Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist das Ziel
Hundefrisbee wohl die ungewöhnlichste Sportvereinssparte in der Region
Eime (gök). In Eime fühlen sich die Hundefrisbeespieler wohl. 2019 ging der SV Eime auf die Hundesportler zu und bot ihnen die Gründung einer eigenen Sparte an, was die Hundefreunde dann auch dankbar annahmen. „Vorher waren wir schon auf einigen Plätzen in der Umgebung aktiv, doch beliebt waren wir dort nie“, erinnert sich die Spartenleiterin Martin Stöhr zurück. In Eime ist die Zusammenarbeit von gegenseitigem Respekt gekennzeichnet, wo sich auch für den jeweils anderen Sport interessiert wird. „Immer wieder bleiben etwa die Fußballer stehen und zeigen sich interessiert für unseren Sport“, ist Stöhr begeistert von dem Miteinander auf dem Handelah in Eime.
Die Sparte umfasst zwar nur zehn Mitglieder, ist aber sehr aktiv. Gleich vier Mitglieder nehmen regelmäßig an Turnieren in ganz Europa teil, wobei auch die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft zumindest ein Fernziel darstellt. Melanie Rheinländer etwa möchte mit Hund Pixel später einmal an der Weltmeisterschaft teilnehmen, die alle zwei Jahre in Europa stattfinden soll.
Ursprünglich kommt der Sport aus den USA, wo er erstmals am 5. August 1974 in der Öffentlichkeit auffiel. Der Hundefrisbee-Pionier Alex Stein lief damals in der Pause eines Baseball-Spiels in Los Angeles mit seinem Whippet-Rüden Ashley auf das Spielfeld und sorgte dort trotz fehlender Genehmigung für eine aufsehenerregende Vorstellung mit der Frisbee-Scheibe. Auch wenn in den USA deutlich mehr Hundefrisbee-Sportler aktiv sind, ist die Durchführung von Turnieren dort viel schwieriger, da die Entfernungen zwischen den Orten sehr groß sind. In Deutschland findet in den warmen Monaten fast jedes Wochenende ein Turnier statt, wobei in Deutschland rund 500 Sportler mit ihren Hunden aktiv sind. Aufgrund der kürzeren Wege sind daher auch hier trotz allgemein weniger Sportler die Turniere deutlich besser besucht als in den USA.
Es gibt beim Hundefrisbee insgesamt zwei Wettkampfarten, wobei neben dem „Freestyle“ aber auch noch in „Mini Distance“ und „Long Distance“ unterschieden wird. Beim „Mini Distance“ befindet sich der Werfer mit seinem Hund in einem markierten Spielfeld, wo man innerhalb von 60 Sekunden möglichst viele Punkte sammeln muss. Punkte gibt es aber nur, wenn der Hund den Wurf in der Luft fängt. Bei der „Long Distance“ hat der Werfer drei Würfe, wobei die Punkte dann nach Weite vergeben werden. Auch hier muss der Hund für einen gültigen Wurf die Scheibe in der Luft fangen. Im „Freestyle“ führen die Hundebesitzer zusammen mit ihrem Hund eine zweiminütige Kür mit Musik vor, wo dann von einer vierköpfigen Jury Choreographie, Schwierigkeit, gefangene Würfe, Wurftechnik und das Zusammenspiel von Mensch und Hund bewertet werden.
