Buntes Treiben in Lauenstein

Buntes Treiben in Lauenstein

Bürgerhilfe am Ith hofft auf weitere Ehrenamtliche

Lauenstein (gök). Die Armut in Deutschland wächst immer weiter an. Auch wenn das bisher in den Flecken Salzhemmendorf und Coppenbrügge nicht so groß wie an manch anderen Orten wahrgenommen werden konnte, geht die Bürgerhilfe am Ith auch weiterhin von einer großen Nachfrage bei der Lebensmittelversorgung aus. Inflationsraten von knapp zehn Prozent haben viele Lebensmittel sehr teuer werden lassen, was jeder schnell beim Zahlen an der Supermarktkasse feststellen kann.

In Lauenstein stehen jeden Freitag zig Menschen mit leeren Taschen von 10 bis 12 Uhr an und verlassen die Bürgerhilfe am Ende wieder mit vollen Taschen für einen kleinen Obolus. Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigte sich jetzt beim Tag der offenen Tür bei der Bürgerhilfe in Lauenstein. Insgesamt über 60 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die Kunden der Bürgerhilfe günstig an Lebensmittel kommen. So werden mit dem vereinseigenen Kühlwagen rund fünfzehn Supermärkte zweimal die Woche angefahren und dort Lebensmittel für die Verteilung empfangen. Dabei wird im Schnitt eine Tonne Lebensmittel gesammelt, die dann in den Räumlichkeiten der Bürgerhilfe in Lauenstein am Donnerstag immer sortiert und für die Abgabe am Freitag vorbereitet werden. Freitags erfolgt dann die Ausgabe an die Empfänger, hinter denen insgesamt rund 240 Menschen stehen.

Durch den überlassenen Obolus könnte die Bürgerhilfen am Ith ihre Kosten für die Ausgabe aber nicht decken, zumal man auch keine staatlichen Hilfen bekommt. Die nötigen Finanzen zieht die Bürgerhilfe vor allem aus den Einnahmen der beiden Kleiderläden in Lauenstein und Coppenbrügge sowie aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Passend zum Tag der offenen Tür wurde auch erst wieder eine Spende über 700 Euro von einem Lauenteiner Paar übergeben, die das Geld statt Geschenken zur Goldenen Hochzeit gesammelt hatte.

„Eigentlich ist die Arbeit der Bürgerhilfe ja inzwischen bekannt. Es gibt Lebensmittel für Bedürftige und Kleidung für Jedermann“, erklärt die Vereinsvorsitzende Gabriele Ehle in ihrer Begrüßung der Gäste wie etwa Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening und zahlreichen Lokalpolitikern, zu denen sich später überraschend auch noch Bundestagsmitglied Johannes Schraps gesellte. Bis zur Abgabe sind aber viele Arbeitsschritte notwendig, auf die die Bürgerhilfe nun aufmerksam machen und um Unterstützung werben will. „Manche Menschen kommen anfangs mit einer falschen Erwartungshaltung und Einkaufszettel zur Ausgabe in Lauenstein. Wir sind aber kein Vollversorger und auch nicht für die Grundversorgung zuständig. Bei uns gibt es nur ein wenig Entlastung“, stellt Ehle in ihrer Rede klar. Entsprechend großgeschrieben wird daher auch die Nachhaltigkeit bei der Bürgerhilfe. So werden weniger Lebensmittel vernichtet und auch Kleidungsstücke einer zweiten Verwendung zugeführt. Während die Lebensmittelausgabe in Lauenstein freitags von 10 bis 12 Uhr erfolgt, haben die beiden Kleiderläden neben freitags zusätzlich auch noch donnerstags ab 15 Uhr in Lauenstein und Coppenbrügge geöffnet.

Im Laufe der Jahre hat sich die Bürgerhilfe aber auch noch anderen Aufgaben angenommen. So gibt es mittlerweile eine enge Zusammenarbeit mit der KGS, woraus etwa auch der Lernfonds entwickelt wurde. Mit diesem werden Kinder aus Familien mit geringem Einkommen bei besonderen Aufgaben unterstützt. Nach coronabedingter Pause ist dieses Jahr auch die Apfelsaftaktion wieder geplant. Gemeinsam werden dann zusammen mit Vertretern aus den Kommunen und der KGS wieder Äpfel gesammelt und bei der Mosterei Ockensen in Saft verwandelt. Der Saft ist dann anschließend für die Versorgung in den Kindergärten, in den Schulen und bei der Lebensmittelausgabe sehr gefragt. Auch die Kunden der Lebensmittelausgabe sollen sich nach Idee des Bürgerhilfevorstandes dieses Mal an der Obstsammlung beteiligen. Mit den Jahren ist auch die Erfahrung der Bürgerhilfe immer weiter gestiegen. Seit der Flüchtlingswelle 2015 etwa wird aufgrund der Essgewohnheiten der Neubürger das Fleisch auch nach Herkunft sortiert.

Insgesamt waren rund 100 Besucher beim Tag der offenen Tür vor Ort und informierten sich über die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder. „Besonders haben wir uns über die zahlreichen Spenden in den Sammeldosen gefreut“, bekannte auch Claus-Peter Willems vom Vereinsvorstand. Ein großes Danke richtete Willems aber neben den eigenen Mitgliedern auch an Simone Berg von der Jugendpflege, die sich zusammen mit ihren Mitarbeitern bei der Veranstaltung stark engagiert und dieser so auch zu einem Erfolg verholfen hat.