Wolfgang Schulz zieht sich zurück
Politische Ämter in Duingen, Leinebergland und Kreis aufgegeben
Duingen (gök). Die Nachricht kam für alle überraschend. Wolfgang Schulz hat zum 31. Oktober diesen Jahres seine Mandate als Mitglied im Rat des Flecken Duingen, im Rat der Samtgemeinde Leinebergland und im Kreistag Hildesheim niedergelegt.
Schon seit 2001 wirkte Schulz in den Räten der damaligen Samtgemeinde Duingen und war dort politisch aktiv. 2006 wurde Schulz schließlich als Parteiloser auf der CDU-Liste zum Bürgermeister der Samtgemeinde Duingen gewählt und stand der Samtgemeinde zehn Jahre als Samtgemeindebürgermeister vor. Der 67jährige ehemalige Polizeibeamte bildete mit dem damaligen Duinger Landtagsabgeordneten Klaus Krumfuß (CDU) und dem ehemaligen Duinger Gemeindedirektor Hartmut Steins (SPD) eine Kommunalspitze, die die Samtgemeinde Duingen gemeinsam führte. Zusammen wurden wichtige Entscheidungen wie die Energieversorgung der kommunalen Gebäude, der Fortbestand des Hallenbades oder Projekte wie Duingens Neue Mitte entwickelt. Zum Ende seiner Amtszeit begleitete er mit Gronaus damaligen Samtgemeindebürgermeister Rainer Mertens (SPD) auch die am Ende gelungene Fusion zur neuen Samtgemeinde Leinebergland.
„Ich hatte dann im Wahlkampf versprochen, dass ich mich nicht sofort aus der Politik zurückziehe und mich für den Samtgemeinderat und den Rat im Flecken Duingen noch zur Verfügung stelle und die Geschicke der neuen Samtgemeinde weiter begleite“, so Schulz im Gespräch, der mit einer unabhängigen Wählergemeinschaft und weiteren Kandidaten dann in die Räte einzog. Auf sein Bestreben hin wurde die Wählergemeinschaft Leinebergland im Flecken Duingen gegründet und so viele unabhängige Ratsmitglieder aufgefangen. Zusätzlich wurde er vom Rat des Flecken Duingen noch zum Tourismusbeauftragten ernannt und arbeitete hier erfolgreich an der Vergrößerung des Netzwerkes der Kommune.
Vor allem in den letzten Monaten sorgten aber einige Entwicklungen in den politischen Gremien dafür, dass er am Sinn seiner Arbeit zweifelte. Im Kreistag etwa bekamen die Unabhängigen aufgrund der neuen Zählweise keine Stimmen mehr in den Ausschüssen. Nur aus politischen Beweggründen wurden zudem Anträge en bloc von den beiden großen Parteien abgelehnt und immer wieder gute Vorschläge aus allen möglichen Richtungen zerredet. „Als Beispiel wurde unser Antrag zur Bereitstellung von 400 000 Euro Planungsgeldern für Radwege abgelehnt, ehe sich später so ein Vorhaben im Programm beim Landestagswahlkampf wiederfand“, erklärte Schulz enttäuscht über solche Vorgehensweisen.
Auf Samtgemeindeebene achtete die Wählergemeinschaft immer auf die Finanzen und wollte dabei nie mehr investieren, als Altschulden abgebaut wurden. Maßnahmen wie die Installierung eines Klimaschutzbeauftragten wurden zudem durch die Mehrheiten verhindert. „Obwohl die Maßnahme mit 70 Prozent gefördert worden wäre und man landesweit sehen konnte, dass die Maßnahme sich für eine Kommune schnell refinanziert“, so Schulz. Generell wird aus seiner Sicht zu wenig auf die Finanzen bei den verschiedenen Projekten geguckt und auch das Vertrauen zur Verwaltungsleitung in Gronau ist für ihn getrübt. Zu viele Entscheidungen wurden aus seiner Sicht nicht öffentlich getroffen. „Wir werden mit voller Wucht die Karre gegen die Wand fahren. Dabei hätten wir das Tempo noch etwas abmildern können. Die Wirtschaftlichkeit von vielen Sachen steht viel zu sehr im Hintergrund“, ist Schulz enttäuscht. In den letzten Jahren ist alleine die Samtgemeindeumlage von gut 4,5 Millionen Euro 2016 auf jetzt wahrscheinlich zehn Millionen Euro im Haushalt 2023 angewachsen. „Diesen Weg kann ich so nicht mitgehen, komme aber hier auch gegen die Mehrheit nicht mehr an“, kritisiert Schulz, der nun für neue Kräfte den Weg freimachen will. Im Rat des Fleckens Duingen ist die Wählergemeinschaft zwar mit in der Mehrheitsgruppe, doch die Finanzen lassen neue Entwicklungen und Gestaltungsmöglichkeiten kaum noch zu. Schulz hat erst überlegt, nur Teile der Mandate niederzulegen, handelte am Ende aber konsequent.
Das I-Tüpfelchen in dieser Kette von Gründen war dann zuletzt die Erhöhung der Sitzungsgelder in der Samtgemeinde, was aus seiner Sicht auch ein fatales Zeichen nach außen war. „Das kann man dem Bürger nicht mehr erklären“, so Schulz. Als dann auch noch sein Freund und ehemaliger Amtskollege Wolfgang Moegerle aus Algermissen mit 58 Jahren aus dem Leben gerissen wurde, gab das den endgültigen Ausschlag für die Entscheidung, mit 67 Jahren selber nicht mehr gegen Windmühlen zu kämpfen. „Wenn ich mein Umfeld nicht ändern kann, muss ich mir ein anderes Umfeld suchen. So habe ich es schon immer gehalten. Als Demokraft erkenne ich Entscheidungen an, gehe diesen Weg aber nicht mehr mit“, so Schulz.
Seine privaten Herzensthemen wie die Arbeit im Heimatverein Coppengrave oder im Ältestenrat des Duinger SC wird er weiterhin wahrnehmen. Bei entsprechendem Wunsch der Mitglieder wird er auch weiter der Wählergemeinschaft im Verein vorstehen und bei der Neuausrichtung für die Zukunft unterstützen, da ihm die unabhängige Politik weiter sehr am Herzen liegt. Schulz weiß, dass ihm viele Menschen vertraut und ihm ihre Stimme gegeben haben. Er hofft aber auf Verständnis und will nun versuchen, Nachrücker entsprechend zu motivieren. Laut Liste wäre der Nachrücker für den Samtgemeinderat Gerhard Knoke und für den Fleckenrat Marius Mogck. Inwiefern diese aber ein Mandat annehmen, steht noch nicht fest.
Gerne weiter profitiert von dem Erfahrungsschatz des Duingers, hätte Samtgemeindebürgermeister Volker Senftleben (SPD). „Wolfgang Schulz ist ein Visionär und war immer ein toller Ideengeber. Mit Charakterköpfen wie ihm reibt man sich dann manchmal auch mal, aber solche Köpfe bringen einen auch weiter“, so Senftleben. Senftleben hat aber noch die Hoffnung, dass Schulz in einigen Bereichen dabeibleibt und seine Fähigkeiten weiter einbringt. „Seinen Dienst an der Allgemeinheit hat er aber mehr als erfüllt“, so Senftleben.
Foto: Wolfgang Schulz will sich künftig auf Vereinsarbeit und nicht mehr auf die Politik konzentrieren