig verschieden ist. Dankbar ist Kaffeya, dass bei den 13 minderjährigen und zwei erwachsenen Nachwuchsmusikern auch drei Jungs dabei sind, was in der Musikvereinswelt auch nicht mehr alltäglich ist. Nach Bedarf wird neben dem gemeinsamen Unterricht auch Einzelunterricht über 30 Minuten pro Woche und Musiker angeboten, wodurch man individuell besser auf den Nachwuchs eingehen kann. „Es ist aber auch wichtig, dass man zwei- bis dreimal pro Woche übt. Die Muskeln rund um den Mund müssen trainiert werden, damit der Ansatz besser wird und man höhere und längere Töne spielen kann. Sonst ist es vergleichbar mit einem Menschen, der gerne Marathon laufen möchte, aber immer nur spazieren geht. Unser Spagat besteht daraus, die Motivation und Freude zur Musik zu erhalten“, so Kaffeya. Durch verschiedene gemeinsame Aktionen wie Dönerbestellung, Sommergrillen oder Fingerfarbenaktion soll auch die Gemeinschaft gestärkt werden.
Damit Julia Kaffeya ihr Wissen vernünftig an den Nachwuchs weitergeben kann, hat sie auch eine D-Ausbildung und mehrere C-Kurse absolviert. Dadurch kann sie Töne in der Ausbildung umrechnen und das Orchester besser aufeinander abstimmen. Dankbar ist sie da dem Kreis- und Landesverband, der entsprechende Kurse anbietet. Durch die Ausbildung hofft der ganze Verein, dass das Hauptorchester von Dirigent Nikolai Gliserin dann ständig mit Nachwuchs versorgt wird.
So gut die Ausbildung auch ist, gibt es auch im Musikverein Marienhagen Schattenseiten im Vereinsleben. In der letzten Jahreshauptversammlung wurde Dieter Friedrich zum Vorsitzenden gewählt, der gemeinsam mit einigen anderen neuen Vorstandsmitgliedern jetzt den Verein führt. Der ehemalige Vorsitzende Rainer Fütterer hätte dem Verein nach eigener Aussage zwar weiter gerne vorgestanden, ist dann aber wegen Unstimmigkeiten mit Friedrich nicht mehr zur Wahl angetreten. „Ich wollte mir das einfach nicht mehr antun und hatte sogar schon Schlafprobleme“, so Fütterer. Nicht ganz nachvollziehen konnte er den Vorwurf der fehlenden Machtverteilung, da vier Personen aus zwei Familien wichtige Vorstandsposten besetzt hatten. Nach der Wahl hat eine Familie auch drei Vorstandsposten inne und so eine entsprechende Machtfülle. Zusammen mit dem Nachwuchs verfügt der Musikverein zwar noch über 35 Aktive, doch aufgrund der Querelen hat der Verein einige Mitglieder und auch Musiker verloren, die zusammen als Musikfreunde Marienhagen weiter Musik machen. Laut Fütterer ist aber kein Konkurrenzverein geplant, auch wenn diese Musiker jetzt jeden Donnerstag üben. Friedrich gibt zu, dass es in der Vergangenheit immer wieder Konflikte zwischen Geldausgaben und der Musik gab, was dann zu einer Kettenreaktion führte.
Foto3513+3524+: Julia Kaffeya gibt bei den Nachwuchsmusikern den Takt vor
Foto3526: Die Nachwuchsmusiker während der Probe
Foto162232: Bei den Übungsstunden haben die Nachwuchsmusiker viel Spaß
Foto0110: Im Freibad gab das Nachwuchsorchester ein erstes Konzert