Helle Freude im tristen Winter
Lanzarote als Balsam für die Seele
Wallensen/Lanzarote (gök). Zugegeben, hellauf begeistert war meine bessere Hälfte am Anfang nicht. Gerade die Zeit vor Weihnachten findet sie am Winter noch besonders schön und wollte da eigentlich nicht verreisen. Doch die letzten Urlaubstage mussten vor dem Jahreswechsel weg, also begab ich mich doch auf die Suche nach einem Reiseziel. In mir herrschte helle Vorfreude auf einen sonnigen Urlaub, ist doch der Winter in Deutschland bedingt durch die nervende Pandemie besonders trist. Natürlich haben wir auch den Vorteil, dass wir mittlerweile nicht mehr auf die Ferien angewiesen sind. Die tollen Sommermonate kann man zudem auch in heimischen Gefilden sehr genießen.
Hatte ich in der Vergangenheit Reisen meist selbst geplant, verließ ich mich dieses Mal auf die Erfahrung von Svenja Hacker, die die Traumreisefabrik in Marienau bei Coppenbrügge schon seit Jahren erfolgreich führt. In den bedingt durch Corona harten Zeiten für die Tourismusbranche in der Vergangenheit war uns auch wichtig, so ein sympathisches Reisebüro aus der Region zu unterstützen (zumal die Preise im Internet im Vergleich nicht günstiger sind – für die Pfennigfuchser zur Info). Svenja Hacker sollte uns nicht enttäuschen und übersandte uns einige interessante Angebote, wo wir schließlich das passende fanden.
Wir erkunden gerne Neues und hatten daher Lanzarote ins Auge gefasst, wo wir beide noch nicht waren. Auch reizte es mich persönlich, vulkangeprägte Landschaft aus der Nähe zu sehen. Mit dem ausgesuchten Club HD Beach Resort in Costa Teguise waren wir dann sofort sehr zufrieden. Nettes Personal, gutes und abwechslungsreiches Essen sowie ein tolles Zimmer mit Meerblick und inbegriffenen Meeresrauschen rund um die Uhr machten den Erholungswert komplett. Bewusst wollten wir dieses Mal einen Cluburlaub, wo man sich um nichts kümmern braucht und Annehmlichkeiten wie Fitnessstudio, Spa-Bereich oder auch Animation genießen kann.
Trotzdem wäre es für mich persönlich kein Urlaub, wenn ich mir die Urlaubsregion nicht auch angucken würde. Für geführte Ausflüge bin ich allerdings nicht gemacht. Wir entscheiden halt gerne selber, wie lange wir irgendwo bleiben und uns etwas angucken. Hat natürlich zur Folge, dass man sich um Fortbewegungsmittel wie Mietwagen oder auch um Infos aus dem Reiseführer kümmern muss. Einen Mietwagen buchte ich kurzfristig über die Touristeninfo, so dass uns dieser pünktlich zum Hotel geliefert und am Ende auch ohne Probleme dort wieder abgeholt wurde. 118 Euro ohne Sprit sind für zwei Tage in Südeuropa nicht günstig, aber bei dem Service für mich ok.
Die erste Fahrt führte uns in den Süden der Insel in die Hafenstadt Playa Blanca, wo wir am Hafen durch die verschiedenen Marktstände bummelten und auch die ersten interessanten Mitbringsel fanden. Neben dem üblichen Ramsch fanden sich dort auch einige Kunsthandwerker mit ihren Ständen, die teilweise tolle Sachen im Angebot hatten. Lanzarote hat wirklich das ganze Jahr attraktive Temperaturen und ist sehr sonnenverwöhnt, doch große Vegetation braucht man auf der Insel nicht zu erwarten. Oft sah es aus, als ob man auf dem Mars unterwegs ist (auch wenn ich nicht weiß, wie es dort wirklich aussieht). Auf dem Weg in den Parque Nacional de Timanfaya haben wir dann auch mal am Wegesrand angehalten und uns die erkaltete Lava aus der Nähe angeguckt. Das ist aber gar nicht so einfach, wie es klingt. Von der Straße gibt es meist einen hohen Absatz auf den Schotter, wo dann auch oft reifenunfreundliche Steine warten. Herausforderungen dieser Art erfreuen sich bei mir persönlich aber großer Beliebtheit, was meine Frau aber nicht immer teilt.
