Biowärme könnte Oldendorf versorgen
Erweiterung der Biogasanlage geplant / Bürgerschaftliches Engagement gefordert
OldendorfBenstorf (gök). Die Energiewende ist in Deutschland derzeit das allumfassende Thema und sorgt für viel Stirnrunzeln bei Hausbesitzern. Gerade Besitzer von älteren Häusern stehen vor schwierigen Aufgaben, um ihre Heizung zukunftssicher aufzustellen. In Oldendorf versorgt ein Blockheizkraftwerk der Biogasanlage der Bioenergie Saaletal schon einige Altbauten mit Wärme und auch kommunale Gebäude wie die Grundschule in Oldendorf oder die benachbarte Sporthalle profitieren von der Anlage.
„Die Wärmewende muss kommen und die Wärmeversorgung wird in den nächsten Jahren auch umgestellt. Wärmepumpen sind aber für ältere Häuser kaum geeignet und viele werden auf Alternativen angewiesen sein. Ich bin sehr froh über die derzeitige Entwicklung in Oldendorf, wo der Ort mit dem bestehenden Wärmenetz schon weit vorne ist. Die Betreiber wollen sich nun zukunftsträchtig aufstellen, was wir als Kommune sehr begrüßen“, stellte Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening in der Ortsratssitzung im Dorfkrug Oldendorf klar. Der Ortsrat war aufgrund einiger Krankheitsfälle und beruflicher Verpflichtungen zwar nicht beschlussfähig, aber schon vorher waren positive Tendenzen für das Vorhaben bei den Ortsratsmitgliedern laut Ortsbürgermeister Eckhard Füllberg (CDU) spürbar.
Die Gesellschafter der Bioenergie Oldendorf wollen die Anlage vergrößern, wenn sich genügend Abnehmer für die Wärme finden. Gesellschafter Horst-Friedrich Hölling erklärte den Anwesenden, was sich die Betreiber für die Zukunft vorstellen könnten. Für das jetzt überlegte Projekt wäre aber laut Hölling bürgerschaftliches Engagement erforderlich. Eine Energiegenossenschaft könnte ein Wärmenetz in Oldendorf oder auch Benstorf betreiben, wodurch das Projekt leicht umgesetzt werden könnte. „Es gibt derzeit eine enorme Unterstützung der Politik für solche Vorhaben“, erklärt Hölling die Gedanken der Gesellschafter. Die Erweiterung der Anlage mit Wärmespeicher, Gasspeicher oder Erweiterung der Motoren würden dann die Betreiber der Biogasanlage tragen, die mit einer Genossenschaft zusammenarbeiten könnten. Mitglieder einer Energiegenossenschaft würden von günstiger Wärme profitieren und die Gesellschafter der Biogasanlage müssen weniger Investitionen selber tragen. „So könnte die Last auf mehrere Schultern verteilt werden und alle davon profitieren“, so Hölling in der Sitzung. Mit einer erweiterten Anlage könnten die Gesellschafter auch Strom produzieren, wann er wirklich gebraucht wird. Der Gas- und der Wärmespeicher könnten zudem eine stabile Wärmeversorgung für Oldendorf oder auch benachbarte Gebäude in Benstorf sicherstellen.
Pommerening stellte aber in der Sitzung klar, dass man mit den Überlegungen noch am Anfang steht. Ortsbürgermeister Füllberg erklärte zudem, dass in einer kurzfristig neu angesetzten Ortsratssitzung darüber beschlussfähig beraten werden soll. Für die Erweiterung der technischen Anlage benötigt die Bioenergie Saaletal etwa ein Viertel des Sportplatzes in Oldendorf, der derzeit sowieso kaum noch genutzt wird. Pommerening stellte aber klar, dass ein Standard-Fußballplatz dort dann nicht mehr darstellbar ist. Bolzplatz und Sportmöglichkeit für die Grundschule würden aber bei einer Umsetzung trotzdem erhalten bleiben. Benötigt werden etwa 25 Prozent vom hinteren Teil des Sportplatzes, wo auch bis auf wenige Ausnahmen die Bäume rund um den Sportplatz erhalten bleiben sollen. Durch die beabsichtigten Speicher könnte eine hundertprozentige Wärmeversorgung angeboten werden, wodurch kein eigenes Heizungssystem in den angeschlossenen Häusern mehr notwendig wäre. Ein angedachter Batteriespeicher würde auch dafür sorgen, dass die Stromversorgung der eigenen Anlage immer sichergestellt wäre. Eine solche Anlage wäre auch für die Biogasanlagenbetreiber zukunftssicher, da die bisherigen Verträge 2030 für die Stromproduktion auslaufen.
Geplant ist jetzt, dass der Ortsrat das Thema noch einmal behandelt und dann auch der Bauausschuss der Gemeinde über eine notwendige Änderung des Bebauungsplans berät. Eine Änderung wäre notwendig, da nach derzeitigem Stand eine Erweiterung der Anlage dort nicht möglich wäre. „Wir sind noch ganz am Anfang, für die Region wäre das aber eine riesige Chance“, so Pommerening. Eine Änderung des Bebauungsplans wäre zunächst wohl der langwierigste Schritt, wobei weitere Schritte schon parallel betrieben werden könnten. Bisher produziert die bestehende Anlage jährlich vier Millionen Kilowattstunden Wärme, wovon bisher nur etwa 25 Prozent laut Hölling verbraucht werden. Derzeit kann noch nicht berechnet werden, wie viele weitere Häuser nach jetzigem Stand noch angeschlossen werden könnten, da die Verbräuche pro Haus meistens zwischen 25 000 und 50 000 Kilowattstunden je nach Energiebedarf liegen. „Ein Liter Heizöl entspricht ungefähr zehn Kilowattstunden“, erklärte Hölling in der Sitzung. Zu weiteren Berechnungen wären die Biogasanlagenbetreiber später aber auf Daten der Gemeinde angewiesen. Anwesende Einwohner in der Sitzung stellten aber schon fest, dass ein Anschluss an die Wärmeversorgung für viele Bestandsbauten sehr interessant wäre. Das positive Stimmungsbild nimmt Pommerening jetzt mit und wird die politischen Beratungen dazu weiter forcieren.
Foto Sportplatz: Der hintere Teil des Sportplatzes müsste für eine Erweiterung der Anlage genutzt werden
Foto BHKW: Bisher liefert das Blockheizkraftwerk schon zuverlässig Wärme für einige Gebäude