Brief-Jubiläum im Mehrgeneratioentreff

Brief-Jubiläum im Mehrgeneratioentreff

„Post für Dich“ holt Senioren aus Pandemie-Lethargie

Alfeld (gök). Keiner wusste am Anfang, wie lange das Ganze geht. Doch die Pandemie sorgt mittlerweile seit fast zwei Jahren für viele Probleme, die besonders bei älteren Menschen oft Einsamkeit verursacht. „Das ist doch schrecklich, wenn man keinen Besuch haben kann“, so Brunhilde Heinrich im Gespräch. Vor einem Jahr rief die 90jährige „Post für Dich“ ins Leben, wo Senioren Post bekommen und sich daran erfreuen können. Zum Jubiläum ist die Aktion mittlerweile so beliebt wie nie und sorgt für viel Abwechslung.

„Ich erwarte bei der Aktion auch kein Danke, da ich keinen durch eine eventuell erwartete Antwort belasten möchte. Trotzdem habe ich zahlreiche Reaktionen bekommen, über die ich mich natürlich auch freue“, verrät Heinrich. Die ganze Aktion ist für alle eine Win-Win-Aktion, da sie nicht nur den Senioren etwas gibt. Die Reaktionen sorgen auch bei Brunhilde Heinrich für tolle Gefühle, die die Alfelderin in ihrer Arbeit bestärken. Zwar verlief die Pandemie in der Vergangenheit in Wellen, doch die Nachfrage bei den Briefen war gleichbleibend hoch.

Mittlerweile schreibt sie regelmäßig Briefe an drei Heime und einige Privatpersonen, so dass sie mittlerweile auf 20 regelmäßige Briefwechsel kommt. In den Heimen machen die Briefe dann immer noch die Runde, so dass noch wesentlich mehr als zwanzig Personen von der Aktion profitieren. Zu Weihnachten oder Ostern werden dann auch mal kleine Geschenke den Briefen beigelegt. Dafür basteln die Senioren im Mehrgenerationentreff etwas und schenken so auch besondere Momente. Meistens schreibt Heinrich die Briefe sonntags oder montags, wenn im Mehrgenerationentreff in der „Kleinen Kneipe“ nicht viel los ist. Den Briefen legt sie immer auch Geschichten bei, an denen sich die Senioren erfreuen können. Mit einer Liste achtet Heinrich dann darauf, dass keiner der Empfänger die gleiche Geschichte wiederbekommt. Mittlerweile haben sich im Seniorenheim so viele Geschichten angesammelt, dass diese in einem kleinen Buch zusammengefasst wurden und im Mehrgenerationentreff auch erhältlich sind. In einem Heim ist sie auch regelmäßig zu Lesungen anwesend, was die Senioren dann noch mehr unterhält.

Die meisten Geschichten stammen dabei auch aus ihrer Feder, wobei ihr die Ideen fast nie ausgehen. Aus den kleinsten Alltagssituationen entstehen dabei die Geschichten. In einer Schreibwerkstatt hat sie vor vielen Jahren gelernt, wie man dabei auch einen Spannungsbogen aufbaut. Mit den Briefen will die gute Seele des Mehrgenerationentreffs die älteren Menschen aus der Lethargie holen. „Brunhilde Heinrich verliert ihre Neugier nicht, was dann auch lebendig hält. Durch ihre Geschichten werden auch wieder Erinnerungen bei den Senioren geweckt, was ihre Briefe am Ende so wertvoll macht“, bekennt auch Lieselotte Herwig aus dem Mehrgenerationentreff.