Als Kommunikation noch über das Radio erfolgte

Alfelder hört als Einziger Signal aus Schweden

Alfeld (gök). Jörg Beining war vor rund fünf Jahrzehnten für die Bundeswehr im Kalten Krieg bei der Elektronischen Kampfführung als Funker tätig. Nur wenige Kilometer entfernt von der innerdeutschen Grenze klärte er im Schichtbetrieb im Funkverkehr auf. Noch heute hat er eine große Affinität zum Funken und betreibt Zuhause in Langenholzen eine kleine Anlage, wo er als Hobbyfunker in Funk- und Radioverkehr aus der ganzen Welt hineinhört.

Erst kürzlich konnte er Radiosender aus Indien, Brasilien und Washington aufnehmen. Die Bedeutung der Radiosender in der Öffentlichkeit hat mit der Zunahme von Smartphones zwar abgenommen, doch laut Beining wird die Bedeutung von Radiosendern in Krisenzeiten wie derzeit mit dem Ukraine-Krieg eventuell auch wieder zunehmen. Radiosender haben den Vorteil, dass sie nicht so leicht zwangsabgeschaltet werden und die Bevölkerung informieren können.

Früher war die Bedeutung von Radiosendern noch größer, wie man noch heute an dem historischen Längstwellensender Grimeton in Schweden sehen kann. Die dortige Anlage feiert nächstes Jahr ihren 100. Geburtstag und wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die dortige Anlage ist der einzige noch funktionstüchtige Maschinensender der Welt und wird nur zu besonderen Anlässen betrieben.

Ein besonderer Anlass war nun der Weltradiotag am 13. Februar diesen Jahres. Der Empfang aus Schweden ist im sehr tiefen Frequenzbereich der Langwelle aber nicht ohne entsprechende Technik möglich und nicht immer einfach. Beining war es an dem Tag als einzigem Bewohner des Landkreises Hildesheim laut der Übersicht der Schweden gelungen, die gesendeten Signale aufzunehmen. „Ich freue mich sehr darüber, auch wenn das Signal nur sehr schwach in Alfeld ankam“, so Beining. Die von einem Verein geführte Anlage in Schweden ist gewaltig, verfügt sie doch neben der eigentlichen Sendetechnik auch über eine Alexanderson-Antenne mit zwölf 2,2 Kilometer langen Kupferdrähten, die an sechs wie riesigen Hochspannungsmasten aussehenden Türmen mit 127 Metern Höhe und 46 Meter breiten Querarmen aufgehängt sind. Die Anlage wurde 1995 nach dem Ende des Kalten Krieges in perfektem Betriebszustand aus Gründen des sinkenden militärischen Interesses geschlossen. Zur Sendeanlage in Grimeton gehören auch einige Kurzwellenantennen und ein 1966 errichteter 260 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast zur Verbreitung von Hörfunk- und TV-Programmen.

„Der Radiotag am 13. Februar soll auf das Medium Radio aufmerksam machen“, erklärt Beining. Verschiedene ähnliche Anlagen in der ganzen Welt wurden mittlerweile abgebaut, was die schwedische Anlage so besonders macht. Zwar war Beining der einzige bekannte Empfänger im Landkreis Hildesheim, doch aus den Nachbarlandkreisen kamen noch einige wenige weitere Empfänger hinzu. Die Neujahrsansprache des schwedischen Königs zur Jahrtausendwende hatten von der Anlage aber auch nur noch etwa hundert Menschen auf der ganzen Welt empfangen.

Anders als für den Betrieb von Radiosendern benötigt man als Hörer wie Beining keine Lizenz. „Als sogenannter Wellenreiter höre ich so einfach in die Welt hinein, wobei man aber während der Dunkelheit den besten Empfang hat. Es ist einfach sehr interessant, was man da so hört. Selbst Radiosender mit kleiner Leistung aus Südamerika kann man teilweise hier empfangen. Früher sendeten auch viele Sender auf der Mittelwelle, was aber stark zurückgegangen ist“, so Beining. Sender aus Großbritannien oder Frankreich senden immer noch regelmäßig und auch der Deutsche Wetterdienst ist immer noch über das Radio aktiv und informiert seine Hörer. Auch Wetternachrichten vom Flughafen Hannover werden ständig zur Info für die Flugzeuge wiederholt. Vor einigen Jahren hat Beining seine Technik auch auf digital umgestellt und so die Technik auch der Zeit angepasst. Mit seiner Zimmerantenne ist so weiter in der Lage, aus Alfeld in die Welt hineinzuhören und manchmal dann auch besondere Nachrichten wie zuletzt aus Schweden aufzunehmen.

Foto5706: Mit seiner Funktechnik hört Beining in die ganze Welt hinein

Foto5707: Die Zimmerantenne reicht Beining für guten Empfang