Beeindruckende Treue in Marienhagen
Hermann Schäfer ist seit 75 Jahren Mitglied beim TSV Marienhagen
Marienhagen (gök). Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der TSV Marienhagen von etwa 40 Gründungsmitgliedern gegründet. Vor dem Krieg gab es zeitweise trotz nur knapp 800 Einwohnern parallel zwei Turnvereine und auch einen Ballsportverein in dem Ort an der heutigen Bundesstraße 240 zwischen Duinger und Thüster Berg. Der TSV vereinigte dann ein größeres Sportangebot für zeitweise über 1300 Einwohner nach dem Krieg, so dass es parallel keinen weiteren Sportverein mehr gab. Von den Gründungsmitgliedern ist noch Hermann Schäfer übriggeblieben, der in Abwesenheit auf der letzten Jahreshauptversammlung für 75 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurde.
„Eigentlich sind es schon knapp 77 Jahre“, erklärte Schäfer mit einem Augenzwinkern jetzt im Gespräch, da die Jahreshauptversammlung ja aufgrund der Pandemie nachgeholt werden musste. Schäfer ist ein Ortsurgestein, ist er doch auch in dem kleinen Ort 1929 geboren worden und hat dort zeit seines Lebens gelebt. Der 93jährige war aber nicht nur ein normales Mitglied, sondern hat den Verein als langjähriges Vorstandsmitglied auch mit geprägt. Im Krieg hatte er das Glück der späten Geburt, so dass er nur im Lazarett zum Einsatz kam und nicht an die Front musste.
Nachdem er schon einige Jahre im Vorstand mitgearbeitet hatte und bereits bei der Gründungsversammlung stellvertretender Schriftführer war, übernahm er 1962 auch den Vorsitz des Vereins, den er dann bis 1978 führte. Bei der Wahl seines Nachfolgers Karl Brockmann wurde Schäfer sogar gleich zum Ehrenmitglied ernannt. Mit einem Leuchten in den Augen erinnerte er sich im Gespräch an so manche Anekdote zurück, die sich vor allem in den sechziger Jahren zugetragen hatten. Zusammen mit anderen Helfern etwa verlegte er vom Klärwerk eine erste Stromleitung zum Sportplatz, um dort die Möglichkeiten zu erhöhen. Dabei machte er schnell Nägel mit Köpfen, hatte doch vorher damals keiner die Gemeinde um Erlaubnis gefragt. Auch an die Rodung des jetzigen Sportplatzes erinnert er sich belustigt zurück, als die Baumstümpfe noch weggesprengt wurden. „Ich hatte immer viel Spaß im Verein und habe mich da gerne eingebracht. Veranstaltungen wie das Schauturnen an Weihnachten zogen dann gerne auch mal Menschen von außerhalb an“, so Schäfer.
Obwohl er 1978 den Vorstand verließ, verlor er den Verein nie aus den Augen und blieb ihm auch mit dem Renteneintritt 1989 immer treu. Als Sportabzeichenabnehmer, Schiedsrichter oder Übungsleiter machte er sich bei vielen Mitgliedern und auch über den Ort hinaus einen Namen und brachte sich gerne ehrenamtlich mit ein. Später hatte er auch als Bürgermeister und Gemeindedirektor von Marienhagen immer ein offenes Ohr für seinen Sportverein, den TSV Marienhagen. Noch heute bewohnt er zusammen mit seiner Frau das eigene Haus in Marienhagen, wo am Gartenzaun noch so manches Mal über aktuelle Neuigkeiten beim TSV diskutiert wird.
Foto6862: Auch Fußball hat Hermann Schäfer gespielt, hier 1949 mit der Zweiten Herren (oben rechts im Bild)
Foto6863: Sein Nachfolger als Vorsitzender Karl Brockmann (rechts) ernannte Schäfer zum Ehrenmitglied
Foto6864: Ab 1969 war Hermann Schäfer auch Übungsleiter beim TSV Marienhagen
Foto6865: Gerade an Weihnachten gab es oft Schauturnen, hier 1948 (Schäfer 4. oben von rechts)