Hundefrisbee oder im englischen „Discdogging“ ist laut Stöhr mit jedem gesunden Hund möglich. Bevor aber intensiv mit Hunden gearbeitet werden kann, müssen laut Stöhr vor allem die Würfe beim Menschen sitzen. Daher müssen Anfänger auch etwas Geduld mitbringen. Denn über dem Sport steht die Gesundheit der Hunde im Vordergrund. Durch ungenaue Würfe oder unebenen Boden wären die Hunde Gefahren ausgesetzt, die vor allem die Hundesportler in Eime nie eingehen würden. „Daher ist es auch schwer, geeignete Spielflächen für Hundefrisbee zu finden“, so Melanie Rheinländer. Sie kommt extra immer aus Immensen bei Lehrte zu den Trainingsstunden nach Eime gefahren, da in ihrer unmittelbaren Umgebung eine solche Infrastruktur nicht gegeben ist oder Hundesportler auf Sportanlagen nicht erwünscht sind. In normalen Parkanlagen oder in der freien Natur ist der Sport schwer umzusetzen, da etwa Erdlöcher von Mäusen große Gefahren für die Hunde darstellen. „Beim Training oder Turnieren habe ich noch nie eine Verletzung gesehen, doch auf unebenen Plätzen wäre die Gefahr zu hoch“, erklärt Stöhr. Generell achten die Hundebesitzer sehr auf die Gesundheit ihrer Schützlinge. Regelmäßige Besuche beim Tierarzt mit besonderem Blick auf Gelenkerkrankungen oder spezielle und sehr biegsame Frisbees für den Hundesport sind unabdingbar für die Sportler. Hunde aus diesem Sport sind immer schlank und muskulös, wodurch sie auch im Alltag viel weniger anfällig sind und ein zufriedenes Hundeleben haben. Durch den gemeinsamen Sport entsteht zudem oft noch eine sehr extreme Bindung zum Hundehalter und eine große Zufriedenheit beim Hund.
Auffällig ist, wie ruhig es beim Training auf dem Sportplatz ist. Aufmerksam liegen die Hunde am Spielfeldrand und warten auf ihren Einsatz. Besonders beliebt sind bei Hundefrisbeesportlern Border Collies oder Australian Shepherds, doch grundsätzlich ist der Sport mit jeder Hundeart möglich. Der größte Gegner im Wettkampf ist immer der Wind, worauf sich die Werfer immer einstellen müssen. Der Wurf des Menschen ist dabei nicht zu unterschätzen, gibt es doch rund 80 verschiedene Wurfarten. „Der Hund ist dabei nur so gut, wie man selber wirft“, gibt auch Rheinländer zu. Für eine Kür arbeitet man zusammen mit den Trainingspartnern die Stärken der Hunde aus, die wie beim Menschen völlig unterschiedlich sind. „Das Aufregendste an diesem Hundehochleistungssport ist zu gucken, wo es beim Sport mit dem Hund hingeht“, verrät Stöhr im Gespräch. Für eine gute Kür schätzt Stöhr die Arbeit auf zwei bis drei Jahre, ehe das Zusammenspiel zwischen Hund und Mensch dann sehr harmonisch wirkt.
Nach der Corona-Pause und dem dortigen Schrumpfen der Sparte würden sich die Hundesportler in Eime über weitere angehende Frisbeesportler freuen, die sich für das Training am Sonntagmorgen oder Dienstagabend immer bei Martina Stöhr unter Tel 0173-2144693 anmelden können. Angedacht ist in Eime auch wieder die Durchführung von eigenen Turnieren, was nach jetzigem Stand beginnend ab 2023 ins Auge gefasst wurde. Dann werden sicherlich auch wieder Gäste aus ganz Deutschland, Belgien, den Niederlanden oder Polen in Eime zu Gast sein. Das man dabei auf die Zusammenarbeit mit einem Sportverein wie dem SV Eime setzen kann, ist für Hundefrisbeesportler sehr selten. Die meisten Hundefrisbeesportler in Deutschland sind nicht in Vereinen organisiert und können daher nicht auf eine solche Infrastruktur wie auf dem Handelah bauen.
Foto6897+6898: Janette Rühlke und Melanie Rheinländer üben das werfen
Foto6911: Die Eimer Turnierspieler Martina Stöhr, André Bröring, Janette Rühlke und Melanie Rheinländer (v.l.n.r.) mit den Hunden Tux, Nomi, Cupcake, Booth, Kira, Smarty, Quax und Pixel
Foto9954+9962+9968+9976: Melanie Rheinländer übt mit Pixel an ihrer Kür