Bei freiem Eintritt guckten wir uns dann das Besucherzentrum Centro de Visitantes Mancha Blanca an, wo besonders auf die Entstehungsgeschichte von Vulkanen eingegangen wird. Besonders Kindern kann man so die interessante Naturkunde hier etwas näherbringen. Einen weiteren Stopp legten wir dann an der Hafenstadt Puerto del Carmen ein, wo wir mit Blick auf das Meer im Restaurant Dolce Vita eine Weltklasse-Paella genießen konnten. Vergleichbare Köstlichkeiten kosten in Deutschland mindestens das Doppelte, wobei die Frische von Fisch und Meeresfrüchten direkt am Wasser zudem natürlich unschlagbar ist. Bei unserem kleinen Roadtrip führte uns der weitere Weg dann ganz in den Norden der Insel, wo mich der Aussichtspunkt Mirador del Rio anlockte. Ich bin zwar skeptisch, wenn man für den Zugang zu einem Aussichtspunkt Eintritt bezahlen soll, doch dieser ist hier total gerechtfertigt. Die Aussicht auf die Nachbarinsel La Graciosa ist toll, zumal der Eindruck durch die knapp 500 Meter abfallende Steilwand noch einmal deutlich verstärkt wird. Unter normalen Umständen soll man richtig weit sehen können, allerdings machte uns generell die Calima zu schaffen. Der „Sandwind aus Afrika“ ist ein Wetterphänomen, was Lanzarote oft schlechte Luftqualität und mangelnde Sicht beschert. Erst die letzten Tage wurden wir davon verschont, wobei es uns aber vorher auch nicht besonders störte. Schlussendlich ist der Besuch des Aussichtspunktes wirklich zu empfehlen, zumal das Gebäude für den Aussichtspunkt von dem bekannten Inselkünstler César Manrique entworfen wurde, der überall auf der Insel seine künstlerischen Werke hinterlassen hat. Ein Besuch seines Künstlerhauses Fundacion César Manrique in Tahiche haben wir zeitlich leider nicht geschafft, was einen Besuch aber laut einer alten Schulfreundin allemal Wert sein soll. Vielleicht beim nächsten Mal.
Sonntags lässt sich hervorragend der größte Markt der Insel in Teguise besuchen, wohin wir auch nur eine Fahrzeit von gut einer Viertelstunde hatten. Rund um das Zentrum der ehemaligen Inselhauptstadt werden allerhand Parkplätze angeboten, die immer 1,80 Euro kosten. Je später man erscheint, desto voller wird der Markt aber, da viele Busse den Markt als Ausflugsziel ansteuern. Rund um die Kirche erwarten einen dann hunderte von Ständen, wo auch viele Kunsthandwerker tolle Waren anbieten. Wir kaufen sogar Schmuck auf dem Markt, der uns optisch sofort überzeugte. Neben dem Markt lohnt sich aber auch ein Bummel durch die in den Achtziger Jahren liebevoll sanierte Altstadt, wo einige interessante Geschäfte ansässig sind.
Ohne Reiseführer fährt man an den schönsten Orten der Insel oftmals vorbei, wenn man nicht auch auf die Hinweisschilder am Wegesrand achtet. Besonders gefallen hat uns der Jardin de Cactus in Guatiza. Ein Kaktusgarten hört sich erstmal nicht so spektakulär an, zumal man von außen auch keine große Schönheit erkennen kann. Der Kaktusgarten wurde 1990 als letztes Werk von César Manrique auf Lanzarote eröffnet. Tausende von verschiedenen Kakteen sorgen inmitten von Lavafelsen für beeindruckende Momente. 4500 Pflanzen aus 450 Arten lassen für Kaktusfreunde wohl keine Wünsche mehr offen. Der Garten lädt richtig zum Lustwandeln ein, wobei die Schönheit einen fast erschlägt. Wer nicht genug von den Eindrücken bekommt, kann auf der Terrasse auch noch für einen längeren Zeitraum mit einem Kaffee oder Snack die Aussicht genießen. Über dem Kaktusgarten thront die begehbare Mühle, von der es auch noch einen tollen Ausblick auf die Gegend gibt.
Einen Besuch wert ist auch das Gesamtkunstwerk Jameos del Agua im Norden der Insel. Durch einen Vulkanausbruch entstand dort ein sieben Kilometer langer Lavatunnel, der auf einem kurzen Teilstück von (na wem schon) César Manrique zu einem Natur- und Kulturerlebniszentrum umgestaltet wurde. Auch hier sieht es von außen eher unspektakulär aus, was sich dann aber schnell ändert. Nach dem Eingang führen Treppen die Besucher eine Etage tiefer, wo sich gleich die Erde öffnet und einen beeindruckenden Blick in die Unterwelt offenbart. In dem kleinen Teilstück ist glasklares Wasser vorhanden, wo eine nur dort vorkommende Krebsart Zuhause ist. Die kleinen, weißen und blinden Krebse sind eine endemische Art, die sich aufgrund des Lichtmangels entwickelte. Zum Schutz werden die Besucher auch mehrfach aufgefordert, keine Münzen in das Wasser zu werfen. Der Rost der Münzen würde den Fortbestand der beeindruckenden Tiere gefährden. Sphärische Musik erfüllt die Räume dieses besonderen Ortes, die extra von Brian Eno (U2-Fans werden den Produzenten kennen) komponiert wurden. In einer natürlichen Felsbühne finden dort auch regelmäßig Musik- oder Tanzaufführungen statt.
Nach dem Besuch in Jameos del Agua fuhren wir schließlich noch die Küstenstraße nach Orzola, von wo sonst die Fähren Richtung La Graciosa fahren. Auf dem Weg dorthin laden zahlreiche Buchten zum Badehalt ein, wo türkises Wasser sehr einladend wirkt. Mit Blick auf den Hafen genossen wir zum Abschluss unseres Ausfluges nochmal leckere Garnelen vom Grill und in Knoblauchsoße, wozu dann auch die typischen kanarischen Kartoffeln und Mojo-Dip gereicht wurden.
Auch wenn Lanzarote auf den ersten Blick mit seiner Vulkanlandschaft sehr trist wirkt, hat es vor allem dank dem Künstlererbe von César Manrique so manche tolle Ecke parat, die Besuche wirklich lohnenswert machen. Als Fazit: Man sollte Lanzarote mal besucht haben und dabei nicht nur am Hotel bleiben!