Schreckensszenario als Warnung
Präventionsteam der Polizei erinnert am Bruchsee an Rettungspflichten
Duingen (gök). Zusammen mit der Verkehrswacht Alfeld veranstaltete das Präventionsteam der Polizeiinspektion Hildesheim wieder eine Aktion zum Thema unterlassene Hilfeleistung am Unfallort. Schon im November 2021 wurde eine erste Aktion dieser Art im Alfelder Wald und später noch einmal bei Betheln durchgeführt.
Auf die Verkehrsteilnehmer wartete an der Bundesstraße 240 in Höhe des Parkplatzes am Bruchsee ein Schreckensszenario, was sich kein Verkehrsteilnehmer wünscht. Ein PKW, ein Mofa und ein Transporter waren direkt an der Abfahrt zum Parkplatz von der Polizei, dem THW und einem Abschleppunternehmen so positioniert worden, dass jeder Vorbeikommende von einem schweren Unfall ausgehen musste. Helfer vom ASB hatten auch zwei Mitwirkende von der Feuerwehr Elze als Statisten so geschminkt, dass sie als Unfallopfer am Unfallort auf Hilfe warteten. Für eine realistische Unfallannahme hatte das THW auch noch eine Nebelmaschine im Motorraum des verunfallten PKW positioniert, weshalb Qualm aus dem Auto hervorkam. Einsatzleiter Polizeioberkommissar Christian Koplin hatte vorher im Feuerwehrgerätehaus Fölziehausen bei einer Befehlsausgabe die Aufgaben unter den rund 20 beteiligten Personen verteilt.
Ziel war es, die Reaktion von Verkehrsteilnehmern zu beobachten, wenn sie auf die Unfallstelle zukommen. Unmittelbar danach wollte man mit denen ihr Verhalten besprechen. Direkt an der Unfallstelle hatte sich Christian Koplin versteckt, der den Unfall sofort aufklärte, wenn Verkehrsteilnehmer anhielten und die Unfallstelle aufsuchten. Vor Ort wurden die Verkehrsteilnehmer dann zuerst für ihr Eingreifen gelobt, dann aber auch ins Detail gegangen. „Was hätte man nach dem Anhalten gemacht? Notruf, absichern der Unfallstelle, da kann man viel fragen. Viele wissen auch gar nicht, wo man Warndreieck, Verbandskasten oder Warnweste im eigenen Auto findet. Da sollte man sich mal Gedanken machen und sich im Auto sortieren. Wir empfehlen etwa, die Warnweste in der Türablage zu positionieren. So hat man sie beim Unfall sofort griffbereit“, gab Koplin vor Ort auch viele Tipps. Generell war die Polizei aber immer dankbar, wenn man überhaupt anhielt. Insgesamt haben in 75 Minuten während der Übung immerhin 107 Verkehrsteilnehmer gestoppt, während 321 vorbeigefahren sind. Sofern nicht schon beschäftigt, wurden die vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmer dann in Fölziehausen oder am Quarzsandwerk in der anderen Richtung rausgezogen und über den Straftatbestand der Unterlassenen Hilfeleistung im Falle eines richtigen Unfalls belehrt. Vor Ort unterstützten dort Stephanie Klages und Lars Kappei vom Ordnungsamt der Samtgemeinde bei den Belehrungen und verteilten auch Flyer mit dem richtigen Verhalten am Unfallort. Während einige Verkehrsteilnehmer einsichtig waren, bekamen die Polizeibeamten auch viele Ausreden zu hören. Nicht einverstanden waren die Polizisten aber mit der Aussage, dass man den Unfall nicht gesehen habe. „Daran konnte man nicht vorbeifahren, ohne das zu sehen“, so Koplin. Koplin stellt aber auch klar, dass man auch vor Ort unterstützen kann, wenn schon Polizei vor Ort ist. „An einer Unfallstelle gibt es immer etwas zu tun. Da ist jeder für Unterstützung dankbar und zumindest nachfragen kann man vor Ort“, so Kopling, der aber im Großen und Ganzen mit der Übung sehr zufrieden war. Ein großes Danke richtete er dabei vor allem an die vielen Ehrenamtlichen vor Ort, die in ihrer Freizeit unterstützten. Christian Kerner etwa war für Koplin ein wichtiger Ansprechpartner mit den entsprechenden Kontakten zu anderen Institutionen, die so eine Aktion realitätsnah gestalten können.
Laut Koplin kann man die Aktion am Bruchsee zwar nicht eins zu eins mit den ersten beiden Aktionen dieser Art vergleichen, aber das Verhalten am Bruchsee war schon besser. „Die Verkehrsdichte auf der Bundesstraße war aber höher und teilweise haben die Verkehrsteilnehmer dann schon in Kolonne angehalten“, so Koplin. An besonders gut reagierende Verkehrsteilnehmer hat der Einsatzleiter gleich vor Ort dann Gutscheine für einen Erste-Hilfe-Lehrgang von der Verkehrswacht verteilt, wo man sein eigenes Können noch weiter verbessern könnte. Die Polizei stellt aber klar, dass man vor Ort lieber schlechte Erste Hilfe leistet als gar keine. Wenn nun einige Verkehrsteilnehmer wachgerüttelt wurden über eigenes Verhalten, kann man die Aktion nach Einschätzung der Verantwortlichen schon als Erfolg bezeichnen. „Wie mag es sich wohl anhören, wenn man selber als Verletzter am Straßenrand liegt und Autos nur vorbeifahren“, fragten sich vielleicht nicht nur die Polizeibeamten.
Foto7685: Eine Nebelmaschine simulierte verdampfendes Kühlwasser
Foto7584: Vor der Aktion gab es eine Befehlsausgabe im Feuerwehrgerätehaus Fölziehausen
Foto7596: Yvonne Noack vom ASB schminkte die Unfallopfer
Foto7616: Vor Ort wurden auch Flyer mit Hinweisen verteilt
Foto7635: Lars Kappei vom Ordnungsamt und Polizeihauptkommissar Michael Hartleib belehrten die Verkehrsteilnehmer gleich vor Ort
Foto7643+7644: Das Unfallszenario vor Ort musste jedem Verkehrsteilnehmer sofort auffallen