Geh-Fußball entwickelt sich zum Renner
Neues WTW-Angebot stößt auf viel Interesse
Weenzen/Thüste (gök). „Jungs bleiben Jungs“, heißt es in einem Sprichwort, dass sich immer wieder bewahrheitet. Auch im höheren Alter leuchten die Augen, wenn ein Ball vor Männern und auch Frauen über ein Spielfeld rollt. Allein der körperliche Zustand erlaubt es nicht mehr jeder Person, dem Ball auch in hoher Geschwindigkeit hinterherzulaufen und ihn mit weiten Schüssen über den Platz zu treiben. Die meisten aktiven Fußballer beenden ihre eigene Fußballkarriere vor allem wegen körperlicher Beschwerden, die sich meist über Jahrzehnte eingestellt haben und eine Fortsetzung des geliebten Fußball-Hobbies verhindern.
„Es gibt zwar viele Sportangebote, die man bis in das hohe Alter betreiben kann und auch beim WTW bieten wir viele Möglichkeiten. Doch nicht alle ehemaligen Fußballer können sich für die Angebote begeistern, weshalb wir diesen alten und auch neuen Mitgliedern mit Geh-Fußball ein neues Angebot machen“, erklärt der WTW-Vorstand im Gespräch. Nach anfänglicher Zurückhaltung kamen die letzten beiden Trainingsabende sehr gut bei alten und bald vielleicht neuen Mitgliedern an, die in der Sporthalle in Thüste dann gegeneinander wieder den Ball laufen ließen. „Nach dem ersten Training habe ich zwar meinen Körper einige Tage sehr intensiv gemerkt, aber es hat viel Spaß gemacht“, erklärte ein Geh-Fußballer während des zweiten Trainings. Der Geh-Fußball kann nun ein weiterer Mosaik-Stein im Sportangebot des WTW Wallensen werden und dort seinen festen Platz finden. Jeden ersten und dritten Montag im Monat um 20 Uhr rollt der Ball in der Thüster Sporthalle und in den warmen Monaten geplant auch unter freiem Himmel.
Erfunden wurde der Sport als „Walking-Football“ 2011 im Mutterland des Fußballs in England. Der Weltfußballverband FIFA hat Geh-Fußball mittlerweile auch als eigene Sportart anerkannt, die in vielen Regionen wächst. Unter freiem Himmel wird meistens über vier Mal 15 Minuten im sechs gegen sechs ohne Torwart gespielt. Das Spielfeld ist dann auf 42 mal 21 Meter abgesteckt, wo ohne Abseits auf kleinere Tore mit ein Meter Höhe und drei Meter Breite gespielt wird. Davor ist ein Halbkreis markiert, der ähnlich wie beim Handball nicht betreten werden darf.
In der Thüster Sporthalle spielen es die vielen männlichen und auch eine weibliche Spielerin über die ganze Größe auf kleine Turnkästen, die nur berührt werden müssen. „Wir nutzen einfach die Möglichkeiten in der Turnhalle ohne großen Aufwand. Eigentlich braucht man so nur einen Fußball“, erklären die Organisatoren. Fußball im Gehen ist eine Alternative für Menschen, denen die übliche Form mit zu viel Schnelligkeit, Körpereinsatz, Belastung und Verletzungsrisiko verbunden ist. Der Sport bietet sich daher auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen an.
Die Grundregeln sind für alle denkbar einfach. So ist rennen mit und ohne Ball verboten, weshalb immer ein Fuß den Boden berühren muss. Dadurch ist immer schnelles Gehen notwendig, was den Puls auch etwas höherschlagen lässt. Der Ball darf zudem nicht über Hüfthöhe gespielt werden, da Kopfbälle verboten sind und das Verletzungsrisiko minimiert wird.
Bei der Veröffentlichung des Angebotes war zuerst noch viel Skepsis vorhanden und viele ehemalige Fußballer mussten direkt angesprochen werden. Nach dem ersten Test verdrängte der Spaß aber schnell die Skepsis. Nach einer Stunde Spiel folgte dann schließlich in der Kabine immer die Nachbesprechung bei einem Kaltgetränk, wo natürlich auch die ein oder andere Anekdote aus früherer Zeit nicht fehlen durfte. Mit Blick auf die gesellschaftliche Alterspyramide und die demografische Entwicklung glauben die WTW-Verantwortlichen, dass das Angebot in Zukunft noch einen größeren Zulauf bekommt. Interessierte Spieler können sich bei Fitness-Spartenleiter Christian Göke unter Tel 0172-5671180 (gerne per SMS/WhatsApp) immer melden und auch in das Angebot hineinschnuppern. So kann man entspannt testen, ob einem das neue Vereinsangebot des WTW gefällt und man nach der Schnupperphase eine Vereinsmitgliedschaft abschließen möchte.
„Alle Teilnehmer verbindet bei allen Unterschieden die Liebe zum Spiel, die man so auch im hohen Alter oder mit körperlichen Einschränkungen noch erleben kann. Einige Geh-Fußballer finden so auch wieder den Einstieg in den generellen Sport und ein erfüllteres Leben im Alltag“, sind die Organisatoren von der Idee überzeugt. Mehrere Verbände setzen sich sogar dafür ein, dass Geh-Fußball als Reha-Sport anerkannt wird. Das könnte langfristig sogar für noch weiteren Zulauf und mehr Akzeptanz sorgen. So bildet der Geh-Fußball eine interessante Alternative zu bewährten Angeboten wie Gymnastik oder Nordic Walking.
Foto: Den Teilnehmern beim zweiten Geh-Fußball-Abend des WTW macht der Sport viel Spaß