Windräder zwischen Hemmendorf und Lauenstein geplant
Antrag liegt Landkreis vor
Salzhemmendorf (gök). In der letzten Sitzung des Gemeinderates war es nur ein Tagesordnungspunkt ohne weitere Diskussionen, der jetzt inhaltlich aber Fahrt aufnimmt. Bereits 2005 wurden Sonderbauflächen für Windkraftanlagen im Flecken Salzhemmendorf auf den Weg gebracht, in dessen Folge die Anlagen am Fleckenrand zwischen Benstorf und Ahrenfeld gebaut wurden. Für eine weitere Ausweisung von Sonderflächen wurde zuletzt der Aufstellungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes gefasst. Schon in der damaligen Sitzung äußerte Salzhemmendorfs Bürgermeister Clemens Pommerening, dass die Beratungen und Diskussionen dann weitergehen und sicherlich hier und dort auch zu Konflikten führen. Für das Verfahren hinsichtlich der Änderung des Flächennutzungsplans rechnet Pommerening insgesamt mit einer Dauer von zwei Jahren.
In der vorherigen Sitzung des Bauausschusses hatte sich Moritz Ehle (CDU) nach eigener Aussage aus Befangenheit bei der Abstimmung zu dem Aufstellungsbeschluss enthalten. Auf Nachfrage erklärte er jetzt, dass bereits vor rund fünf Jahren mehrere Projektfirmen an ihn mit Windkraftideen herangetreten waren. Zusammen mit zwei weiteren Flächeneigentümern startete er dann eine Ausschreibung für eine Zusammenarbeit mit einer Windkraftfirma, wo die Windwärts Energie GmbH aus Hannover den Zuschlag erhielt. Im September 2021 wurde dann ein Antrag von Windwärts beim Landkreis eingereicht und mehrere Gutachten dazu in Auftrag gegeben. „In der Politik hat mittlerweile ein Umdenken hinsichtlich der Windkraft stattgefunden, weshalb ein Gang vor Gericht nach jetzigem Stand auch nicht notwendig ist. Wir glauben, dass unser Vorhaben funktionieren könnte, auch wenn die genauen Gebiete für die Standorte der Windkraftanlagen ja erst noch ermittelt werden. Es gibt aber noch weitere Optionen im Gemeindegebiet, so dass wir vielleicht auch nicht zum Zug kommen“, so Ehle auf Nachfrage. Das Gemeinderatsmitglied wünscht sich aber einen öffentlichen Prozess, wo sich auch jeder beteiligen kann. Nach seiner Aussage kann man sich dann auch über entsprechende Abstände zu Wohnsiedlungen unterhalten. „Grundsätzlich ist es ja so, dass alle grüne Energie haben wollen, aber nicht vor der eigenen Haustür. Wir sind uns aber wohl einig, dass wir nicht überall Spargelstangen wie im Coppenbrügger Gebiet haben wollen“, so Ehle.
Beim Landkreis liegt der entsprechende Antrag nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz zur Prüfung vor. „Wir planen zwischen den Ortschaften Hemmendorf und Lauenstein die Errichtung von fünf Windkraftanlagen“, bestätigte auch Verena Uka von der Windwärts Energie GmbH. Die geplanten Anlagen haben eine Nennleistung von jeweils 5,5 MW mit einer Gesamthöhe von jeweils 240 Metern. „Der Windpark könnte in Zukunft rund 67 Millionen KWh Strom pro Jahr produzieren und damit etwa 21 500 Haushalte mit klimafreundlichen Strom versorgen“, so Uka. In dem Antrag wurde auch die Schattenwurfprognose durch die geplanten Anlagen bereits thematisiert. Nach derzeitiger Gesetzeslage darf die astronomisch maximal mögliche Beschattungsdauer an einem Immissionsort maximal 30 Stunden im Jahr und maximal 30 Minuten am Tag betragen. Eine genaue Erkundung im Bereich Hemmendorf und Lauenstein ergab aber, dass die maximalen Beschattungen an den verschiedenen Stellen bis zu 143,06 Stunden im Jahr ergeben. Zum Schutz der Anwohner vor übermäßigem Schattenschlag müssten bei den jetzt geplanten Standorten der Anlagen alle fünf neuen Anlagen eine Schattenwurfabschaltautomatik erhalten um die Grenzwerte einzuhalten.
Für Pommerening ist die Rechtslage zu diesem Anliegen klar. Im derzeitigen Flächennutzungsplan des Fleckens gibt es das bestehende Vorranggebiet, dass eine Ausschlusswirkung für das restliche Gemeindegebiet entfaltet. „Wenn jemand woanders Windräder errichten möchte, müsste zunächst Klage eingereicht werden und ein Gericht würde dann die Rechtmäßigkeit überprüfen. Das würde natürlich dauern. Wir arbeiten aber an der Änderung des Flächennutzungsplans, wo dann voraussichtlich weitere Flächen ausgewiesen werden“, so Pommerening. Wo die weiteren Flächen entstehen könnten, wird aber erst im Verfahren erarbeitet. Pommerening bestätigt aber auch, dass sich an verschiedenen Stellen – wie etwa Windwärts zwischen Hemmendorf und Lauenstein – schon Projektentwickler Flächen gesichert und mit Eigentümern darüber Verträge geschlossen haben.
Bedenken werden aus der Bevölkerung schon geäußert hinsichtlich des Brandschutzkonzeptes. Die Verkleidung des Maschinenhauses einer solch geplanten Windkraftanlage vom Typ GE 5.5-158 mit einer Nabenhöhe von 161 Metern und einem Rotordurchmesser von 158 Metern wird aus glasfaserverstärktem Kunststoff und die Rotorblätter aus glasfaser- und kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Im Falle eines Brandes wäre es im Bereich der Rotorblätter nicht möglich, diese zu löschen, wodurch dann auch gefährliche Fasern freigesetzt werden könnten. In umliegenden Gemeinden wie Emmerthal wurden solche Bedenken in politischen Diskussionen auch schon vorgetragen, da es etwa alleine im Bereich Bodenwerder schon zwei solche Brände an Windkraftanlagen gab.
Foto3574+3650: Ähnlich wie zwischen Benstorf und Ahrenfeld könnten bald neue neue Windkraftanlagen im Flecken Salzhemmendorf entstehen – nur deutlich höher
Foto3620: Die Firma Windwärts plant eine Anlage mit Blick auf Lauenstein