Mit Tischtennis mehr Lebensqualität
„Parkinson- & Jedermann-Tischtennis“ beim WTW Wallensen / 13. März erstes Training
Weenzen/Thüste (gök). Ermutigt von der zuletzt guten Entwicklung startet der WTW Wallensen mit „Parkinson- & Jedermann-Tischtennis“ jetzt ein neues Angebot in der Thüster Sporthalle. In Kooperation mit der Tischtennis- und der Fitness & Fun-Sparte organisiert Jörg Halfpap derzeit Trainingsmöglichkeiten an der Tischtennisplatte.
Der 57jährige Halfpap ist schon seit Jahren ein aktives Mitglied beim WTW und war damals auch Mitgründer der Lauf-Gruppe. Schon vor einiger Zeit bekam der Wallenser die Diagnose Parkinson und beschäftigt sich seitdem intensiv mit der Krankheit. Vertieft in Bücher und Studien erfuhr der begeisterte Hobbysportler, dass regelmäßiges Tischtennistraining den körperlichen Zustand von Parkinson-Patienten oft verbessert. Studien in dieser Richtung sorgten auch dafür, dass der US-amerikanisch-kroatische Musiker und Friedensaktivist Nenad Bach „PingPongParkinson“ – kurz PPP – 2017 als gemeinnützigen Verein gründete. 2019 fand dann sogar schon die erste Weltmeisterschaft mit 61 Teilnehmern von drei Kontinenten statt. Mittlerweile sind in 13 Ländern – unter anderem in Deutschland – nationale Ableger von PPP entstanden. Alleine in Niedersachsen gibt es davon 18 Stützpunkte. PPP verzeichnete in Deutschland von allen Ländern dabei den meisten Zulauf.
In Absprache mit dem WTW-Vorstand nahm Halfpap jetzt mit PPP Kontakt auf und holte sich erste Informationen ran. Unabhängig von der Zusammenarbeit mit PPP als möglicher Stützpunkt stampfte der WTW jetzt aber kurzerhand das Projekt „Parkinson- & Jedermann-Tischtennis“ aus dem Boden. Denn neben Parkinson-Patienten möchte man auch Hobbyspieler ansprechen, die vielleicht außerhalb vom Ligabetrieb auch mal den Schläger schwingen möchten. Bei Interesse ist dann später auch eine Weiterentwicklung in der speziellen Tischtennis-Sparte möglich.
Die Mitgliederzahl von PPP Deutschland bewegt sich drei Jahre nach der Gründung auf die 1000 zu. Ehrenmitglieder sind PPP-Gründer Nenad Bach und Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf, wobei PPP auch von prominenten Menschen wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Arzt-Comedian Eckart von Hirschhausen unterstützt wird.
Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, wovon in der Altersgruppe der über 60-Jährigen etwa ein Prozent der Weltbevölkerung betroffen ist. Parkinson ist immer noch unheilbar und verläuft in der Regel schleichend. Bewegungen werden langsamer und unsicherer, weshalb Tischtennis den therapeutischen Ansatz steigert. Die Symptome in der Motorik führen dann bei den Betroffenen oft zu Fehldeutungen, Scham und sozialem Rückzug, wo der Sportverein entgegenwirken kann. Durch Bewegungsverzicht wird der Fortschritt der Krankheit zudem beschleunigt. PPP hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Betroffenen und auch die Angehörigen mehr zu einer aktiveren Lebensführung zu bewegen.
Wodurch Parkinson verursacht wird, ist noch weitgehend ungeklärt. Bekannt ist hingegen, was die symptomatischen Bewegungsstörungen hervorruft: das Absterben von dopaminproduzierenden Nervenzellen. Hier setzt auch die medikamentöse Therapie an, indem sie dem erkrankten Gehirn Dopamin zuführt oder dessen Bildung anregt. Aufgehalten werden kann der schleichende, in der Regel schon Jahre oder Jahrzehnte vor seiner Entdeckung einsetzende Krankheitsprozess dadurch nicht, bestenfalls verlangsamt. Problematisch ist auch die auf Dauer nachlassende oder schwankende Wirkung der Medikamente. Parkinson-Patienten wird daher geraten, die medikamentöse Therapie durch eine physische zu ergänzen – durch Bewegung. Naturgemäß erfordert das mehr Überwindung und Stehvermögen als die Einnahme von Tabletten. Umso wichtiger daher ein möglichst vielfältiges Angebot, das einlädt, in Bewegung zu kommen. Neben Tischtennis eignet sich auch Tanzen oder sogar Boxen für Parkinson-Patienten.
Weltweit sind etwa 2000 Spieler bei PPP registriert, wovon sich etwa zehn Prozent auch in Turnieren regelmäßig messen. Mittlerweile gibt es zwar Querelen zwischen PPP und dem Tischtennis-Weltverband, was sich aber auf die wichtige Arbeit in den lokalen Vereinen nicht auswirkt. „Wir wollen weiter ein Verein für alle sein und glauben, dass unser „Parkinson- & Jedermann-Angebot“ nicht nur für Parkinson-Patienten, sondern für viele Menschen wieder ein Einstieg in den Sport und eine Steigerung der Lebensqualität bedeuten kann“, so Halfpap zuversichtlich.
Das erste Training beim WTW ist am Montag, den 13. März um 20 Uhr geplant. Danach soll das Training zunächst jeden zweiten und vierten Montag im Monat um 20 Uhr stattfinden. Die Tischtennissparte des WTW stellt dazu Tische und am Anfang auch einen Trainer zur Verfügung, der den Teilnehmern die wichtigsten Techniken im Tischtennis näherbringt.
Foto: Jörg Halfpap (links) ist dankbar, dass die WTW-Tischtennissparte mit erfahrenen Spielern wie Hartmut Philip beim Training unterstützt